Hawaiihnachten
Dieses Jahr haben wir uns entschieden, Weihnachten unter Palmen zu verbringen. Was liegt da näher, als eine Reise nach Hawaii zu unternehmen? Unsere Wahl viel auf Oahu – dort waren wir noch nie, die Flüge waren am günstigsten und es ist außerdem die Insel der Wahl von Präsident Obama. Er ist auf Oahu aufgewachsen und verbringt dort jedes Jahr Weihnachten mit seiner Familie. Die Luxusunterkunft des Präsidenten kostet angeblich $5.000 – $10.000 die Nacht – und er bezahlt selber. Dafür ist er mit der Air Force One angereist, denn schließlich gibt es neben Pearl Harbor noch viele andere Militärbasen zu besuchen. Der Präsident ist eben immer im Dienst.
Wir haben es etwas ruhiger angehen lassen und für vier Tage eine kleine Einzimmerwohnung mit Meerblick in der Nähe von Kaneohe gemietet. Kaneohe liegt auf der Ostseite, der Regenseite von Oahu. Und tatsächlich hat es jeden Tag etwas geregnet, was allerdings bei Temperaturen um die 28°C den Urlaub nicht trübt. Am ersten Tag haben wir die Ost- und Südseiten der Insel erkundet und sind abends über den Waikiki Beach geschlendert. Dort liegt das touristische Zentrum Oahus und an diesem Strand wurde das Surfen erfunden – ursprünglich ein Sport nur für Könige. Am zweiten Tag war der Norden der Insel an der Reihe. Hier sind die Wellen höher und die See wilder. Perfekte Bedingungen für Surfer aus der ganzen Welt, aber etwas zu krass für uns. Ein Sandstrand reiht sich hier an den nächsten. Der vulkanische Bergkamm im Zentrum der Insel ist mit dichtem grünen Urwald bewachsen und markiert damit den perfekten Kontrast zum Ozean und den Stränden. Toll, so schön hatte ich Oahu nicht erwartet. Einfacher zu erkunden als Big Island (Hawaii) und mehr Stränge als auf Maui. Kein Wunder, das Oahu die meisten Touristen anzieht. Wir wanderten zum Kaʻena Point, der äußersten westlichen Spitze der Insel und beobachteten dort Albatrosse (ziemlich große Möwen) und Monk Seals.
Am dritten Tag musste es dann doch sein: surfen am Waikiki Beach. Wir mieteten uns ein riesiges Brett und wechselten uns ab. Es regnete den gesamten Nachmittag in Strömen, aber die Wellen liessen uns nicht im Stich. Wie einfach Surfen sein kann, wenn die Wellen mitspielen. Am Waikiki Beach sind sie eher niedrig, aber lang – und sie brechen spät. Hat man erstmal eine erwischt, kann man meterweit surfen, perfekt für Anfänger und Fortgeschrittene. Auch bei uns lief es super. Wir erwischten mehrere Wellen und blieben zwei Stunden draußen, bis die Arme lam waren. Am vierten Tag besuchten wir noch Pearl Harbor. Leider waren die Tickets für das USS Arizona Denkmal schon ausverkauft, aber es gab genug Exponate und Filme, um einen Eindruck vom Angriff der Japaner zu bekommen. Dieser war meisterhaft geplant und ausgeführt worden. Dennoch gelang es den Amerikanern knapp 20 Schiffe wieder seetüchtig zu machen – nur 3 Schlachtschiffe (unter anderem die Arizona) wurden komplett zerstört. Die Flugzeugträger, das eigentliche Ziel der Japaner, waren mehr oder weniger aus Zufall noch nicht im Hafen angekommen und wurden daher verschont. Wer weiß welche Wendung der Krieg im Pazifik genommen hätte, wenn diese ebenfalls versenkt worden wären? So oder so leitete der Angriff von Pearl Harbor das Ende der Schlachtschiffe und den Aufstieg der Flugzeugträger als Seewaffe Nummer eins ein.
Obwohl ich meine Kameraausrüstung mitgenommen hatte, machte ich ausschließlich mit meinem iPhone 6S+ Bilder. C hatte mir zu Weihnachten Objektive für das Telefon geschenkt und die galt es auszuprobieren. Außerdem hat das Telefon ja mittlerweile sowieso eine höhere Auflösung als meine 10 Jahre alte Spiegelreflexkamera. Es ging ganz gut, von Problemen mit der Schärfe abgesehen. Aber schaut Euch selber die Bilder von Oahu an.
