Geburtstag auf Kauai
Gestern war mein 42. Geburtstag. Nachdem wir letztes Jahr erstmals seit unserer Auswanderung nach Kalifornien nicht nach Hawaii geflogen sind (na gut, wir waren stattdessen in der Südsee segeln), sind wir dieses Jahr wieder auf Kauai, um unser Jubiläum und meinen Geburtstag zu feiern. C hatte mir eine POG Geburtstagstorte (passion fruit, orange, guava) besorgt und abends ein Lu`au, ein hawaiianisches Bankett mit Spanferkel und Hula, organisiert. Dazu gab es Mai Tais so viel man wollte. Ich hatte einen schönen Geburtstag, was auch mit den zahlreichen Glückwünschen aus aller Welt zusammenhing. Schön, dass Ihr an mich gedacht habt. Vielen Dank!
Dennoch ist unser Hawaii-Urlaub dieses Jahr anders. Wir kennen jetzt die vier großen Inseln, waren bereits vor zwei Jahren auf Kauai. Aber wo sonst Abenteuer und Neues entdecken auf dem Programm stehen, wollten wir dieses Jahr vor allem abschalten—unsere Ruhe haben. Dieses Jahr und vor allem die letzten paar Monate waren intensiv. Wir hatten zuerst Besuch von meinen Eltern, danach von unserem berliner Kumpel Jan und letztes Wochenende von unserer Freundin Sarah aus Hood River. Aber vor allem ist es die Arbeit, die uns viel abverlangt.
C schmiedet an einer Partnerschaft in einem VC Fond. Ich leite jetzt die gesamte Payment Platform bei Square, buchstäblich als General Manager. Mein Team ist 110 Personen stark und wächst nächstes Jahr noch einmal deutlich. Obwohl ich seit gut zwei Jahren zum Führungstab des Payments Teams gehöre, muss ich dennoch feststellen, dass es etwas anderes ist, wenn man der Chef ist, statt einer der Chefs. Um es klar zu sagen, der Job macht mir nach wie vor Spaß, aber ich werde gefordert—so sehr, dass ich mich einmal mehr strecken muss, um auf das Niveau zu kommen, das jetzt abverlangt wird. Ich schaffe das, keine Frage, aber bis es soweit ist, fühlt es sich erstmal unangenehm an. Das erklärt auch die Stille in meinem Blog. Ich bin abends oft einfach platt und habe keinen Nerv mehr, zu schreiben. Dazu kommt, dass ich jetzt auf Arbeit viel schreibe, damit mein Team weiß, was in meinem Kopf vor sich geht und worauf es ankommt. Irgendwann ist man einfach leer. Dabei gab es auch in den letzten Monaten einige Geschichten, die es wert gewesen wären, zu berichten.
Da waren natürlich wieder Waldbrände in Berkeley Ich weiß, dass sich einige von Euch Sorgen um uns gemacht haben—dass über die Brände in den deutschen Medien aufmerksam berichtet wurde. Diesmal war es echt knapp. Von den schweren Bränden im Norden sind wir zwar durch Wasserstraßen getrennt, aber hinter dem Berg nach Osten hat es diesmal auch in unmittelbarer Nachbarschaft gebrannt (Walnut Creek und Lafayette). Zum Glück waren diese Feuer schnell unter Kontrolle. Schwerer Rauch lag dennoch in der Luft. Dazu kam, dass zur gleichen Zeit knapp 2 Mio. Menschen der Strom abgeschaltet wurde, weil PG&E, unser Energiebetreiber, die Befürchtung hatte, das bei heftigen Winden Strommasten umfallen und neue Feuer entzünden könnten. Wir hatten Glück: Bei uns gab es keinen Stromausfall, zwei Blocks weiter war dann aber der Ofen aus. 5 Tage waren die Menschen ohne Strom. Und auch wir waren nervös und hatten die Tesla Hausbatterie auf Standby. Seitdem denken wir über einen Inverter mit Inselmodus nach. Unser Inverter benötigt Strom vom Netz, der Wechselstromfrequenz halber—bei Stromausfall erzeugen daher die Solarpanels keinen Strom. Irgendwie dämlich. Irgendwie aber auch irre, dass man sich über so etwas Gedanken machen muss, im bevölkerungsreichsten Bundesstaat der USA. Der Klimawandel holt uns eben langsam aber sicher ein. Sowohl C als auch ich kennen Menschen, die evakuiert wurden oder (zum wiederholten Mal) alles in den Flammen um Santa Rosa verloren haben.
Mit unserem Sprinterausbau sind wir in den letzten Monaten ein gutes Stück voran gekommen. Meine Eltern waren eine Woche mit ihm unterwegs und begeistert ob der Stehhöhe und dem Platz im Auto. Bis wir damit allerdings im Winter Skifahren gehen und campen können, ist aber noch einiges zu tun. Als Nächstes haben wir vor, die Heizung einzubauen und die isolierten Wände vollständig zu verkleiden. Einen Propangastank für unters Auto habe ich ebenfalls schon bestellt. Nächstes Wochenende legen wir noch einmal einen Sprint ein, dann war es das für 2019.
Und so geht das Jahr dem Ende entgegen. Über Weihnachten werden wir wieder in Berlin sein. Aber erstmal genießen wir noch die Zeit auf Kauai.