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Thanksgiving

Die Luft ist rein. Endlich. Letzte Woche hat es das erste Mal seit März richtig doll geregnet – und selten habe ich den Regen so herbei gesehnt. Es hat wie aus Eimern geschüttet, die Straßen waren überschwemmt, aber der Himmel war eben auch wieder blau, als die Sonne wieder zum Vorschein kam. Der Regen hat den ganzen Dreck aus der Luft gewaschen und auch das Bekämpfen der Brände deutlich unterstützt.

Ansonsten standen letzte Woche einige Highlights an. Da wäre zuerst unser 15 jähriges Jubiläum, das wir mit einem Abendessen bei Commis, dem einzigen Restaurant mit zwei Michelin-Sternen in Oakland, gefeiert haben. Das Essen war berauschend und sehr avantgarde. Nichts für jeden Tag, aber gerade deswegen etwas ganz Besonderes, mit speziell abgestimmten Weinen für jeden Gang. Danach stand ja noch mein Geburtstag an, wie jedes Jahr etwas im Schatten von Thanksgiving, dem traditionellen Beginn der Vorweihnachtssaison. Groß gefeiert habe ich nicht. Nach Drinks mit ein paar Kollegen und Freunden waren C und ich dann noch Schnitzel und Käsespätzle in San Francisco essen. C hat mir eine Kala Ukulele geschenkt: handmade in Petaluma, CA.

Dann stand natürlich noch Thanksgiving auf dem Programm. Wir haben uns nach langem hin und her gegen einen Truthahn entschieden und stattdessen mit Cait und Natascha bei uns zu Hause Tortellini und Canneloni selber gemacht. Das war mindestens genauso lecker, aber auch mindestens genauso viel Arbeit wie ein Truthahn. Dennoch, wir hatten einen schönen und entspannten Tag mit gutem Essen, Wein und Sonnenschein. Während des gesamten Abends lief das mp3 Mixtape, das mein Vater mir zum Geburtstag zusammengestellt hatte – zur Begeisterung unserer Gäste. Nur in die Sauna haben wir es nicht mehr geschafft.

Thanksgiving-Zeit ist natürlich auch Shopping-Zeit. Der Black Friday hat es ja mittlerweile auch nach Deutschland geschafft. Wir haben uns nicht allzu sehr aus dem Fenster gelehnt, uns allerdings ein paar neue Küchengeräte und ordentliche Küchenmesser gegönnt – nach 15 Jahren zusammen muss man das nicht mehr als böses Omen werten. Wir kochen nach wie vor sehr gerne zusammen und das geht mit den neuen Messer noch reibungsloser.

Natürlich haben wir über das lange Vier-Tage-Wochenende auch etwas an unserem Sprinter gebastelt und meterweise Elektrokabel für Licht und Strom gezogen. Der Ausbau geht leider nur sehr langsam voran, aber wenn die Kabel fertig verlegt sind, können wir mit der Isolierung anfangen. Nächstes Wochenende könnte es soweit sein.

Am Samstag waren wir bei Freunden eingeladen. Dort gab es Truthahn à la Mexico, d.h. mit Mole, Tortillas und Tamales. Danach sind wir alles zusammen in den Cobb’s Comedy Club und haben uns Roy Wood Jr., bekannt aus der Daily Show, angesehen. Auf gutes Essen folgte eine gute Show mit reihenweise Lachern. Irgendwie hat es auch mal etwas, wenn ein Schwarzer sich über Weiße und Asiaten lustig macht.

Apropos, Truthahn: Jetzt muss ich doch noch ein Bekenntnis ablegen. Als wir am Freitag im Rahmen unseres Black-Friday-Shoppings bei Costco waren, fielen uns sofort die verbliebenen, jetzt stark reduzierten Truthähne auf. $30 Rabatt auf einen Diestel Heirloom Bio-Truthahn, da konnten wir nicht “nein” sagen. Wann bekommt man sonst so einen Vogel für $26? Und so gab es halt am Sonntag nach Thanksgiving den obligatorischen Truthahn bei uns. Warum eigentlich nicht?