Miami
Vor zwei Wochen haben wir eine Spritztour nach Florida unternommen, um herauszufinden, warum so viele Urlauber aus Europa und Russland dort hinfliegen. Florida und Kalifornien stehen ja in einem gewissen Wettstreit. Wir haben den Surfer-Lifestyle und Florida hat… jede Menge Rentner. Auch Carole, die Gastmutter von C und ihrer Schwester Julia (beide haben jeweils ein [knappes] Auslandsjahr während des Gymnasiums in der Nähe von Pittsburgh verbracht), hat sich dort eine Wohnung gemietet. Es reicht ihr. Sie hat keine Lust mehr auf “den langen und harten Winter in Pennsylvania”. Wir hatten Carole seit sechs Jahren nicht mehr gesehen und waren alle vier zusammen in Miami verabredet.
Dummerweise regnete es in Strömen als wir Julia vom Flughafen abholten. So hatten wir uns Miami nicht vorgestellt. Am nächsten Tag hatte es genug aufgeklart, um einen Ausflug in die Everglades zu unternehmen. Seit C Nationalparks sammelt standen dieser Park ganz oben auf unserer Liste. Die Everglades sind ein riesiges Gebiet im Süden Floridas, das weitgehend aus Marschland besteht. Straßen gibt es kaum. Stattdessen bewegt man sich mit sogenannten Air-Boats voran. Diese Boote haben keinen Tiefgang und werden durch Propeller in der Luft (wie Flugzeuge) angetrieben. Auch wir bestiegen so ein Air-Boat und machten eine kurze (sehr touristische) Tour durch die Everglades, wobei man sagen muss, dass es irre Spaß macht mit diesen Booten unterwegs zu sein – sie machen richtig Tempo, sind wendig und schleudern nur so durch die Kurven. Außer Schildkröten und diversen Vögeln gab es auch den angefütterten Haus und Hof Alligator zu bestaunen, der sich auf dem Rückweg in einem Kanal blicken ließ. Diese Alligatoren sind schon furchteinflößend. Sie unterscheiden sich von Krokodilen durch die Schnauzenform, leben vorwiegend im Süßwasser und können mehrere Meter lang werden. Es gibt sie überall in Florida, weswegen man die meisten Gewässer meiden soll. Tatsächlich kommt es immer wieder zu Zwischenfällen. So wurde zum Beispiel ein Einbrecher, der in einen See sprang, um sich zu verstecken, von einem großen Alligator geschnappt. In Anbetracht der Tatsache, dass diese Alligatoren überall herumliegen, zum Teil direkt an den betonierten Pfaden im Nationalpark, wundert es mich eher, dass nicht viel mehr passiert. Sie sehen zwar träge und faul aus, aber der Eindruck täuscht.
Im Spiegel
Dieses Jahr war in vieler Hinsicht ein besonderes und auch sehr erfolgreiches für uns. Wir haben unsere Green Card bekommen, Square ist an die Börse gegangen und wir sind in unserem Häuschen heimisch geworden. Dennoch hat ein Ereignis dem noch die Krone aufgesetzt: Wir waren Teil eines Spiegel Artikels!
Bei allem was wir hier erreicht haben hätte ich mir niemals träumen lassen, dass wir es mit unserer Geschichte mal in den Spiegel schaffen: Heft 49, Strategen des Terrors. Natürlich sind nicht wir die Strategen des Terrors (der Leitartikel beschäftigt sich mit dem IS), aber es gibt in dieser Ausgabe einen Artikel namens Unter Geiern, in dem es unter anderem um Innovationsmanagement bei Siemens geht. Und da kommt C ins Spiel. Einer der Autoren besuchte das Technology To Business (TTB) Büro in Berkeley, um sich anzuschauen was C und ihre Kollegen so treiben. Ein von C entdecktes Startup, FreeWire, wurde präsentiert und man kam ins Gespräch. Das Thema passte gut, aber selbst Spiegel Artikel brauchen mehr als Fakten – und da kam unsere Story gerade recht. Aus dem Gespräch wurde ein Interview, an dessen Ende eine sechs Absätze zählende, sehr treffende Zusammenfassung unseres Abenteuers, mitsamt Foto von “Trendscout Funk” standen. Dabei finden sich geniale Zitate wie “irgendwann reichte es ihr, «aus Papier noch mehr Papier zu erzeugen». Sie kündigte.” oder “Am Jahresende 2011 hing am Kühlschrank […] eine To-do Liste. Ganz oben stand «Heiraten», darunter «Möbelverkauf»”.
Es ist schon surreal, seine eigene Geschichte im Spiegel zu lesen und sich bewusst zu werden, dass 800.000 Menschen das gleiche Heft in den Händen halten. Und es ist eben auch eine Bestätigung, dass das was wir gemacht haben nicht normal ist, dass wir eine Geschichte zu erzählen haben, die die Menschen interessiert. Vielleicht stimmt es ja doch, was im Spiegel steht: “«Einige unserer Freunde haben mitgefiebert», sagt Funk, «weil wir quasi ihren Traum gelebt haben»”.