Neulich auf dem Spielplatz

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Gestern waren wir mit Enzo auf einem der zahlreichen Spielplätze in Berkeley. Er liebt es zu schaukeln und den anderen Kindern beim Spielen zuzusehen. Beim Schaukeln kamen wir natürlich schnell mit dem Vater des Kindes auf der Schaukel neben Enzo ins Gespräch. Sein Junge war deutlich älter und schaukelte wilder und höher, als Enzo es sich traut. Während Enzo uns freudestrahlend angrinste, erzählte der Vater, dass er und seine Frau auch ein Baby hätten. Es sei aber noch sehr klein und fange gerade erst an, seine motorischen Fähigkeiten zu entwickeln. Er zeigte auf die Wiese und ich sah seine Frau und das kleine Mädchen, das gerade mal eben den Kopf in Bauchlage heben konnte. Wie alt mag das Baby sein, fragte ich mich, während er die Frage dann ungefragt beantwortete: „Sie ist auch erst fünfeinhalb Monate alt“. Fünfeinhalb Monate, dachte ich, so wie Enzo? Während ich meine Gedanken für mich behielt, platzte es einfach aus C heraus: „Unser Kleiner ist auch fünfeinhalb Monate alt“. Der Vater verschluckte sich sichtbar an seinem Getränk. „Wow, echt? Krass, und der schaukelt schon. Wow, gut gemacht. Das gibt’s ja nicht.“ 

Nein, das gibt es in der Tat nicht. Natürlich sind alle Eltern stolz auf ihre Kinder. Allerdings ist es schon unglaublich, wie schnell sich Enzo entwickelt. Er hat diese Woche angefangen zu krabbeln (wenn auch noch etwas unbeholfen), trinkt selbständig Wasser aus dem Strohhalm (seiner Kinderflasche) und stopft sich schon mit den Händen Banane, Broccoli und (vor allem) Brot in den Mund. Er dreht sich mühelos aus der Bauch- in die Rückenlage (und umgekehrt). Unser Kindermädchen schwört, er sei seiner Zeit und den anderen Kindern weit voraus und werde bald in seinem Bettchen aufstehen. Natürlich sehen wir auch, was Enzo schon alles kann, aber es ist eben für uns normal, weil wir keine Vergleichswerte haben. Das änder sich natürlich schlagartig, wenn wir andere Kinder auf dem Spielplatz beobachten. Und so sind wir natürlich stolz auf Enzo, wenn es mir auch etwas peinlich war, dem anderen Vater im direkten Vergleich vorzuführen. Mal sehen, ob Enzo in dem Tempo weiter macht.

Deutscher

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Am Samstag war ein großer Tag für Enzo und auch für uns: seine deutschen Geburtsurkunden sind in Berkeley angekommen. Damit ist Enzo jetzt offiziell auch deutscher Staatsbürger, auch wenn er noch keinen Pass hat. Leider sind die Termine am Konsulat bis auf Weiteres ausgebucht, aber irgendwann holen wir das auch noch nach. C und ich haben dennoch etwas mit Enzo gefeiert­­—wir ganz deutsch mit Bier und er mit Wasser—wobei ich das Gefühl hatte, er war sich der Tragweite dieses Ereignisses noch nicht so bewusst. Mit seinem amerikanischen Pass und der deutschen (und europäischen Staatsbürgerschaft) hat Enzo den 6er plus Superzahl im Lotto des Lebens gewonnen. Er wird frei entscheiden können, ob er in Europa oder Nordamerika leben und arbeiten möchte. Wenn man bedenkt, wieviele Flüchtlinge versuchen nach Europa oder die USA zu kommen, ist das ein unschätzbares Privileg, das ihm in die Wiege gelegt wurde. So hart man auch arbeitet, so sehr man auch seine Chancen nutzt, im Endeffekt entscheidet kaum etwas so sehr über den persönlichen Erfolg im Leben, wie wo man geboren wurde. Enzo hatte Glück. Wir hatten Glück. Und wir tun gut daran, uns auf öfter einmal daran zu erinnern.