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Miese Luft!

Es hat sich gelohnt

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Die Midterms sind jetzt mehr als eine Woche her und es wird immer noch gezählt. Ich habe ein paar Tage gebraucht, um alles zu verarbeiten, denn ein klarer Denkzettel für den Präsidenten war diese Wahl nicht! Jeder, der auf eine eindeutige Trotzreaktion der Wähler gehofft hatte, eine Rückkehr zu amerikanischen Werten, der war erstmal enttäuscht, als klar wurde, wie knapp die Wahlen tatsächlich werden würden. Dazu gehört auch ich.

Eine Woche später sieht alles schon wieder etwas anders aus. Die Demokraten haben im House of Representatives 36 Sitze und damit die klare Mehrheit errungen (231 Sitze, 218 bedeuten die Mehrheit). 6 Sitze stehen immer noch aus, da nachgezählt werden muss. Auch Josh Harder, für den wir in Tracy um die Häuser gezogen sind, war siegreich. Im Senat sieht die Lage weit weniger schlimm aus als zunächst befürchtet. Krysten Sinema wurde diese Woche in Arizona zur Siegerin erklärt. Damit haben die Demokraten netto nur einen Sitz an die Republikaner verloren. In Florida wir allerdings noch nachgezählt (zuerst maschinell, nun per Hand). In Mississippi kommt es zur Stichwahl, mit knappen Vorteilen für die Republikaner. Die Demokraten haben in mehreren Staaten, die Trump 2016 deutlich für sich entscheiden konnte, Siege davon getragen. Dabei wurden so viele Frauen gewählt wie noch nie zuvor. Bei den Republikanern sah das völlig anders aus. Es dominieren weiterhin weiße Männer. Auch wenn mit Florida und Ohio zwei für die Präsidentenwahlen wichtige Staaten weiterhin in der Hand der Republikaner geblieben sind, kann man dennoch von einer Blauen Welle reden – auch wenn es zunächst nicht danach ausgesehen hatte.

Eine blaue Welle des Regens könnten wir auch gerade gut gebrauchen in Kalifornien. Eigentlich beginnt die Regenzeit im November, aber seit Monaten ist kein Tropfen gefallen. Dafür wüten zwei riesige Feuer, eines nördlich von Sacramento, das andere in Malibu. Dort sind zig Villen von Prominenten den Flammen bereits zum Opfer gefallen – auch die von Thomas Gottschalk. Das Ausmaß der Zerstörung ist beklemmend und die Flammen wüten weiter. Bei uns in San Francisco ist die Luftqualität so schlecht, dass die Menschen auf der Straße mit Schutzmasken herumlaufen. Kräftige Winde blasen seit Tagen den Rauch zu uns. Der Himmel ist grau, ein Nebel aus Rauch hängt über San Francisco, die Sonne kommt nicht durch. Die Stimmung ist beinahe apokalyptisch. Morgen bleiben alle Schulen geschlossen, die Menschen sind aufgerufen in ihren Häusern zu bleiben. Ich merke es auch auf der Lunge. Die Rußpartikel setzen sich fest. Beide Feuer sind noch nicht unter Kontrolle. Die Feuerwehrleute kämpfen ohne Unterlass, aber das schon seit Monaten.

Ich kann ohne Übertreibung sagen, dass die Feuer in Kalifornien spürbar zugenommen haben, seit wir hier wohnen – in nur 7 Jahren. Der Klimawandel ist real. Seine Effekte werden sich zu unseren Lebzeiten weiter verstärken. Das Ende ist noch lange nicht erreicht. Mal sehen, wie viele Warnschüsse wir Menschen noch brauchen, bevor wir das Problem endlich ernsthaft angehen.

