Endlich Urlaub – Teil 1

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Letzte Woche waren wir endlich mal wieder länger mit unserem Sprinter unterwegs. Wir haben uns Enzo geschnappt und sind mit ihm den Highway 395 auf der Ostseite der Sierra Nevada entlang gefahren—zuerst von Norden nach Süden und dann wieder zurück, durch den Yosemite Nationalpark. Unser letzter längerer Campingtrip lag schon mehrere Jahre zurück, als Enzo noch nicht auf der Welt war. Und so war es Zeit, mal wieder Zeit in der Natur zu verbringen und außerdem die zahlreichen Verbesserungen auszuprobieren, die ich mittlerweile am Sprinter vorgenommen hatte.

Nachdem ich mit den Hecktüren fertig war, habe ich mich daran gemacht die Gasanlage in Betrieb zu nehmen. Verlegt hatte ich die Gasrohre schon vor Monaten, nun war es an der Zeit für die abschliessende Druckprüfung. Ich habe mir dazu eine Pumpe mit Manometer gebaut und dann entsprechend der deutschen Richtlinien mit Überdruck die Dichtheit der Anlage überprüft. Als dann für 30 Minuten der Druck absolute stabil war und die Nadel des Manometers sich überhaupt nicht bewegt hatte, wusste ich, dass ich am Ziel war. Zur Sicherheit hatte ich außerdem einen elektrischen Gasschalter, mit dem man auf Knopfdruck das Gas an- und abschalten kann, und einen Propan/Kohlenmonoxid-Warnmelder eingebaut. Dennoch fühlte ich mich etwas mulmig, als ich mit fast 30 Litern Propangas nach Hause fuhr, dann die letzte Geruchsprüfung vornahm und den Herd anzündete. Es ging auf Anhieb, genauso wie die Truma-Heizung, die Bernie und Martina vor Ewigkeiten mitgebracht hatten. Jahrelang haben wir die Truma funktionslos im Auto umhergefahren; jetzt ging sie also. Außerdem bastelte ich noch einen Oberschrank für Enzos Klamotten. Es konnte los gehen.

Mit Heizung, Warmwasser und mehr Platz stand uns also die luxuriöseste Campingreise unseres Lebens bevor. Wir erwarteten warme Tage und kühle Nächte und waren gespannt darauf, wie der Sprinter sich bewähren würde. Unser erster Stop war ein privater Stellplatz bei Twain Harte. Dummerweise waren wir am Labor Day Wochenende unterwegs und konnte daher Campingplätze am Wochenende vergessen. Abends gab es einen Burger bei The Rock of Twain Harte, im Regen und nach fast einer Stunde Wartezeit. Am nächsten Morgen holten wir uns einen Kaffee und suchten den Spielplatz auf, damit sich Enzo etwas abreagieren konnte bevor es dann in die Berge gehen würde. Der anhaltende Regen entpuppte sich als unser Glück, denn wir fanden schnell einen Campingplatz im Fraser Flat für die Nacht—mehrere Gruppen mit Zelt waren bereits abgereist. Enzo spielte in den Pfützen während C erstmals im Sprinter kochte. Es gab Suppe zum Mittagessen während der Regen auf die Markise prasselte und wir drinnen im warmen saßen. Die Nacht war ruhig; wir waren alle drei bereits gut eingecampt. 

Dementsprechend waren wir am nächsten morgen gut gelaunt, denn es hatte aufgeklart und ein sonniger Tag kündigte sich an. Wir führen hoch in die Berge in Richtung Sonora Pass bis auf 2.933m. Kurz vor dem Pass fing Enzo an sich zu beklagen. Kurz nach dem Pass war es dann passiert: er fing an zu kotzten und entlud einen ganzen Schwall an Erbrochenem in seinen Kindersitz. Dem armen Kleinen war auf der kurvenreichen Passstraße übel geworden und wir hatten es nicht bemerkt. Jetzt hatten wir den Salat. Ich fuhr rechts ran und wir begannen frenetisch damit, Enzo zu entkleiden und die Kotze aufzuwischen. Es stank erbärmlich, aber irgendwie gelang es mir, das alles auszublenden und weiterzumachen. Enzo, dem es jetzt natürlich deutlich besser ging, begann unmittelbar damit, unser Putzverhalten zu kommentieren. Er hörte auch dann nicht auf, als ich ihn unmissverständlich bat, „endlich mal die Klappe zu halten“. Irgendwann ging es weiter. Wir hatten einen Platz im Paha Campground (an den Twin Lakes) reserviert. Dort angekommen legten wir Enzo zum Mittagsschlaf hin und begannen den Stoff des Kindersitzes abzuziehen und alles per Hand zu waschen. Das machte es besser, aber uns war schnell klar, dass der Kindersitz so lange stinken würde, bis wir ihn (a) in der Waschmaschine waschen oder (b) mit Febreze einsprühen würden. Mittlerweile war es später Nachmittag und wir beschlossen uns ein Eis zu gönnen und dann im eiskalten See zu baden, bevor wir uns dann heiße Duschen im benachbarten RV-Park gönnten. Die Nacht war ruhig (es roch etwas) bis Enzo aufwachte, weinte und dann mehr also einen Stunde brauchte, um wieder einzuschlafen. Das war leider ein Vorgeschmack darauf, was uns ab sofort nachts in der Höhe blühen würde.