4 Monate

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Morgen, also heute, wenn Ihr das in Deutschland lest, wird Enzo bereits 4 Monate alt. Meine Elternzeit ist beendet und seit Montag steige ich wieder langsam in den Arbeitsalltag ein. Unglaublich, dass seit Enzos Geburt bereits 4 Monate vergangen sind. Aus einem vollkommen hilflosen Baby ist ein weniger hilfloses Baby geworden, dass jetzt schon seine Hände koordinieren kann, sich alleine auf die Seite und vom Rücken auf den Bauch drehen kann und immer mehr seinen eigenen Kopf entwickelt. Enzo hat bereits seinen ersten Transatlantikflug hinter sich gebracht (und mit Bravour bestanden), seine Omas und Opa besucht und sich in Berlin heimisch gefühlt. Leider stimmt die Behauptung anderer Eltern, dass Babies kaum an Jetlag leiden, einfach nicht. Enzo hat 7-10 Tage gebraucht, um die Zeitumstellung zu bewältigen und wieder einigermaßen anzukommen. Leider sind die Nächte noch immer sehr anstrengend. Seit einigen Woche sabbert er ungeheuerlich und kaut auf allem herum, was er in den Mund bekommt—also allem. Wir glauben, dass der Kleine bereits anfängt zu zahnen. Letzte Nacht war Enzo beinahe jede Stunde wach, und dass obwohl wir ihn eigentlich schon auf einem guten einmal-pro-Nacht-füttern Rhythmus hatten. Na gut, ich habe akzeptiert, dass keine Woche wie die andere ist. Mal sehen, was nächste Woche passiert. So, hier mal ein paar Fotos, denn die interessieren Euch ja eh am meisten…

10 Jahre Kalifornien

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Es ist schon einige Monate her, seit ich das letzte mal einen Blogeintrag geschrieben habe. Es ist viel passiert, aber irgendwie habe ich nicht die Zeit und Muße gefunden, zu schreiben. Heute aber muss es sein, denn es ist ein ganz besonderer Tag für C und mich: Vor genau 10 Jahren—auf den Tag genau—sind wir nach Kalifornien ausgewandert.

Dementsprechend haben wir heute etwas in Erinnerungen geschwelgt und alte Fotos herausgesucht. Der Abschied in Berlin, unsere ersten Jobs, das gelbe Häuschen in San Bruno, die ersten Schritten im neuen Leben—kaum zu glauben, dass das alles jetzt 10 Jahre her ist. Die Fotos lügen nicht: Im Laufe der Jahre sind schon einige graue Haare und Falten dazu gekommen. Aber wenn ich mich Frage, wo die Zeit geblieben ist, dann wird diese Frage beantwortet mit unzähligen Erinnerungen. Wir haben das Wandern, Backpacken und Mountainbiken für uns entdeckt und nach und nach alle Nationalparks in Kalifornien erkundet. Wir haben Hawaii erforscht, Nicaragua bereist und waren in der Karibik und im Südpazifik segeln. Wir haben neue Freunde gefunden und alte Freundschaften gepflegt. Wir haben klein angefangen, unsere Erwartungen zurück geschraubt und dann im Laufe der Jahre (beide) beruflichen Erfolg gehabt. Wir haben ein gutes Leben in den USA und dabei nie den Spaß an unseren Jobs verloren. Wir sind gewachsen als Persönlichkeiten und uns noch einmal ein Stück näher gekommen, obwohl ich das eigentlich nicht mehr für möglich gehalten habe.