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Piraten der Suedsee

Wir spielen auf Sieg

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Es ist Anfang November und unser Urlaub in der Südsee scheint gerade unendlich weit weg. Es ist viel passiert seit unserer Rückkehr nach Kalifornien. Da war zuerst der Schock bei der Heimkehr: Unser Van, seit nunmehr 4 Jahren immer an derselben Stelle in San Bruno in geparkt wenn wir auf Riesen gingen, war weg. Ungläubig starrten wir auf die Stelle, an der wir ihn zurückgelassen hatten. Nichts. Am nächsten Tag fanden wir heraus, dass er von einem Nachbarn als verlassen gemeldet und dann abgeschleppt worden war. Dieser Witz kostete uns mal eben $1000. Wir waren wütend fühlten uns verarscht. Jetzt weiß ich immerhin wie die Abschlepp-Gangs ihr Geld verdienen. Ab sofort fahren wir nur noch per Taxi oder im Bart zum Flughafen!

In Berkeley fanden wir dann als nächstes heraus, dass unsere Nachbarin Barbara überraschend verstorben war. Seitdem wohnt ihre Tochter alleine in dem Haus nebenan. Wir grüßen und unterhalten uns, aber gut kennen tun wir sie noch nicht. Dafür haben wir auf ihrem Yard-Sale eine Vase ihrer Mutter als Erinnerung gekauft. Barbara war außerdem unser “Block-Captain”, weswegen C kurzerhand unsere diesjährige National Night Out mit organisierte. Die Straße wurde gesperrt, der Grill heraus geholt, die Nachbarn eingeladen. Es mag vielleicht albern klingen, aber es macht Spaß, mit den Nachbarn auf der Straße zu grillen und zu quatschen! Dabei konnte C und mir nicht entgehen, dass wir allgemein als “die mit dem Tesla” bekannt waren. “In welchem Haus wohnt Ihr denn? Ach, Ihr seid die mit dem Tesla”. Jetzt haben wir unsere Schublade weg.

Apropos Tesla, mittlerweile stehen 3 Autos vor unserem Haus. Wir haben nach reiflicher Überlegung kurzen Prozess gemacht und einen der letzten 4×4 Mercedes Sprinter gekauft, die in den USA noch zu haben sind. In Deutschland wurde der Modellwechsel schon vollzogen, die Fabrik in South Carolina hinkt allerdings noch hinterher. Dort werden ja eh nur die in Deutschland gebauten und dann für den Transport nach Amerika wieder zerlegten Sprinter zusammengesetzt. Warum würde man so etwas machen? Ganz einfach, es gibt seit den 60er Jahren die sogenannte Chicken Tax – 25% Strafzölle auf leichte Lastwagen. Ursprünglich als umfangreiche Antwort auf von Deutschland und Frankreich erhobene Zölle auf amerikanische (Chlor-) Hühner gedacht, macht sie heute nur noch VW und Mercedes das Leben schwer. Werden die Sprinter in den USA zusammengesetzt, entfallen die Zölle. So ein Sprinter ist schon lange Cs Traum. Wir haben bereits angefangen unseren neuen Van mit Hochdach zum Camper ausbauen (mit Solar- und Batterieanlage, Heizung und Warmwasser, Mountainbikegarage, und vielem mehr), aber es wird noch Monate dauern, bis er fertig ist. C meint wir hätten nun den perfekten Fuhrpark. Unser treuer weißer NASA-Van wird verkauft.

Im Oktober übersprang die Square-Aktie dann erstmals die magische $100 Grenze – nur um zwei Wochen danach wieder auf $69 zu fallen. Die Börse ist nervös, der drohende Handelskrieg mit China wiegt schwer. Und so sind wir doch wieder bei Präsident Trump, der mittlerweile seit fast zwei Jahren regiert. Im Moment tut er wieder, was er am besten kann: seine Basis mobilisieren. Am Dienstag wird gewählt. Die Midterms stehen an. Es sieht gut aus für die Demokraten, wahrscheinlich werden sie die Mehrheit im Repräsentantenhaus erobern. Wir haben dennoch Schiss. Die skandalöse Wahl Brett Kavanaughs zum obersten Richter, trotz Vorwürfen der versuchten Vergewaltigung, hat wieder offenbart, wie gespalten das Land ist. Demokraten und Republikaner – beide Seiten hören, lesen und glauben nur, was sie glauben wollen. Und Trump tut wieder alles, um Furcht zu sähen. Von morgens bis abends spricht er nur noch von der Flüchtlingskarawane aus Mittelamerika. 5,000 Soldaten hat er an der Grenze stationiert – mit Schießbefehl!

