Unbesiegbar

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„Heute fühle ich mich unbesiegbar“, meinte C gestern zu mir, als wir im Tesla auf dem Weg an die Pazifikküste waren. „Nicht ganz so wie mit Anfang 20, aber irgendwie doch so ähnlich“.

Wir hatten eine gute Woche hinter uns und am Samstag einen weiteren Meilenstein unseres Sprinterausbaus erreicht: Die Bordwand mitsamt Instrumenten und Ausschnitt für ein großes Rolltor war installiert und blitzte uns in ihrem reinem weiß an. Dieser Anblick erfüllte mich mit Stolz, wobei ich nicht einmal genau sagen kann, warum. Sicher, die Bordwand war uns gut gelungen, und ja, wir hatten bereits einiges geschafft in den ersten 6 Wochen des neuen Jahres. Aber ich glaube es lag vor allem daran, dass dieser Schritt den Beginn eines neuen Bauabschnitts signalisierte—den Begin des Feinausbaus. Die Installation der Wasserschläuche und Gasanlage war nun in greifbare Nähre gerückt. Die Auslässe für die Truma-Heizungsschläuche waren ebenfalls schon an der Bordwand vorbereitet. Unser nächstes großes Ziel, bis zum Sommer fließendes, warmes Wasser mitsamt Herd und Gasanlage im Sprinter zu haben, erschien an diesem Samstagabend plötzlich realistisch. Und was war ein tolles Gefühl.

Also gönnten wir uns am Sonntag einen Ruhetag und beschlossen bei herrlichem Frühlingswetter einen Ausflug ans Meer zu machen. Wir stiegen in den Tesla und fuhren nach Tiburon, genauer gesagt nach Paradise Cay, wo wir uns ein zum Verkauf stehendes Haus (nur zum Spaß) und die noble Gegend ansahen. Das Besondere an Paradise Cay ist, dass viele Häuser direkt am Wasser liegen und über Privatstege verfügen. Und ich kann Euch sagen, an einigen dieser Stege lagen richtig große Segelbote. Dafür waren die Gärten der Anwesen hier relativ klein, aber wie C bemerkte: „Wer braucht schon einen Garten wenn man die Segelyacht direkt am Haus liegen hat?“

Nach einem Kaffeestopp ging es weiter nach Muir Beach, wo unser Tesla uns vorbei an den Massen, die sich um die Parkplätze rangelten und auf einen Hügel hinauf navigierte, wo dann eine Treppe hinunter an den Strand führte. Nach 15 Minuten Spaziergang waren wir am Pazifik angekommen, hielten die Füße ins Wasser und saßen in der Nachmittagssonne. Der Pazifik war, wie immer, eiskalt. Kaum zu glauben, aber mehrere Menschen stürzten sich, nur mit Badeklamotten bekleidet, in die Fluten. Ansonsten wurden die Masken- und Abstandspflicht ziemlich gut eingehalten.

Auf dem Heimweg kurvten wir dann mit dem Tesla den Highway 1 nach Mill Valley hoch und waren glücklich. Diese Tag fühlte sich tatsächlich an wie Urlaub. Auch wenn wir in Kalifornien wohnen, ist es allzu leicht im Alltag zu versinken—vor allem in den Zeiten der Corona-Pandemie. Aber dieser Ausflug ans Meer hat mich wieder einmal daran erinnert, warum wir eigentlich hierher gezogen sind. Die Schönheit Kaliforniens ist immer noch da. Man muss sich nur die Zeit dafür nehmen. Und warum fühlten wir uns heute unbesiegbar? Es läuft einfach. Wir sind gesund, wir sind erfolgreich und wir schaffen, was wir uns vornehmen—egal, was wir uns vornehmen. Was will man mehr?