Mittlerweile war es schon Dienstag und es stand nur eine kurze Fahrt zum Mono Lake und dann zum June Lake, wo wir die Nacht verbringen würden, auf dem Programm. Ehrlich gesagt erwartete ich nicht viel vom Mono Lake. Wir hatten 2007 während unseres ersten Kalifornienurlaubs hier Station gemacht und waren nicht besonders beeindruckt gewesen. Diesmal allerdings nahmen wir uns die Zeit, uns die berühmten Tufas genauer anzusehen und waren dann doch angetan von der Schönheit und Größe des Mono Lake. Es gab Lunch im Whoa Nellie Deli in der Mobiltankstelle in Lee Vining—kein Geheimtipp mehr, aber immer noch sehr gut. Enzo freute sich eigentlich sehr auf „Tacos, Tacos“, büchste dann aber aus und konnte von uns erst kurz vor der Straße eingefangen werden. Er aß seinen Taco dann im Auto auf dem Weg zum June Lake.

Der June Lake auf 2.323m Höhe entpuppte sich als der schönste Bergsee auf unserer Reise. Es gab einen tollen Kiesstrand und das Wasser war klar und nicht zu kalt. Und so verbrachten wir den Nachmittag am und im See bevor wir dann im Camp kochten und Enzo, wie jeden Tag, gegen 19 Uhr ins Bett legten. Das bedeutete natürlich, dass C und ich danach draussen sitzen mussten. Wir trotzten der nächtlichen Kälte mit Fleece-Pullis und Daunenjacken und zogen uns sogar draussen die Schlafanzüge an, um Enzo nicht aufzuwecken. Das klappte gut und so hatten wir immerhin jeden Tag 2h für uns.

Nächstes Mal: Tag 5 – über Bishop nach Lone Pine…

Nack, Nack

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Heute muss eine Geschichte in den Blog, die ich später einmal Enzo unter die Nase reiben möchte. Sie ergab sich vor einigen Wochen im Badezimmer. Enzos Morgenroutine ist eigentlich immer gleich: Er wacht auf, ruft nach Mama, bekommt seine warme Milch und rennt dann im Schlafanzug durch die Wohnung, bis wir ihn endlich überzeugen können, eine neue Windel anzulegen. An diesem Morgen hielt sich Enzo im Bad auf, während C unter der Dusche stand, und gab seinen üblichen Schwall an Kommentaren ab—er kommentiert einfach Alles.

Plötzlich bückte er sich, hob etwas vom Fußboden auf und deklarierte nachdrücklich: „(S)nack, (S)nack!“ (Enzo kann immer noch kein S sprechen, weshalb es „Nack, Nack“ klang). C schaute genau hin und rief dann nach mir. Denn was Enzo als Snack identifiziert hatte, war ein Köttelchen, dass ihm aus der prallen Windel herausgerutscht und dann ein Bein des Schlafanzuges hinunter auf den Fußboden gekullert war. Und er war schon dabei, sich seinen „Snack“, der in der Tat etwas nach einem Schoko-Puff für Kinder aussah, in den Mund zu stecken, als C aus der Dusche stürmte und ihm seinen Fundus entriss. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob Enzo anfing zu weinen, aber er war auf jeden Fall sehr verdutzt, ob der Blitzreaktion seiner Mutter. Mir blieb es dann überlassen, die Situation endgültig zu entschärfen und Enzo einen neue Windel zu verpassen. Ende gut, Alles gut. Mal sehen was Enzo zu dieser Geschichte sagt, wenn er volljährig ist.

