Highland Lakes
Dieses Wochenende war bei uns nicht viel los. Daher schreibe ich lieber über letztes Wochenende. 4th of July—Independence Day—das ist einer der Feiertage in der USA. Die amerikanischen Flaggen werden ausgerollt, die Grills geputzt und jede Menge Fleisch gekauft. Die Amis feiern sich eben gerne selber, auch (oder gerade) wenn es mal nicht so läuft. Wir hatten Freitag frei, da der 4. Juli auf den Samstag fiel, und nutzten das lange Wochenende für einen Camping-Trip in die Berge.
Unser Ziel waren die Highland Lakes im Stanislaus National Forest. Los ging es bereits am Donnerstagabend nach der Arbeit. Wir hatten alles vorbereitet, aßen zu Abend, packten das Auto und fuhren los. In Murphys, einer schmucken Kleinstadt, verbrachten wir die Nacht und schliefen auf der Parkplatz einer Mormonenkirche. Dort war es ruhig, abgelegen und schon ziemlich warm. Am nächsten morgen besorgten wir uns einen Kaffee und frische Backwaren in Murphys und schlenderten die Main Street entlang. Murphys ist wirklich entzückend: Überall gibt es interessante, kleine Läden, Restaurants und Weinproben—alle mit Maskenpflicht. Wir waren früh genug unterwegs, um diese Kleinstadt noch beim Aufwachen zu erleben. Es war wenig los. Wir frühstückten im Park, putzten Zähne in den öffentlichen Toiletten und fuhren weiter in Richtung Berge.
Vorbei am Bear Valley und dem Lake Alpine führte uns der Highway 4 in Richtung Ebbets Pass, bis es auf eine Schotterpiste (das wird langsam zu unserem Markenzeichen) in Richtung Highland Lakes abging. Letztes Jahr versperrten uns Schneemassen den Weg. Dieses Jahr konnte man die Piste aber gut befahren. Nach einigen Meilen erreichten wir ein Hochplateau und blickten auf zwei traumhafte, große Bergseen—die Highland Lakes. Wir konnten unseren Augen kaum trauen. Die Seen waren tiefblau und hatten Kiesstrände. Ringsherum waren sie von Bergen eingerahmt, auf deren Kuppen noch Schnee lag. Das Wetter war bestens—Sonne pur. Wir waren darauf eingestellt wild zu campen, aber zu unserer Überraschung gab es im kleinen Campingplatz noch freie Plätze. Wir schnappten uns einen, rollten die Markise aus und genossen das Sommerwetter. Am Nachmittag machen wir noch eine kleine Wanderung, wobei uns die Höhe von über 2600 Metern zu schaffen machte. Wir schnauften ganz schön. Die Nacht war sternenklar und unruhig, vor allem wegen der Höhe.
Am nächsten morgen gönnten wir uns erst ein ordentliches Frühstück und wanderten dann in Richtung Pacific Crest Trail (PCT) los. Zuerst ging es auf dem Wolf Creek über traumhafte Auen, bevor wir den PCT erreichten und prompt mit Abenteurern ins Gespräch kamen, die von der Grenze zu Mexiko bis nach Canada auf dem PCT wandern. Vielleicht ist dieses Jahr mit all dem Irrsinn und der Corona-Pandemie gar nicht so schlecht für ein solches Projekt. Wir wanderten auf dem PCT hinauf bis zu einem Pass, von dem wir unsere Seen erblicken konnten und drehten dann um. Nach insgesamt 4:30h und knapp 10 Meilen (16km) waren wir dann zurück an unserem Campingplatz. Dort gönnten wir uns jeweils ein Bier, machten Fischburger und stießen auf den Independence Day an.
Am Sonntag verließen wir etwas schweren Herzens unsere Traumwelt in den Bergen, aber nicht ohne vorher noch in einer der beiden Seen zu hüpfen. Ja, es war eiskalt, aber gerade deswegen umso erfrischender. Eigentlich wollten wir auf dem Heimweg noch eine Runde Mountainbiken gehen, aber es war dermaßen heiß und voll, dass wir stattdessen noch einmal in Murphys hielten, uns ein Eis gönnten und die jetzt zahlreichen Menschen in der Innenstadt beobachteten. Es herrschte reger Trubel, Kinder und ihre Eltern plantschten im nahegelegen Fluss. Urlaubsstimmung war angesagt. Murphys hat etwas, hier könnte man auch gut und gerne ein Wochenende verbringen. Leider ist der Ort eben auch kein Geheimtipp mehr.
Zu Hause wartete dann unser blaues Häuschen auf uns—frisch aufgehübscht. Carlos, unser Lieblingshandwerker hatte das Tor repariert, das Haus gekärchert, die Decks vorne und hinten neu gestrichen und die Hausfarbe aufgefrischt. Da kommt man doch auch gerne nach Hause.