C und ich sind uns einig: Wir sind froh, dass wir damals unser Abenteuer in Kalifornien gesucht haben, denn wir möchten diese Erfahrung nicht missen. Und doch sind wir etwas überrascht, dass wir immer noch hier sind. In den letzten 10 Jahren haben wir viel erlebt, gesehen und gelernt. Die ersten zwei bis drei Jahre waren Abenteuer pur—alles war neu und wir kamen gar nicht mehr aus dem Entdecken raus. Danach entwickelte sich eine gewisse Routine, aber wir sind immer neugierig geblieben und haben das Glück, ab und zu tatsächlich etwas zum ersten Mal zu machen. Wir leben zwischen den Welten—nicht mehr nur deutsch, aber eben auch niemals „richtige“ Amerikaner. Das klingt vielleicht anstrengend, ist aber irre spannend, denn wir sehen viele Dinge jetzt aus zwei Perspektiven. Ich verstehe heute besser, wie Einwanderer ticken und warum sie im neuen Land an ihrer Kultur festhalten. Auch wenn man in der neuen Wahlheimat angekommen ist, Heimat bleibt eben Heimat. Wir sprechen nach wie vor Deutsch zu Hause und bevorzugen deutsches Pils. Wenn ich an diese 10 Jahre zurück denke, fühle ich vor allem Dankbarkeit darüber, was wir erreicht und erlebt haben.

Jetzt steht uns ein neuer Lebensabschnitt bevor. Im März ist unser Sohn Enzo zur Welt gekommen; und damit die größte Veränderung seit langem. Enzo hat bereits einen amerikanischen Pass; er könnte hier Präsident werden. Andererseits ist es uns wichtig, dass er auch unsere Sprache, Werte und Kultur kennenlernt. Wie wir das hinbekommen werden weiß der Himmel. Aber wir sind uns sicher, dass sein Start ins Leben nicht besser hätte sein können als hier in Kalifornien.

Herbst

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Fix wie nix ist der Sommer vergangen. Morgen steht bereits die Bundestagswahl an. Wir haben natürlich auf per Briefwahl abgestimmt und sind gespannt, wer auf Angie folgt. Auch bei uns in Kalifornien ist der Herbst im Anmarsch. Ich habe lange nicht geschrieben, obwohl es durchaus genug zu erzählen gegeben hätte. Aber die Arbeit hält mich ganz schön auf Trab. Mein Team bei Square ist mittlerweile auf 200 Personen gewachsen und seit Februar leite ich noch einen zweiten Bereich—allerdings nur temporär. Jetzt beginnt die Jahresplanung, und die wird mich bis Dezember auf Trab halten.

In Kalifornien sind mittlerweile knapp 70% der über 18 jährigen geimpft. 85% haben mindestens eine Dosis bekommen. Man könnte also meinen, wir hätten die Pandemie hinter uns. Dem ist aber leider nicht so. Die Delta-Variante hat auch bei uns alle Hoffnungen auf ein baldiges Back to Normal zunichte gemacht. Es herrscht weiter Maskenpflicht in Geschäften und mehr und mehr Restaurants und Kneipen lassen nur noch Geimpfte hinein. Richtig so, finde ich. Das COVID-Virus mutiert und mutiert. Wir bekommen es nur in den Griff, wenn sich noch deutlich mehr Menschen impfen lassen.

Seit 2 Monaten sind auf wieder die Square Büros geöffnet. Allerdings ist nichts mehr so, wie es einmal war. Nichts ist mehr mit einem hauseigenen Café oder Restaurant. Es gibt nicht mal mehr Snacks und nur noch Wasser und Filterkaffee. Die Zeiten, in denen die Silicon Valley Firmen ihre Mitarbeiter vollends verwöhnt haben sind Geschichte—zumindest bei Square. Stattdessen zählt Flexibilität. Das Home-Office ist zur Normalität geworden. Die Menschen in der Bay Area möchten nicht mehr stundenlang im Auto oder dem Bart zur Arbeit fahren. Auch ich möchte das nicht mehr jeden Tag tun, aber mir fehlen die Interaktionen mit meinen Kollegen. Allerdings bin ich einer der wenigen, der anzweifelt, ob diese “schöne” neue Welt der Heimarbeit sich dauerhaft durchsetzen wird. Wenn ich ins Büro gehe, ca. 2 Mal pro Woche, sind weniger als 20 Kollegen ebenfalls dort. Die meisten hocken zu Hause vor ihren Bildschirmen und clicken sich von einem Meeting in das nächste. Ende August habe ich mein 8-jähriges Jubiläum bei Square gefeiert und meine Kollegen in einen Biergarten eingeladen. Ca. 20 sind gekommen und haben stundenlang zusammen gegessen, getrunken und gelacht. “Mensch, das war doch viel lustiger als ich dachte”, sagte mir danach so mancher. Aber ins Büro kommen sie dann trotzdem nicht mehr.