Lebenszeichen

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Hallo Freunde. Heute ist der 16.07. und dies ist der erste Blogeintrag des Jahres 2023. In den letzten Monaten hat mir einfach die Energie gefehlt, um zu schreiben. Seit dem letzten Eintrag im September 2022 ist viel passiert. Aber gleich vorweg: Es gut uns Dreien gut.

Die erste große Neuigkeit ist, dass ich Square Ende März verlassen habe—nach fast 10 Jahren. Was war das für eine tolle Zeit! Ich habe viel gelernt, viel erreicht und mit vielen tollen Menschen zusammengearbeitet. Niemals hätte ich gedacht, dass ich in dieser Firma einen Börsengang mitmachen und vom Programmierer zum General Manager—einen Schritt entfernt vom Executive Team—aufsteigen würde. Square war von Anfang an mehr als ein Job. Ich habe zwar nicht nur gearbeitet, aber meine Arbeit geliebt. Sie hat mir einfach Spaß gemacht, auch als die Herausforderungen stiegen.

Aber am Ende war es einfach nicht mehr dasselbe. COVID hat die Firma verändert. Nach 3 Jahren Isolation in Heimarbeit war die Magie von Square einfach weg. Als der Börsenkurs von $280 auf $60 abstürzte, brach auch die Moral mit ein. Die Leute, die die Firma aufgebaut hatten waren nicht mehr da. Und die die noch da waren, waren jetzt mehr an Work-Life-Balance interessiert, als die Konkurrenz in Schach zu halten, die sich mittlerweile formiert hatte. Ich war plötzlich ein Relikt aus einer anderen Zeit und mein Job gab mir nur noch wenig Energie. Während das meine Kollegen nicht so merkten, wurde es mir immer klarer. Es war einfach an der Zeit, zu gehen.

Eigentlich stand für mich fest, dass ich eine längere Pause machen würde. Ich hatte kein Interesse daran, von einem Job zum nächsten zu wechseln. Stattdessen wollte ich mir die Zeit nehmen, Kraft zu tanken und den Sprinter endlich fertigzustellen. Und tatsächlich habe ich auch einiges geschafft: die Gasleitung ist fertig, die Elektrik habe ich aufgeräumt, die Heckfenster sind eingebaut und die Hecktüren vollständig isoliert und verkleidet. Damit ist das Auto in dieser Hinsicht fertig. Vor allem habe ich endlich ein Bett für Enzo gebaut. Er schläft auf einer Pritsche über den Vordersitzen und wird durch ein Netz vor dem Herausfallen gesichert. Wir waren mittlerweile auch schon zwei mal mit ihm campen. Zuerst war er skeptisch, aber als er das erste mal mit mir Wasser (agua) holen durfte war er mit Begeisterung dabei. Nur eine richtig große Campingreise haben wir noch nicht gemacht, denn letztendlich kam es mit meinen Job-Planungen wieder anders als gedacht.

Kaum hatte ich bei LinkedIn bekanntgegeben, dass ich Square verlassen hatte stürzten sich die Executive Recruiter auf mich. Fast jeden Tag bekam ich Anfragen und Jobangebote. Im Mai fing ich dann an—keine Ahnung warum—einige dieser Gespräche anzunehmen. Und bevor ich mich versah, hatte ich ein Angebot als Head of Engineering bei einem Startup in der Tasche. Wenn ich jetzt ehrlich mit mir bin, war es wahrscheinlich zu früh, einen neuen Job anzutreten, aber ich habe das Angebot angenommen. Seit 2 Wochen arbeite ich nur wieder; mit gemischten Gefühlen. Mehr dazu ein anderes Mal.

