Wir warten…

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Es is knapper als gedacht, mit der höchsten Wahlbeteiligung seit hundert Jahren, und noch ist nichts gewonnen. Es ist aber letzte Nacht viel verloren gegangen: Der glaube daran, dass die Menschen selbst bestimmt sind und sich eine Meinung bilden wollen.

Eine Politikwissenschaftlerin hat es treffend auf Twitter formuliert: Es zählt vor allem Parteizugehörigkeit. Die Menschen sind dumm und nehmen sich nicht die Zeit, die Lügen der Politiker zu hinterfragen. Schließlich handelt es sich bei diesen Lügen um genau das, was diese Menschen hören wollen. Und Die Demokraten… versuchen diesen “Walmart-Kunden” komplizierte Sachverhalte mit komplizierter Ansprache zu erklären. Das ist ihr Dilemma.

Die Welt is kompliziert genug. Die Menschen sind denkfaul und wollen einfache Lösungen für komplexe Probleme. Da kommen ihnen Populisten wie Trump gerade recht.

Wir werden sehen, wie die Wahl ausgeht. Aber diese Problematik wird bleiben. Die westliche Demokratie steckt in einer tiefen Krise, gerade jetzt, in Zeiten, wo wir dringend handeln müssten: Stichwort Klimakrise.

Tag der Entscheidung

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Jetzt ist er also da, der 3. November 2020. Heute wird gewählt in den längst nicht mehr so Vereinigten Staaten von Amerika. Eigentlich sollte es heute eine klare Sache sein. Biden führt landesweit laut Umfragen mit 8%. Das sind bessere Umfragwerte als Bill Clinton vor seinem ersten Wahlsieg hatte. Zudem findet die Mehrheit der, dass das Land sich in die falsche Richtung entwickelt. Die COVID-Pandemie ist wieder auf einem Höhepunkt angekommen, die Wirtschaft schwächelt und die Menschen sind erschöpft—erschöpft von 4 Jahren Dauerdrama um die Trump-Regierung. Fast 100 Millionen Amerikaner haben bereits per Briefwahl abgestimmt, es zeichnet sich eine deutlich höhere Wahlbeteiligung ab, als vor 4 Jahren.

Und doch bleibt die Unsicherheit—der Kater—aus dem Jahre 2016. Damals sah eben auch alles nach einem klaren Sieg von Hillary Clinton aus. Dann kam alles ganz anders. Immerhin beobachte ich aus der Ferne, dass auch die deutschen Medien dieses Mal deutlich differenzierter über die Wahl und die Umfragen berichten. Heute schreibt niemand mehr, Trump könne nicht gewinnen. Vor vier Jahren sah das anders aus. Fakt ist, Trump kann diese Wahl eben tatsächlich gewinnen, obwohl das einen deutlich größeren Fehler bei den Umfragen also vor vier Jahren bedürfte. Dass er die Mehrheit an Stimmen für sich vereinen könnte, glaubt niemand im Ernst. Aber um Präsident zu bleiben muss er eben „nur“ die Wahlmänner in den wichtigen Swing-States ergattern, sei es auch nur um Zehntelprozentpunkte.

Es gibt im Wesentlichen zwei Szenarios. Entweder Bidens Umfragewerte sind mehr oder weniger korrekt und er gewinnt relativ klar, möglicherweise sogar eigentlich tief republikanische Staaten wie Texas oder North Carolina, oder Trump erlebt am Wahltag tatsächlich die Welle weißer Wähler mit geringer Bildung, die ihn entgegen aller Erwartungen noch an Biden vorbei schiebt. Dafür müsste Trump aber alle Swing-States gewinnen—ausnahmslos. Außerdem gibt es Indizien dafür, dass die Independents—also die Wähler die sich weder mit den Republikanern, noch den Demokraten assoziieren—im letzten Moment zu Biden bewegen. Männen mit College-Abschluss und die weißen Frauen in den Vorstädten haben Trump schon vor Monaten die Gefolgschaft gekündigt. Dass überhaupt Staaten wie Texas, Arizona, Georgia und North Carolina für Biden erreichbar sind, spricht dafür, dass er der klare Favorit auf den Wahlsieg ist. Und dennoch bleibt die Unsicherheit: Was ist, wenn die Umfragen falsch sind, wenn die Trump-Unterstützer am Telefon lügen, um uns alle zu verwirren? Wir werden heute Abend gegen 19 Uhr Eastern Time mehr wissen, wenn North Carolina und Florida erste Ergebnisse veröffentlichen. Verliert Biden diese Staaten, sinken seine Chancen Präsident zu werden auf 50/50. Gewinnt er, ist die Sache schneller klar, als gedacht.

Wechselwähler und unentschlossene Wählen gibt es kaum noch in diesen Zeiten der Polarisierung. Die Amerikaner haben sich ihre Meinung über Trump gebildet. Jetzt gilt es nur noch darum, diese Meinung an die Wahlurnen zu bringen. Auch für uns, als nicht wahlberechtigte Deutsche, steht heute einiges auf dem Spiel. Wir sind ausgebrannt nach vier Jahren Trump. Unsere Wahlheimat hat sich unter ihm definitiv nicht zum Besseren entwickelt. Nochmal vier Jahre, das können wir uns nicht vorstellen.