Mit unserem Sprinter waren wir vor kurzem eine gute Woche in Oregon campen. Dort haben wir wunderbare Strände und Campingplätze am Meer genossen. Unser Sprinter hat mittlerweile fließend Wasser und die Küche ist beinahe fertig. Wir haben viel geschafft diesen Sommer, aber immer noch viel vor uns, bis er fertig ist. 2022 wollen wir soweit sein.

Eigentlich wollten wir, wie letztes Jahr, den Highway 395 hinunter fahren. Aber die Feuer in Kalifornien haben das, wie letztes Jahr auch, unmöglich gemacht. Es ist unglaublich, wie schnell der Klimawandel in den letzten 10 Jahren vorangeschritten ist. Es brennt und brennt und brennt. Und dabei hatten wir noch Glück. Der Rauch und die gefährlichen Partikel, die er mit sich bringt, haben die Bay Area dieses Jahr weitgehend verschont. Die Küstennähe macht den Unterschied: Der gesamt Westen der USA litt wochenlang unter Rauchwolken, aber die Meeresbrise hat uns mit frischer Luft versorgt. Am Lake Tahoe hat es dieses Jahr so schlimm gebrannt, dass South Lake Tahoe evakuiert werden musste. Die Feuer standen bis kurz vor den Skiliften, konnten aber noch zurückgeschlagen werden. Jetzt hoffen wir auf ordentlich Regen im Winter, aber so richtig daran glauben möchte niemand so recht.

So viel erst mal von heute. Es gibt noch viel mehr zu erzählen und ich werde versuchen in nächster Zeit mal wieder öfter zu schreiben. Im Oktober fahren wir jeweils eine Woche nach LA und dann Palm Springs. Aber jetzt warten wir erst mal ab, was die Wahl in Deutschland morgen bringt.

VW kommt

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Nach Jahren der Tesla-Dominanz im Bereich Elektrofahrzeuge, kommt jetzt der erste konventionelle Platzhirsch in die Gänge. Seit einigen Wochen ist der VW id.4 in Kalifornien zu haben und unser Nachbar gegenüber hat gleich zugeschlagen. Wir haben das Auto noch vor seiner Frau zu sehen bekommen und unser erster Eindruck war sehr positiv.

Zuerst einmal sieht der id.4 in Natura deutlich schicker aus, als auf den Bildern, die ich bisher gesehen habe. Und er sieht aus wie ein Elektroauto, nicht wie ein umgebauter Benziner. Unser Nachbar behauptet die Fahrzeuge seien den Händlern quasi aus den Händen gerissen worden. Kein Wunder bei einem Preis unter $45k (bei $9k Förderung) und einer Reichweite von ca. 250 Meilen (400 km). Wie alle Elektroautos bietet der id.4 viele Platz und der SUV-Look kommt natürlich hier in den USA besonders gut an. Den id.3 gibt es hier gar nicht erst zu kaufen: zu klein und zu Golf-mäßig. Die Verarbeitung ist VW-typisch solide, allerdings sind uns die elektrischen Türgriffe aufgefallen, die einen pfiffigeren Eindruck machen, als beim Tesla Model 3 und Y.

Insgesamt ist der VW id.4 also ein gelungenes Elektrofahrzeug und man sieht ihn in der Tat immer öfter auch auf den Straßen Kaliforniens. Wir selber fahren ja seit 4 Jahren Tesla und sind nach wie vor begeistert, aber wir sind auch froh, dass die deutschen Autobauer endlich nachziehen—auch wenn natürlich bei der Software und Batterietechnik Tesla noch die Nase vorn hat. Dafür Punkten VW, Porsche, Audi, Mercedes und BMW eben mit der Strahlkraft ihrer Marken, die auch nach Jahren der Tesla-Dominanz in diesem Segment nichts von ihrer Wirkung verloren hat. Dass das funktioniert und auch neue Käufer dazu bewegt, sich endlich ein Elektrofahrzeug anzuschaffen, zeigt das Beispiel unseres Nachbarn. Und es wird auch Zeit: Elektroautos sind alltagstauglich. Viel Glück, id.4!