Stattdessen möchte ich noch gerne von Enzo erzählen, denn er ist einfach etwas ganz Besonderes. Aus dem Baby ist ein großer (kleiner) Junge geworden. Enzo ist groß für sein Alter und gertenschlank. Er ist ständig in Bewegung und immer noch super neugierig. Er liebt Bücher und—als guter Deutscher—Autos jeglicher Art. Sein erstes deutsches Wort war „Auto“. Warum das so war, wird mir immer ein Rätsel bleiben—von C und mir kam es nicht. Enzo wächst dreisprachig auf; seine Nanny spricht Spanisch mit ihm und unsere Freunde Englisch. Er bedient sich mittlerweile bei allen Sprachen und spricht munter drauf los. Zu Wasser sagt er agua und mich nennt er Papaya. Laufen gelernt hat er mit 13 Monaten und seitdem müssen wir uns sputen, um an ihm dran zu bleiben. Vor allem ist Enzo beinahe ausnahmslos gut gelaunt. Natürlich weint er auch mal, wenn er sich wehgetan hat oder uns unter Druck setzen möchte, ihm zu geben was er will. Aber eigentlich ist er freundlich, mit einem dicken Grinsen. Und er macht Alles mit, was wir mit ihm anstellen.

So viel erstmal von heute. Ich werde mir Mühe geben, in Zukunft wieder öfter zu schreiben. Alles Liebe und viele Grüße aus Kalifornien!

Neulich auf dem Spielplatz

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Gestern waren wir mit Enzo auf einem der zahlreichen Spielplätze in Berkeley. Er liebt es zu schaukeln und den anderen Kindern beim Spielen zuzusehen. Beim Schaukeln kamen wir natürlich schnell mit dem Vater des Kindes auf der Schaukel neben Enzo ins Gespräch. Sein Junge war deutlich älter und schaukelte wilder und höher, als Enzo es sich traut. Während Enzo uns freudestrahlend angrinste, erzählte der Vater, dass er und seine Frau auch ein Baby hätten. Es sei aber noch sehr klein und fange gerade erst an, seine motorischen Fähigkeiten zu entwickeln. Er zeigte auf die Wiese und ich sah seine Frau und das kleine Mädchen, das gerade mal eben den Kopf in Bauchlage heben konnte. Wie alt mag das Baby sein, fragte ich mich, während er die Frage dann ungefragt beantwortete: „Sie ist auch erst fünfeinhalb Monate alt“. Fünfeinhalb Monate, dachte ich, so wie Enzo? Während ich meine Gedanken für mich behielt, platzte es einfach aus C heraus: „Unser Kleiner ist auch fünfeinhalb Monate alt“. Der Vater verschluckte sich sichtbar an seinem Getränk. „Wow, echt? Krass, und der schaukelt schon. Wow, gut gemacht. Das gibt’s ja nicht.“ 

Nein, das gibt es in der Tat nicht. Natürlich sind alle Eltern stolz auf ihre Kinder. Allerdings ist es schon unglaublich, wie schnell sich Enzo entwickelt. Er hat diese Woche angefangen zu krabbeln (wenn auch noch etwas unbeholfen), trinkt selbständig Wasser aus dem Strohhalm (seiner Kinderflasche) und stopft sich schon mit den Händen Banane, Broccoli und (vor allem) Brot in den Mund. Er dreht sich mühelos aus der Bauch- in die Rückenlage (und umgekehrt). Unser Kindermädchen schwört, er sei seiner Zeit und den anderen Kindern weit voraus und werde bald in seinem Bettchen aufstehen. Natürlich sehen wir auch, was Enzo schon alles kann, aber es ist eben für uns normal, weil wir keine Vergleichswerte haben. Das änder sich natürlich schlagartig, wenn wir andere Kinder auf dem Spielplatz beobachten. Und so sind wir natürlich stolz auf Enzo, wenn es mir auch etwas peinlich war, dem anderen Vater im direkten Vergleich vorzuführen. Mal sehen, ob Enzo in dem Tempo weiter macht.

Deutscher

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Am Samstag war ein großer Tag für Enzo und auch für uns: seine deutschen Geburtsurkunden sind in Berkeley angekommen. Damit ist Enzo jetzt offiziell auch deutscher Staatsbürger, auch wenn er noch keinen Pass hat. Leider sind die Termine am Konsulat bis auf Weiteres ausgebucht, aber irgendwann holen wir das auch noch nach. C und ich haben dennoch etwas mit Enzo gefeiert­­—wir ganz deutsch mit Bier und er mit Wasser—wobei ich das Gefühl hatte, er war sich der Tragweite dieses Ereignisses noch nicht so bewusst. Mit seinem amerikanischen Pass und der deutschen (und europäischen Staatsbürgerschaft) hat Enzo den 6er plus Superzahl im Lotto des Lebens gewonnen. Er wird frei entscheiden können, ob er in Europa oder Nordamerika leben und arbeiten möchte. Wenn man bedenkt, wieviele Flüchtlinge versuchen nach Europa oder die USA zu kommen, ist das ein unschätzbares Privileg, das ihm in die Wiege gelegt wurde. So hart man auch arbeitet, so sehr man auch seine Chancen nutzt, im Endeffekt entscheidet kaum etwas so sehr über den persönlichen Erfolg im Leben, wie wo man geboren wurde. Enzo hatte Glück. Wir hatten Glück. Und wir tun gut daran, uns auf öfter einmal daran zu erinnern.