Es ist an der Zeit, dass diesem Mann und seinen Schergen Einhalt geboten wird. Am Wochenende war ich mit 6 Mitstreitern in Tracy, Kalifornien unterwegs, um Werbung für die Demokraten zu machen. Wir waren den ganzen Tag auf den Beinen und haben 500 Häuser abgeklappert. Wie ist die Stimmung? Das lässt sich leider nicht so einfach sagen. Dennoch habe ich ein besseres Gefühl als vor 2 Jahren. Die Menschen sind nicht glücklich mit der Rhetorik ihres Präsidenten. Da aber eben auch die Wirtschaft brummt, bleibt es abzuwarten, ob es tatsächlich einen Politikwechsel gibt. Der Vorsprung der Demokraten schmilzt, aber die Mehrheit der Amerikaner wünscht sich, dass die Macht des Präsidenten beschnitten wird. Dafür müssten sie eigentlich nur zur Wahl gehen!

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Ende gut, alles gut

Raiatea und Huahine

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In der Lagune von Bora Bora verbrachten wir dann zwei Nächte, eine am Flughafen, wo Touristen mit Booten von der Landebahn auf die Hauptinsel befördert wurden, und eine am Südende der Insel. Leider waren die Korallen dort allesamt weiß und abgestorben, so dass es unter Wasser nicht viel zu sehen gab. Weiter ging es zurück nach Raiatea, wo wir in unserer Charterbasis frisches Bettzeug und Wasser an Bord nahmen. Wir unternahmen mit James, einem im Internet bekannten Einheimischen, einen Ausflug auf dem Fluss Faaroa. James zeigte uns vom Wasser aus die Plantagen seiner Familie und wies dann seine Assistentin an, uns zu zeigen, wie man aus Bananenblättern auf traditionelle Weise Körbe flechtet. Sehr interessant, wir durften sogar mitmachen. Zum Abschied gab es eine ganze Staude grüner Bananen, die, so viel sei vorab verraten, nicht mehr rechtzeitig reif wurden. Schade.

Weiter ging es zum Marae Taputapuatea, dem religiösen Zentrum der gesamten Südsee. Von überall her kommen die Insulaner (sogar aus Hawaii), um sich die Überreste dieser heiligen Tempelanlage anzusehen. Tatsächlich waren die gepflasterten Plätze, wo die Göttern angebetet und Opfer erbracht wurden, noch gut zu erkennen. Weiter ging es (wieder unter Motor) nach Huahine, der letzten Insel auf unserer Tour. Dort gönnten wir uns im Hafen von Fare Pizza, die wir nach Anbruch der Dunkelheit mit dem Dinghy im Hafen abholten und dann an Bord verspeisten. Im Südwesten von Huahine fanden wir erneut einen traumhaften Ankerplatz mit herrlich klarem Wasser. Und natürlich gab es Rochen, die am Meeresboden den Sand aufwühlten.