Top of the World

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Letztes Wochenende war aufgrund des amerikanischen Nationalfeiertages ein langes 3-Tagewochende. Wir haben es in den Bergen um den Sonora Pass verbracht. Um das Wochenende voll zu nutzen, sind wir bereits am Freitagabend losgefahren und haben dann in der Nähe des Ortes Sonora wild übernachtet. Es war heiß und unser Fan lief die ganze Nacht. Nach einem schnellen Frühstück mit Latte Macchiato in Twain Harte ging es dann in die Berge. Wir schlugen relativ früh unser Camp im Eureka Campground, in der Nähe von Dardanelles und direkt an einem wunderbaren Gebirgsbach, auf. Von dort wanderten wir zum Kennedy Meadows Relief Reservoir—7 Meilen, 3,5h und 370 Höhenmeter. Nach ein paar Regentropfen klarte es auf und wir erlebten eine wunderbare Wanderung durch die Granitlandschaft der High Sierra. Das Reservoir war gut gefüllt und das klare Wasser lud zum baden ein. Nachdem wir uns einen Weg durch das Dickicht hinunter zum Wasser gebahnt hatten, sprangen wir ins kühle Nass. Es war kalt, aber herrlich erfrischend. Zurück im Camp genossen wir den Abend ohne Handyempfang und Internet, kochten eine leckere Suppe mit Wursteinlage und gingen früh schlafen.

Am nächsten Morgen fassten wir schnell den Entschluss, den Campingplatz zu verlassen und unser Glück mit Wildcampen zu versuchen. Vorher stand aber noch eine Mountainbiketour zum Leavitt Lake an. Der Weg dorthin war kurz, nur knapp 2,8 Meilen, aber felsig und steil. Wir waren weit und breit die einzigen auf dem Rad. Immer wieder kamen uns in schwerem Gelände von Pickups entgegen. Die Höhe von fast 3000m war gnadenlos. Immer wieder mussten wir absteigen und verschnaufen. Als wir den See endlich erreichten, waren wir dann auch etwas stolz auf uns. Und plötzlich waren die Anderen neidisch, als wir mit unseren Bikes um den See fuhren, einen netten Strand fanden und dann in den See sprangen. Die Angler um uns herum sahen interessiert zu, was C zu dem Spruch, “Angler sind doch eh alles Spanner, oder?” verleitete.

Die Nacht verbrachten wir dann in 3000m Höhe direkt auf einem Bergkamm. Ohne Allradantrieb wären wir niemals dort hinauf gekommen, aber dafür haben wir ja unseren 4×4 Sprinter gekauft. Die Aussicht von unserem Plätzchen war atemberaubend. Auf der einen Seite konnten wir den Sonora Pass und auf der anderen Seite die Wüste Nevadas sehen. Der Wind pfiff bis die Sonne untergegangen war. Dann wurde es abrupt still. Wir genossen den Abend, tranken Bier und Wein und kochten dann eine Portion Nudeln. Außerdem standen Spatengänge an. Und ich kann Euch sagen, wenn man beim Schei*en außer Atem kommt, muss man ganz schön weit oben sein. Egal, das ist Abenteuer pur, und für solche Momente leben wir. Dieses Wochenende fühlte sich einfach nur an wie Urlaub. Wir waren mit unserem Sprinter unterwegs, gingen auf Wanderungen oder Mountainbiketouren und hatten die ganze Zeit Bombenwetter. Was kann es besseres geben?

Die Küche steht

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Hallo Freunde. Es ist über zwei Monate her, dass ich einen Blogeintrag geschrieben habe. Damals hatten wir gerade die erste COVID-Impfung bekommen. Mittlerweile sind wir vollständig geimpft und waren sogar schon wieder in Berlin. Es war schön, Freunde und Familie zu sehen, auch wenn natürlich die ganz großen Treffen immer noch nicht möglich waren. Außerdem hat uns Berlin mit zwei Wochen Sommerwetter verwöhnt. Wir haben gegrillt und geschwitzt, und trauern diesem Wetter etwas nach, seitdem wir wieder in Kalifornien sind. Na klar, hier scheint die Sonne auch, aber der Sommer ist halt auch die Zeit des Nebels. Und so harren wir bei grauem Himmel (morgens) und knapp 20°C aus und schielen neidisch nach Berlin.