 

2021 macht Tempo

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Heute ist der 14. Februar—Valentingstag. Das Jahr vergeht in einem Tempo, bei dem einem Angst und Bange werden kann. Die Wahl im Dezember, Weihnachten in Berlin auf dem Höhepunkt der Corona-Krise, der Sturm auf das Capitol in Washington DC am 6. Januar und der Amtsantritt Joe Bidens am 20. Januar sind bereits verschwommene Erinnerungen. Im Moment passiert so viel bei uns und auf der ganzen Welt, dass wir kaum dranbleiben können.

Zuerst einmal muss ich feststellen: Es geht uns gut. Während ich diese Zeilen schreibe, rackert sich C im Gästezimmer vor unserem Tempo ab. Wir haben uns kurz nach der Wahl tatsächlich ein Fitness-Gerät für zu Hause gegönnt und nutzen es 3-4 Tage die Woche. Das Tempo ist super. Ein riesiger Bildschirm lässt Personal-Training-Feeling aufkommen. Die Kurse im Zusammenhang mit Kurz- und Langhanteln mit Gewichten bringen einen schnell zum Schwitzen und lassen die Muckis wachsen. Wir sind zwar keine 25 mehr, haben aber seit November schon bestimmt 2kg Muskelmasse zugelegt.

Auch sonst haben wir das Beste aus der Corona-Krise gemacht. Wir schneiden uns seit fast einem Jahr gegenseitig die Haare—und reden immer noch miteinander. Wir haben die Zeit zu Hause genutzt, um richtig gute Fortschritte an unserem Sprinter-Ausbau zu machen. Wir sind Anfang Dezember mit dem Tesla nach Palm Springs gefahren und haben eine ganze Woche dort in einem Haus mit Pool verbracht. Morgens gab es frische Grapefruit vom Baum, nachmittags Kaffee am Pool. Für die Hin- und Rückfahrt brauchten wir 7h, inklusive dreier Ladestopps. Dafür hat uns die Fahrt keinen Cent gekostet. Während die meisten Menschen letztes Jahr auf Fernreisen verzichten mussten, habe ich das erste Mal Goldstatus bei United eingeflogen. Wir waren drei Mal in Berlin—aus traurigen Gründen, aber auch, um den Spätsommer beinahe ohne Corona-Beschränkungen und bei guter Luft zu genießen. Die Waldbrände in Kalifornien waren letztes Jahr so schlimm, dass wir uns erstmals gefragt haben, ob Menschen hier auf lange Sicht werden leben können. Uns zieht es aber noch nicht weg, obwohl wir jetzt seit fast 9 Jahren Wahlamerikaner sind.

Und wie lebt es sich in Kalifornien, jetzt wo Joe Biden Präsident ist? Vor allem lebt es sich unaufgeregter. Mehr denn je wird einem klar, wie sehr Trump die Medienwelt bestimmt hat—berichtet wurde ja fast ausschließlich darüber, was er wieder gesagt oder getan hatte. Das ist jetzt anders. Die Late-Night-Sendungen widmen sich wieder anderen Themen, die Regierung ist plötzlich wieder kompetent, irre Executive-Orders wurden schnell widerrufen. Ist jetzt wieder alles paletti in Amerika? Sicherlich nicht. Die Gräben zwischen Trump-Fans und allen Anderen sind tief wie immer. Es wird noch Jahre dauern, bis es zur Versöhnung kommen kann. Und dennoch, es lebt sich wieder leichter in den USA.

Und während in Deutschland sie Corona-Impfungen nicht in Fahrt kommen, haben bei uns in Alameda County bereits 15% der Menschen mindestens eine Dosis bekommen. Ca. 200.000 Impfungen werden täglich alleine in Kalifornien verabreicht. Natürlich wird es auch hier noch dauern, bis jeder ein Impfangebot bekommt—derzeit können medizinisches Personal, über 65-jährige und systemrelevante Personen immerhin relativ einfach an Termine kommen. Wir gehen davon aus, dass wir bis zum Sommer ebenfalls geimpft werden. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber wenn das Jahr weiterhin so schnell vergeht, wird es gefühlt nicht mehr lange dauern.