New York, Haus und Weihnachten
Lieber Leser, es tut mir Leid, denn ich komme einfach nicht mehr dazu zu schreiben. C und ich stecken derzeit jede freie Minute in unser Haus. Es geht voran, aber es bleibt immer noch genug zu tun. Mehr dazu später.
New York war ein echter Kulturschock für mich. Was für eine Stadt, was für ein komplett anderes Leben als unseres hier in Kalifornien. Nur vier Tage hatte ich Zeit, um New Yorker zu erleben, aber ich habe mehr als eine Woche gebraucht, um wieder in San Francisco anzukommen. Gewohnt habe ich bei einer jungen, (positiv) verrückten Künstlerin per Airbnb. Mit ihr war ich am ersten Abend, weit nach Mitternacht, erstmal ein Paulaner um die Ecke trinken. Meine New Yorker Kollegen haben sich auch alle Mühe gegeben, mir die dortige Bürokultur (vollausgestattete Bar, Filmabend unter der Woche, Sekt zum Frühstück am Freitag) näher zu bringen. Abends waren wir alle zusammen essen und Cocktails trinken. Außerdem habe ich noch einen Kumpel aus Berlin getroffen (schönen Gruß, Tim), der zufällig auch in der Stadt war. Die Welt ist eben klein wenn man an bezaubernden Orten verweilt. Lebenskultur statt Sightseeing, auch deshalb, weil es zwei Tage lang aus allen Wolken regnete. Nächstes Jahr werde ich wohl beruflich öfter in New York zu tun haben. Mir soll es recht sein – Ich liebe diese Stadt!
Zurück in San Francisco stand dann auch schnell die Square Weihnachtsfeier an. Letztes Jahr hatten C und ich noch gut in Erinnerung. Damals war die Feier opulent, stilvoll, latent übertrieben und einfach völlig verrückt. Dieses Jahr hatte ich daher etwas Bammel, denn Square war stark gewachsen und die Mitarbeiterzahl hatte sich fast verdoppelt. Waren wir jetzt also zu groß, um richtig zu feiern? Nein! Auch wenn MC Hammer dieses Jahr nicht erschien, um als DJ aufzulegen, war die Party wieder ein Knaller. C und ich hatten uns ganz getreu des 20er Jahre Mottos voll in Schale geworfen, was mir dann von meinen (deutlich jüngeren) Arbeitskollegen die Empfehlung einbrachte, es als nächster James Bond zu versuchen. Die Stimmung war super. Es gab wieder jede Menge Fotobuden, Spieltische an denen (leider nur gegen Spielgeld) Roulette und Blackjack gespielt wurde, Freigetränke und eine riesige Bühne, auf der Jack Dorsey dann von fast zweitausend Menschen wie ein Popstar gefeiert wurde. Silicon Valley ist verrückt – und wir sind mittendrin.
In unserem Haus nimmt die Küche mittlerweile Formen an. In einem Kraftakt haben C und ich dem welligen Boden getrotzt und alles ins Lot bekommen. Jetzt kann die Quartz-Arbeitsplatte kommen. Das war aber natürlich noch nicht alles. Die Feiertage standen ganz im Zeichen der Dunstabzugshaube, für die wir ein neues Rohr in den Dachstuhl legen mussten. Dabei musste ich mich auf dem Bauch über die Querbalken bewegen, um nicht durch die Rigipsdecke zu brechen. Eine kleine Unachtsamkeit kostete mich dann einen Riss in der Decke – meinem Hintern sei Dank. Auf dem Dach galt es einen Baum zu beschneiden, ein paar Rohre abzudichten und Kabelfernsehen ins Wohnzimmer zu verlegen. Check. Seit heute steht der Backofen an seinem Platz, wenn er auch noch nicht angeschlossen ist. Ich entwickele mich immer mehr zum Handwerker, was mich nicht davon abhielt, heute einen Kurschluss zu verursachen, der die Hauptsicherung raus haute. Zum Glück war es noch nicht dunkel.
Atlanta
Es ist 00:30 Uhr Eastern Time (ET) in Atlanta und ich bin hier – beruflich versteht sich. Ich sitze in meinem riesigen Hotelzimmer mit Küche und Kühlschrank mit integriertem Wasserspender und kann nicht schlafen. Kein Wunder, für mich ist es erst 21:30 Uhr, aber morgen früh fragt danach niemand mehr. Die 3h Zeitunterschied zur Ostküste können hart sein. Der Flug nach Atlanta war ruhig und angenehm, denn ich hatte einen Platz am Notausgang ($89 Aufpreis). Immerhin gab es zwei Becher Wasser zu trinken und ein paar Erdnüsse zu essen – der Rest war kostenpflichtig. Naja, stimmt nicht ganz, denn ich habe auch einen Orangensaft bekommen. Immerhin war ich schlau und habe mir zu Hause noch eine Stulle geschmiert. Die habe ich dann genüsslich, ganz vorne im Flugzeug stehend, vor allen anderen Passagieren gegessen. Denen ist erstmal das Wasser im Mund zusammen gelaufen. Besser war es auch, denn für ihre fertigen Pappsandwiches, die sie am Flughafen zu überhöhten Preisen eingekauft haben, braucht man ordentlich Speichel.
Im Taxi auf dem Weg in die Stadt hat mich der freundliche Ali für den Gründer von Square gehalten, nachdem er mich mit unserem Reader hat bezahlen lassen und ich spontan erwähnte bei Square zu arbeiten. Sagen wir so: sein Englisch war schlecht. Richtig schlecht. Ich bin mittlerweile echt gut darin Smalltalk zu machen, aber an Sprachbarrieren dieser Art scheitere ich dennoch. Alles erklären half nichts, zuerst hielt er mich für den Chef, dann für den Leiter der Sales Abteilung. Ich bin dann einfach ausgestiegen. Den Abend habe ich mir mit Pizza und deutschem Bier in einer Sportsbar vertrieben. Eigentlich wollte ich einen Salat essen, aber es war Happy Hour. Verdammt. Die erste Nacht in Atlanta ist schon mal vielversprechend. Am Mittwoch geht es dann weiter nach New York.