Die Reisen nach Berlin sind natürlich nicht wirklich Urlaub—es gibt immer viel erledigen—aber wir haben es trotzdem genossen, mal wieder zwischen den Welten zu sein. Mittlerweile geht es mir in Deutschland allerdings so, dass Dinge, die früher selbstverständlich waren, mit immer öfter komisch vorkommen. 9 Jahre in den USA gehen halt nicht spurlos an einem vorbei. Damals habe ich angefangen, einen Blog über die Eigenarten der Amis zu schreiben, heute könnte ich das gleiche über die der Deutschen tun. Wenn man lange genug in Ausland, in einer anderen Kultur lebt, dann verändert sich unweigerlich die eigene Perspektive. Ich werde zwar niemals ein echter Amerikaner sein, aber ich bin eben auch nicht mehr 100% Deutsch. Die Welten haben angefangen sich zu vermischen, und das führt ab und an dazu, dass man nicht mehr so ganz genau weiß, wo man hingehört. Könnte ich noch in Berlin leben? Ja, da bin ich mir sicher. Aber könnte ich auch noch dort arbeiten? Da kommen mir schon gehörige Zweifel.

Noch plane ich allerdings nicht in Rente zu gehen und wir haben ja außerdem noch unser Sprinter-Projekt am Laufen. Letztes Jahr, während des Lockdowns, haben wir viel geschafft. Dieses Jahr möchten wir gerne eine Woche mit dem Sprinter unterwegs sein—am besten mit fließend Wasser. Der Grundstein ist gelegt: Heute haben wir die letzten großen Küchenelemente eingebaut, den Backofen (mit Stahlbefestigung an der Fahrzeugwand) und den Unterschrank für die Spüle—samt Mülleimerklappe mit Magnet-Drücker. Das war, ohne zu übertreiben, ein Meilenstein und ein großer Moment für uns. Aus unserem Cargo-Van ist eindeutig ein Wohnmobil geworden. Sicher, es ist noch lange nicht fertig (ein weiteres Jahr wird es schon noch dauern), aber mittlerweile kann jeder sehen, wie es einmal aussehen wird. Die Unterschränke waren zwar schon seit Wochen fast fertig, aber wir mussten noch die Elektrik und die Wasserleitungen fertig planen—und zum Teil vormontieren. Hoffentlich geht es jetzt in dem Tempo weiter: Arbeitsplatte und Spüle, Wasserhahn, Brauch- und Frischwassertranks, Wasserleitungen, Pumpe und Akkumulator—bis zum Spätsommer sollte das klappen. Bis zum Winter wollen wir dann auch den Gasanschluss fertig haben und dann die Heizung erstmalig in Betrieb nehmen. Das wäre dann noch so ein Meilenstein.

Nächste Woche fahren wir erstmal über das lange 4th of July Wochenende in die Berge. Mit der neuen Küche werden wir noch nicht viel anfangen können, aber wir freuen uns, ein paar Tage draußen zu sein—fernab von der Hektik der Bay Area und weit weg vom Küstennebel.

Wir sind geimpft

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Wir haben es geschafft: Wir sind geimpft. Seit heute dürfen alle Kalifornier ohne Einschränkungen gegen COVID-19 geimpft werden. Schon seit Wochen haben wir uns über Impfzentren und Terminvergabe informiert. Als dann letzte Woche die ersten freien Termine verfügbar wurden, haben wir gleich zugeschlagen.