4 Monate

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Morgen, also heute, wenn Ihr das in Deutschland lest, wird Enzo bereits 4 Monate alt. Meine Elternzeit ist beendet und seit Montag steige ich wieder langsam in den Arbeitsalltag ein. Unglaublich, dass seit Enzos Geburt bereits 4 Monate vergangen sind. Aus einem vollkommen hilflosen Baby ist ein weniger hilfloses Baby geworden, dass jetzt schon seine Hände koordinieren kann, sich alleine auf die Seite und vom Rücken auf den Bauch drehen kann und immer mehr seinen eigenen Kopf entwickelt. Enzo hat bereits seinen ersten Transatlantikflug hinter sich gebracht (und mit Bravour bestanden), seine Omas und Opa besucht und sich in Berlin heimisch gefühlt. Leider stimmt die Behauptung anderer Eltern, dass Babies kaum an Jetlag leiden, einfach nicht. Enzo hat 7-10 Tage gebraucht, um die Zeitumstellung zu bewältigen und wieder einigermaßen anzukommen. Leider sind die Nächte noch immer sehr anstrengend. Seit einigen Woche sabbert er ungeheuerlich und kaut auf allem herum, was er in den Mund bekommt—also allem. Wir glauben, dass der Kleine bereits anfängt zu zahnen. Letzte Nacht war Enzo beinahe jede Stunde wach, und dass obwohl wir ihn eigentlich schon auf einem guten einmal-pro-Nacht-füttern Rhythmus hatten. Na gut, ich habe akzeptiert, dass keine Woche wie die andere ist. Mal sehen, was nächste Woche passiert. So, hier mal ein paar Fotos, denn die interessieren Euch ja eh am meisten…

10 Jahre Kalifornien

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Es ist schon einige Monate her, seit ich das letzte mal einen Blogeintrag geschrieben habe. Es ist viel passiert, aber irgendwie habe ich nicht die Zeit und Muße gefunden, zu schreiben. Heute aber muss es sein, denn es ist ein ganz besonderer Tag für C und mich: Vor genau 10 Jahren—auf den Tag genau—sind wir nach Kalifornien ausgewandert.

Dementsprechend haben wir heute etwas in Erinnerungen geschwelgt und alte Fotos herausgesucht. Der Abschied in Berlin, unsere ersten Jobs, das gelbe Häuschen in San Bruno, die ersten Schritten im neuen Leben—kaum zu glauben, dass das alles jetzt 10 Jahre her ist. Die Fotos lügen nicht: Im Laufe der Jahre sind schon einige graue Haare und Falten dazu gekommen. Aber wenn ich mich Frage, wo die Zeit geblieben ist, dann wird diese Frage beantwortet mit unzähligen Erinnerungen. Wir haben das Wandern, Backpacken und Mountainbiken für uns entdeckt und nach und nach alle Nationalparks in Kalifornien erkundet. Wir haben Hawaii erforscht, Nicaragua bereist und waren in der Karibik und im Südpazifik segeln. Wir haben neue Freunde gefunden und alte Freundschaften gepflegt. Wir haben klein angefangen, unsere Erwartungen zurück geschraubt und dann im Laufe der Jahre (beide) beruflichen Erfolg gehabt. Wir haben ein gutes Leben in den USA und dabei nie den Spaß an unseren Jobs verloren. Wir sind gewachsen als Persönlichkeiten und uns noch einmal ein Stück näher gekommen, obwohl ich das eigentlich nicht mehr für möglich gehalten habe.