Langsam aber sicher ging der Urlaub zu Ende. Auf dem Rückweg zur Charterbasis machten wir noch einen Abstecher zu einer Perlenfarm. Was heißt Farm, dabei handelte es sich um ein Holzhäuschen auf Stelzen mitten in der Lagune. Dort lernten wir, wie Perlen hergestellt werden. Die Austern bekommen ein rundes Implantat aus Muschelschale und werden durch einfügen des Gewebes einer toten Muschel auf eine bestimmte Perlenfarbe “programmiert”. Natürlich weiß man nie so genau, ob und wie die Muschel das Implantat dann tatsächlich mit Perlmutt umschließt. Es dauert erstmal 3 Jahre, um herauszufinden, ob tatsächlich eine Perle entstanden ist. Nachdem wir einige Erinnerungsperlen im Laden erstanden hatten (die komplette Ausstellung wird jeden Abend eingepackt und an Land gebracht), gingen wir noch eine Runde schnorcheln. Der Anblick der Perlenfarm unter Wasser war atemberaubend. Überall hingen Austern an Seilen – 40.000 insgesamt. Die meisten verschwanden im blau der Tiefe. Überall schwammen Fische durch die Korallen, die die Untiefe, auf der das Häuschen stand, bevölkert hatten.

Zurück an Bord hatte es angefangen zu regnen. Ich musste noch einmal an den Wetterbericht denken, der ursprünglich für jeden Tag regen angekündigt hatte. Lachhaft, wir hatten meistens bestes Wetter. Jetzt nahmen wir die Gelegenheit war, an Deck zu duschen und dann, in feinster englischer Seefahrer-Manier, im Regen am Steuer einen Tee zu schlürfen. Wir gaben das Boot ab, entkamen noch einer Strafzahlung wegen einer angeblichen Grundberührung (war das was?) und flogen noch am selben Abend nach Tahiti. Dort trennten sich erstmal unsere Wege, denn wir hatten verschiedene Hotels gebucht. Das von C und mir war im Stadtzentrum von Pape’ete in einer dunklen Gasse. Das hielt uns aber nicht davon ab, uns für den letzten Abend noch eine nettes Restaurant zu suchen. Und tatsächlich, wir fanden eines, das so französisch war, dass es  ohne Probleme nach Paris gepasst hätte. Dort gab es hervorragende Soufflés und leckere Weine.

Am nächsten Morgen ging es dann zurück nach Hause. Am Flughafen angekommen, bemerkten wir, dass C ihren Pass von der Rezeption nicht wiederbekommen hatte. Glücklicherweise hatten wir genug Zeit und unser Taxi brachte mit der nächsten Tour auch das wertvolle Gut mit. Der Flug nach LA war ereignislos. Dort angekommen, beschlossen wir Ankes Geburtstag mit einer Flasche Champagner zu feiern. Na gut, wir waren früh dran, aber im Zweifel kann man sich die Zeitzonen zum Feiern ja aussuchen. Dann trennten sich endgültig unsere Wege. Heiko, Anke und die Kinder stiegen wieder in den Flieger, um ihre Heimreise über Paris anzutreten. Wir flogen weiter nach San Francisco. Ohne Frage, das war ein Traumurlaub. Schön wars mit Euch, Ihr Weberkrabben!

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Die Wunder von Maupiti

Maupiti

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Unsere nächste Station war für mich ohne Zweifel das Highlight der ganzen Reise: Maupiti. Bereits bei der Einweisung auf der Charterbasis war uns an Herz gelegt wurden, dieser Insel einen Besuch abzustatten – sollten die Bedingungen es zulassen. Denn Maupiti kann nur bei schwachem Wind angelaufen werden, sonst ist die Passage durch das Korallenriff zu gefährlich. Bei Strömung um die 6 Knoten kommt man dann selbst unter Motor kaum in die rettende Lagune. Wir hatten Glück, Wind und Welle waren uns gnädig. Ein weiterer schöner Segeltag brachte uns vor die Insel.

Die Einfahrt durch die Passage war problemlos. Sofort wurde uns klar, warum Maupiti auch als ein kleines Bora Bora beschrieben wird. Lagune und Insel sind wunderschön, aber eben auch abgelegen und noch nicht vom Tourismus “erschlossen”. Es gibt keine einzige dicke Hotelanlage, nur vereinzelte Pensionen. Wir ankerten an einer traumhaften Sandbank, direkt an einem Manta-Sperrgebiet. Nach einem kurzen Anbaden packte uns aber die Neugier, wir wollten unbedingt ans Riff. Also stiegen C, Heiko, Elisa und ich ins Dinghy und fuhren, bis es so flach wurde, dass wir schnorcheln mussten. Wir ließen das Dinghy vor Anker zurück und bahnten uns den Weg durch den Korallengarten und das immer flacher werdende Wasser. Irgendwann ging es einfach nicht mehr weiter und wir waren fast an der Riffkante. Dort war es atemberaubend. Überall Korallen, bunte Fische und wenige Meter weiter krachten die Wellen tosend auf das Riff.