Es wurde auch langsam Zeit, denn gefühlt waren wir die „Einzigen“, die noch nicht geimpft waren. Die USA impfen seit Monaten was das Zeug hält und Berkeley ist ganz vorne mit dabei. 50% der Menschen hier haben bereits eine Impfung bekommen. Auch viele unserer Freunde hatten entweder bereits eine übriggebliebene Dosis ergattert, oder bei der Terminvergabe einfach etwas geschwindelt. Seit einigen Wochen nämlich konnte man hier in Kalifornien bereits mit einer Vorerkrankung oder als Lehrerin, Feuerwehrmann, Kinderbetreuer, etc. geimpft werden. Überprüft wurden die Angaben nicht, weshalb es Viele offenbar nicht so genau mit der Wahrheit nahmen—obwohl die Falschaussage als Meineid mit mehreren Jahren Gefängnis bestraft werden konnte. Mir war das, als Führungskraft in einer börsennotierten Firma, zu heikel. Also warteten C und ich brav, bis wir an der Reihe waren und buchten dann unseren Termin. Die erste Überraschungen folgte sogleich: Ein seltsames Glücksgefühl stieg in mir empor, beinahe Euphorie. Eigentlich kein Wunder, nach einem Jahr Lockdown (Kalifornien macht erst jetzt wieder richtig auf) und Arbeit von zu Hause. Überrascht hat es mich dennoch.

Ist das der Anfang auf dem Weg zurück in die Normalität? Was ist eigentlich noch normal? Geht es zurück ins Büro? Fahre ich dann wieder mit der Bahn nach Oakland und San Francisco? Geht man wieder auf Konzerte und stürzt sich in Menschenmassen? Oder hat das Virus uns Alle nachhaltig verändert? Diese Fragen habe ich in den letzten Wochen verdrängt. Aber als wir den Impftermin in den Händen hielten, spielten sie sich ganz schnell in den Vordergrund. Plötzlich frage ich mich, ob ich überhaupt wieder ins Büro zurück will—jeden Tag auf jeden Fall nicht! Die Kaffeepausen und das gemeinsame Mittagessen mit C werden mir fehlen. Es ist irre, nach einem Jahr zu Hause solche Gedanken zu haben. Aber ein Jahr, das reicht eben schon um zur Normalität zu werden. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, wie wir arbeiten werden, was so wird wie früher und was nicht, aber ich freue mich auf den nächsten Schritt. Ein Jahr Lockdown, das reicht.

Und so machten wir uns heute Nachmittag gegen 15:45 Uhr auf den Weg nach Albany ins Impfzentrum. Dieses war, ganz amerikanisch, natürlich als Drive-In ausgelegt. Vorfahren, Termin mit QR-Code vorzeigen, Termin-ID laut vorlesen (wozu also der QR Code?), Personalausweis vorzeigen, weiter zum nächsten Checkpoint, warten, dann vorfahren zur Impfung. Dort warteten zwei junge Frauen auf uns, die sich zu unserer Freude nach etwas Überzeugungsarbeit auch dazu bereit erklärten, die Impfung in unseren deutschen Impfpässen einzutragen. Es dauert noch 5 Minuten, bis neue Spritzen mit dem BioNTech Impfstoff (hier allgemein als Pfizer vaccine bezeichnet) geliefert wurden, aber dann konnte es los gehen. Ärmel hoch, zack Spritze rein und das war es dann schon. Wir mussten noch 20 Minuten vor Ort warten, um sicherzugehen, dass es zu keinen anaphylaktischen Schocks kommen würde und dann war alles erledigt.

Und jetzt? Es sieht gut aus. Zwar steigen auch in den USA die Fälle wieder, aber die Inzidenz in Kalifornien ist—trotz des Öffnens—weiterhin niedrig. Es könnte uns also tatsächlich gelingen, die nächste Welle einfach weg zu impfen. Wir blicken optimistisch in die Zukunft! Noch ein Wort nach Deutschland, wo man noch nicht so weit ist: Ich weiß, das Hickhack um Astra Zeneca und die andauernden Kehrtwenden der Politik (wir verfolgen alles) sind frustrierend. Aber auch bei Euch nimmt die Impfkampagne an Fahrt auf. Gestern 700.000 Impfungen sind ein großer Schritt—in Kalifornien schaffen wir maximal 500.000 am Tag. Es hat schleppend angefangen, kann aber jetzt schnell gehen. Haltet durch!