C und ich sind uns einig: Wir sind froh, dass wir damals unser Abenteuer in Kalifornien gesucht haben, denn wir möchten diese Erfahrung nicht missen. Und doch sind wir etwas überrascht, dass wir immer noch hier sind. In den letzten 10 Jahren haben wir viel erlebt, gesehen und gelernt. Die ersten zwei bis drei Jahre waren Abenteuer pur—alles war neu und wir kamen gar nicht mehr aus dem Entdecken raus. Danach entwickelte sich eine gewisse Routine, aber wir sind immer neugierig geblieben und haben das Glück, ab und zu tatsächlich etwas zum ersten Mal zu machen. Wir leben zwischen den Welten—nicht mehr nur deutsch, aber eben auch niemals „richtige“ Amerikaner. Das klingt vielleicht anstrengend, ist aber irre spannend, denn wir sehen viele Dinge jetzt aus zwei Perspektiven. Ich verstehe heute besser, wie Einwanderer ticken und warum sie im neuen Land an ihrer Kultur festhalten. Auch wenn man in der neuen Wahlheimat angekommen ist, Heimat bleibt eben Heimat. Wir sprechen nach wie vor Deutsch zu Hause und bevorzugen deutsches Pils. Wenn ich an diese 10 Jahre zurück denke, fühle ich vor allem Dankbarkeit darüber, was wir erreicht und erlebt haben.

Jetzt steht uns ein neuer Lebensabschnitt bevor. Im März ist unser Sohn Enzo zur Welt gekommen; und damit die größte Veränderung seit langem. Enzo hat bereits einen amerikanischen Pass; er könnte hier Präsident werden. Andererseits ist es uns wichtig, dass er auch unsere Sprache, Werte und Kultur kennenlernt. Wie wir das hinbekommen werden weiß der Himmel. Aber wir sind uns sicher, dass sein Start ins Leben nicht besser hätte sein können als hier in Kalifornien.

Herbst

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Fix wie nix ist der Sommer vergangen. Morgen steht bereits die Bundestagswahl an. Wir haben natürlich auf per Briefwahl abgestimmt und sind gespannt, wer auf Angie folgt. Auch bei uns in Kalifornien ist der Herbst im Anmarsch. Ich habe lange nicht geschrieben, obwohl es durchaus genug zu erzählen gegeben hätte. Aber die Arbeit hält mich ganz schön auf Trab. Mein Team bei Square ist mittlerweile auf 200 Personen gewachsen und seit Februar leite ich noch einen zweiten Bereich—allerdings nur temporär. Jetzt beginnt die Jahresplanung, und die wird mich bis Dezember auf Trab halten.

In Kalifornien sind mittlerweile knapp 70% der über 18 jährigen geimpft. 85% haben mindestens eine Dosis bekommen. Man könnte also meinen, wir hätten die Pandemie hinter uns. Dem ist aber leider nicht so. Die Delta-Variante hat auch bei uns alle Hoffnungen auf ein baldiges Back to Normal zunichte gemacht. Es herrscht weiter Maskenpflicht in Geschäften und mehr und mehr Restaurants und Kneipen lassen nur noch Geimpfte hinein. Richtig so, finde ich. Das COVID-Virus mutiert und mutiert. Wir bekommen es nur in den Griff, wenn sich noch deutlich mehr Menschen impfen lassen.

Seit 2 Monaten sind auf wieder die Square Büros geöffnet. Allerdings ist nichts mehr so, wie es einmal war. Nichts ist mehr mit einem hauseigenen Café oder Restaurant. Es gibt nicht mal mehr Snacks und nur noch Wasser und Filterkaffee. Die Zeiten, in denen die Silicon Valley Firmen ihre Mitarbeiter vollends verwöhnt haben sind Geschichte—zumindest bei Square. Stattdessen zählt Flexibilität. Das Home-Office ist zur Normalität geworden. Die Menschen in der Bay Area möchten nicht mehr stundenlang im Auto oder dem Bart zur Arbeit fahren. Auch ich möchte das nicht mehr jeden Tag tun, aber mir fehlen die Interaktionen mit meinen Kollegen. Allerdings bin ich einer der wenigen, der anzweifelt, ob diese “schöne” neue Welt der Heimarbeit sich dauerhaft durchsetzen wird. Wenn ich ins Büro gehe, ca. 2 Mal pro Woche, sind weniger als 20 Kollegen ebenfalls dort. Die meisten hocken zu Hause vor ihren Bildschirmen und clicken sich von einem Meeting in das nächste. Ende August habe ich mein 8-jähriges Jubiläum bei Square gefeiert und meine Kollegen in einen Biergarten eingeladen. Ca. 20 sind gekommen und haben stundenlang zusammen gegessen, getrunken und gelacht. “Mensch, das war doch viel lustiger als ich dachte”, sagte mir danach so mancher. Aber ins Büro kommen sie dann trotzdem nicht mehr.