Am nächsten Tag umrundeten wir zu Fuß die Insel, wofür wir gute 4h benötigten. Unterwegs kauften wir Kokosnuss-Brioche (lecker), sammelten je eine Brotfrucht und eine Kokosnuss und machten uns einen Eindruck vom Leben der Insulaner. Fließend Wasser schien es zu Hause nicht zu geben, denn die Menschen holten sich ihr Wasser mit Plastikflaschen an Brunnen ab. An den Brunnen befanden sich Kartenleser und Tastenblöcke, ich habe aber niemanden bezahlen gesehen. Zum Abendessen kehrten wir am Dorfplatz in einem einfachen Lokal, gebaut aus Bananenblättern, ein. Es gab Poisson Cru, rohen Thunfisch mit Gurken, Tomaten und Kokosmilch, Chao Mein, ein asiatisches Nudelgericht und gebratenen Thunfisch mit Vanillesoße. Die Kinder waren mit Pommes glücklich (welch ein Wunder), nur Heikos Steak war durchwachsen und zäh. Kein Wunder, Kühe konnten man auf der Insel lange suchen. Trotzdem, unser erstes ortsübliches Abendessen war ein voller Erfolg. Nach Einbruch der Dunkelheit kam die ganze Insel zum Heiva zusammen, einem traditionellen Volksfest. Es wurde getrommelt und gesungen, immer wieder machte man sich auch über die Franzosen lustig, wobei fließend zwischen französisch und tahitianisch gewechselt wurde. Es war ein tolles Spektakel.

Am nächsten Tag waren wir vollständig im Urlaub angekommen. Wir verbrachten den Tag mit lesen, schnorcheln, schwimmen und einem Ausflug zu einer nahegelegenen Insel. Und dennoch gibt es etwas zu berichten. C und ich machte uns auf ins Manta-Sperrgebiet, in der Hoffnung, Mantarochen zu sehen. Angeblich kommen diese friedlichen Riesenrochen dort hin, um sich von anderen Meeresbewohnern putzen zu lassen. Leider war das Wasser tief und etwas trübe. Zuerst erspähten wir einen gefleckten Adlerrochen, der am Boden graste. Dann zerrte C plötzlich panisch an meinem Arm. Ich drehte mich zu ihr um und sah einen riesigen Mantarochen aus der Tiefe auf uns zu schwimmen. C tauchte auf: “Der schwimmt direkt auf mich zu und ist so groß wie ich!”. Leider war ich mir nicht sofort darüber bewusst, wie sehr sie Angst hatte, also antwortete ich knapp: “Nein, der ist viel größer als Du” (was auch stimmte). Wir wichen aus und der Manta tauchte wieder in die Tiefe hinab. Mantarochen haben Spannweiten von bis zu 7m. Und auch dieser war beeindruckend riesig. Danach hatten wir erstmal genug vom Schnorcheln und schwammen zurück zum Boot. Abends gab es Kokosnuss und Brotfruchtcurry. Die Brotfrucht war angebraten gar nicht übel, wenige Tage später erfuhren wir allerdings dass die Früchte erst in zwei Monaten reif sein würden.