Mit unserem Sprinter waren wir vor kurzem eine gute Woche in Oregon campen. Dort haben wir wunderbare Strände und Campingplätze am Meer genossen. Unser Sprinter hat mittlerweile fließend Wasser und die Küche ist beinahe fertig. Wir haben viel geschafft diesen Sommer, aber immer noch viel vor uns, bis er fertig ist. 2022 wollen wir soweit sein.

Eigentlich wollten wir, wie letztes Jahr, den Highway 395 hinunter fahren. Aber die Feuer in Kalifornien haben das, wie letztes Jahr auch, unmöglich gemacht. Es ist unglaublich, wie schnell der Klimawandel in den letzten 10 Jahren vorangeschritten ist. Es brennt und brennt und brennt. Und dabei hatten wir noch Glück. Der Rauch und die gefährlichen Partikel, die er mit sich bringt, haben die Bay Area dieses Jahr weitgehend verschont. Die Küstennähe macht den Unterschied: Der gesamt Westen der USA litt wochenlang unter Rauchwolken, aber die Meeresbrise hat uns mit frischer Luft versorgt. Am Lake Tahoe hat es dieses Jahr so schlimm gebrannt, dass South Lake Tahoe evakuiert werden musste. Die Feuer standen bis kurz vor den Skiliften, konnten aber noch zurückgeschlagen werden. Jetzt hoffen wir auf ordentlich Regen im Winter, aber so richtig daran glauben möchte niemand so recht.

So viel erst mal von heute. Es gibt noch viel mehr zu erzählen und ich werde versuchen in nächster Zeit mal wieder öfter zu schreiben. Im Oktober fahren wir jeweils eine Woche nach LA und dann Palm Springs. Aber jetzt warten wir erst mal ab, was die Wahl in Deutschland morgen bringt.

VW kommt

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Nach Jahren der Tesla-Dominanz im Bereich Elektrofahrzeuge, kommt jetzt der erste konventionelle Platzhirsch in die Gänge. Seit einigen Wochen ist der VW id.4 in Kalifornien zu haben und unser Nachbar gegenüber hat gleich zugeschlagen. Wir haben das Auto noch vor seiner Frau zu sehen bekommen und unser erster Eindruck war sehr positiv.

Zuerst einmal sieht der id.4 in Natura deutlich schicker aus, als auf den Bildern, die ich bisher gesehen habe. Und er sieht aus wie ein Elektroauto, nicht wie ein umgebauter Benziner. Unser Nachbar behauptet die Fahrzeuge seien den Händlern quasi aus den Händen gerissen worden. Kein Wunder bei einem Preis unter $45k (bei $9k Förderung) und einer Reichweite von ca. 250 Meilen (400 km). Wie alle Elektroautos bietet der id.4 viele Platz und der SUV-Look kommt natürlich hier in den USA besonders gut an. Den id.3 gibt es hier gar nicht erst zu kaufen: zu klein und zu Golf-mäßig. Die Verarbeitung ist VW-typisch solide, allerdings sind uns die elektrischen Türgriffe aufgefallen, die einen pfiffigeren Eindruck machen, als beim Tesla Model 3 und Y.

Insgesamt ist der VW id.4 also ein gelungenes Elektrofahrzeug und man sieht ihn in der Tat immer öfter auch auf den Straßen Kaliforniens. Wir selber fahren ja seit 4 Jahren Tesla und sind nach wie vor begeistert, aber wir sind auch froh, dass die deutschen Autobauer endlich nachziehen—auch wenn natürlich bei der Software und Batterietechnik Tesla noch die Nase vorn hat. Dafür Punkten VW, Porsche, Audi, Mercedes und BMW eben mit der Strahlkraft ihrer Marken, die auch nach Jahren der Tesla-Dominanz in diesem Segment nichts von ihrer Wirkung verloren hat. Dass das funktioniert und auch neue Käufer dazu bewegt, sich endlich ein Elektrofahrzeug anzuschaffen, zeigt das Beispiel unseres Nachbarn. Und es wird auch Zeit: Elektroautos sind alltagstauglich. Viel Glück, id.4!