Am letzten Tag auf Maupiti machte Heiko mit seinem Vorhaben ernst, um die Insel zu joggen. Vorher ging er liebenswürdiger Weise noch Baguette holen, denn der Bäcker hatte nur von 5:30 bis 7 Uhr geöffnet. Die Dorfbewohner, allesamt Frühaufsteher, hatten uns versichert, dass man bereits um 7 Uhr nicht mehr mit frischen Backwaren rechnen dürfe. Nach dem Frühstück schnorchelten wir alle zusammen ein letztes mal zu den Mantas (und bekamen auch einen zu Gesicht), bevor wir Maupiti in Richtung Bora Bora den Rücken kehrten. Maupiti war unberührt und ursprünglich, fern ab des Trubels, mit tollen Stränden und Buchten. Jetzt wurde die Insel hinter uns immer kleiner.

Endlich Segeln

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Auf dem offenen Meer wurde uns relativ schnell klar, dass wir uns auf einen gemütlichen Segeltag einstellen konnten. Bei entspanntem Raumwind konnte der Katamaran endlich ansatzweise zeigen was er konnte. Mit gerefftem Großsegel und der großen Genua machten wir 5-6 Knoten Fahrt und kamen Bora Bora immer näher. Die Überreste des mächtigen Vulkans waren ohnehin nicht zu übersehen – schon von Taha’a nicht. Auch die Passage im Westen der Insel war nicht zu verpassen und sofort wurde klar, dass auf Bora Bora deutlich mehr los sein würde, also auf Raiatea und Taha’a. Dicke Yachten, Kreuzfahrtschiffe, richtig Verkehr. Wir liefen in die Lagune ein und ankerten auf einer Sandbank nicht unweit des Hilton Hotels. Ohne Frage, die Lagune von Bora Bora ist atemberaubend schön. Das Wasser
ist kristallklar und warm, der Vulkan in der Inselmitte beeindruckend.
Die Motus sind von Ferienanlagen nur so gesäumt. So sieht also eines der
teuersten Urlaubsziele der Welt aus.

Am nächsten Morgen nahmen wir an einem Spektakel teil, an das wir uns
noch lange erinnern werden. Bereits am Vortag hatten wir mitbekommen,
dass Ausflugsboote nicht weit von unserem Ankerplatz eine Show veranstalteten. Also warteten wir, bis es wieder soweit war und fuhren dann selber mit unserem Dinghy raus. Die Touristen standen hüfttief im Wasser, während die Tourguides Thunfischbrocken ins Wasser warfen. Damit fütterten sie Stachelrochen und Haie an, die um die gesamte Gruppe kreisten. Wir hüpften ins Wasser und schnorchelten. Die Rochen kamen uns so nahe, dass wir sie streicheln konnten. Bei den Haien, ca. 1-1,5m lang, trauten wir uns das nicht. Zum Glück kreisten die größeren Exemplare in sicherer Entfernung. Ich bin kein Freund dieses Anfütterungstourismus, aber, ich kann es nicht anders sagen: Diese Erfahrung war atemberaubend.

Natürlich waren wir auch gespannt auf das Inselleben, also statteten wir der Stadt Vaitape einen Besuch ab, während Heiko in der Marina Frischwasser bunkerte. Vom Glamour der Ferienanlagen war hier allerdings keine Spur. Einfache Häuser, einfache Straßen – viel scheint nicht anzukommen bei den Insulanern, von dem Geld der Touristen. Immerhin gab es zwei Supermärkte und wir ergatterten zudem Bananen und Papaya an einem Obststand. Abends ankerten wir auf einer anderen Sandbank und C, Anke, die Kinder und ich schwammen einen knappen Kilometer zum Strand. Dort wurden wir gleich von einem Sicherheitsmann aufgegriffen, der die Ruine des ältesten Hotels auf Bora Bora bewachte. Der Mann war nett und hielt uns für total verrückt, da wir so kurz vor Anbruch der Dunkelheit so eine weite Strecke durch die Fahrrinne geschwommen waren. Und ich dachte in der Südsee seien alle gechillter als wir! Wir schafften es vor Einbruch der Dunkelheit zurück zum Boot, wo ich in Windeseile den Schnellkochtopf vom Herd nahm, den wir vergessen hatten. Es ist nicht alles anders, in der Südsee.