Endlich Urlaub – Teil 1

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Letzte Woche waren wir endlich mal wieder länger mit unserem Sprinter unterwegs. Wir haben uns Enzo geschnappt und sind mit ihm den Highway 395 auf der Ostseite der Sierra Nevada entlang gefahren—zuerst von Norden nach Süden und dann wieder zurück, durch den Yosemite Nationalpark. Unser letzter längerer Campingtrip lag schon mehrere Jahre zurück, als Enzo noch nicht auf der Welt war. Und so war es Zeit, mal wieder Zeit in der Natur zu verbringen und außerdem die zahlreichen Verbesserungen auszuprobieren, die ich mittlerweile am Sprinter vorgenommen hatte.

Nachdem ich mit den Hecktüren fertig war, habe ich mich daran gemacht die Gasanlage in Betrieb zu nehmen. Verlegt hatte ich die Gasrohre schon vor Monaten, nun war es an der Zeit für die abschliessende Druckprüfung. Ich habe mir dazu eine Pumpe mit Manometer gebaut und dann entsprechend der deutschen Richtlinien mit Überdruck die Dichtheit der Anlage überprüft. Als dann für 30 Minuten der Druck absolute stabil war und die Nadel des Manometers sich überhaupt nicht bewegt hatte, wusste ich, dass ich am Ziel war. Zur Sicherheit hatte ich außerdem einen elektrischen Gasschalter, mit dem man auf Knopfdruck das Gas an- und abschalten kann, und einen Propan/Kohlenmonoxid-Warnmelder eingebaut. Dennoch fühlte ich mich etwas mulmig, als ich mit fast 30 Litern Propangas nach Hause fuhr, dann die letzte Geruchsprüfung vornahm und den Herd anzündete. Es ging auf Anhieb, genauso wie die Truma-Heizung, die Bernie und Martina vor Ewigkeiten mitgebracht hatten. Jahrelang haben wir die Truma funktionslos im Auto umhergefahren; jetzt ging sie also. Außerdem bastelte ich noch einen Oberschrank für Enzos Klamotten. Es konnte los gehen.

Mit Heizung, Warmwasser und mehr Platz stand uns also die luxuriöseste Campingreise unseres Lebens bevor. Wir erwarteten warme Tage und kühle Nächte und waren gespannt darauf, wie der Sprinter sich bewähren würde. Unser erster Stop war ein privater Stellplatz bei Twain Harte. Dummerweise waren wir am Labor Day Wochenende unterwegs und konnte daher Campingplätze am Wochenende vergessen. Abends gab es einen Burger bei The Rock of Twain Harte, im Regen und nach fast einer Stunde Wartezeit. Am nächsten Morgen holten wir uns einen Kaffee und suchten den Spielplatz auf, damit sich Enzo etwas abreagieren konnte bevor es dann in die Berge gehen würde. Der anhaltende Regen entpuppte sich als unser Glück, denn wir fanden schnell einen Campingplatz im Fraser Flat für die Nacht—mehrere Gruppen mit Zelt waren bereits abgereist. Enzo spielte in den Pfützen während C erstmals im Sprinter kochte. Es gab Suppe zum Mittagessen während der Regen auf die Markise prasselte und wir drinnen im warmen saßen. Die Nacht war ruhig; wir waren alle drei bereits gut eingecampt. 

Dementsprechend waren wir am nächsten morgen gut gelaunt, denn es hatte aufgeklart und ein sonniger Tag kündigte sich an. Wir führen hoch in die Berge in Richtung Sonora Pass bis auf 2.933m. Kurz vor dem Pass fing Enzo an sich zu beklagen. Kurz nach dem Pass war es dann passiert: er fing an zu kotzten und entlud einen ganzen Schwall an Erbrochenem in seinen Kindersitz. Dem armen Kleinen war auf der kurvenreichen Passstraße übel geworden und wir hatten es nicht bemerkt. Jetzt hatten wir den Salat. Ich fuhr rechts ran und wir begannen frenetisch damit, Enzo zu entkleiden und die Kotze aufzuwischen. Es stank erbärmlich, aber irgendwie gelang es mir, das alles auszublenden und weiterzumachen. Enzo, dem es jetzt natürlich deutlich besser ging, begann unmittelbar damit, unser Putzverhalten zu kommentieren. Er hörte auch dann nicht auf, als ich ihn unmissverständlich bat, „endlich mal die Klappe zu halten“. Irgendwann ging es weiter. Wir hatten einen Platz im Paha Campground (an den Twin Lakes) reserviert. Dort angekommen legten wir Enzo zum Mittagsschlaf hin und begannen den Stoff des Kindersitzes abzuziehen und alles per Hand zu waschen. Das machte es besser, aber uns war schnell klar, dass der Kindersitz so lange stinken würde, bis wir ihn (a) in der Waschmaschine waschen oder (b) mit Febreze einsprühen würden. Mittlerweile war es später Nachmittag und wir beschlossen uns ein Eis zu gönnen und dann im eiskalten See zu baden, bevor wir uns dann heiße Duschen im benachbarten RV-Park gönnten. Die Nacht war ruhig (es roch etwas) bis Enzo aufwachte, weinte und dann mehr also einen Stunde brauchte, um wieder einzuschlafen. Das war leider ein Vorgeschmack darauf, was uns ab sofort nachts in der Höhe blühen würde.

Mittlerweile war es schon Dienstag und es stand nur eine kurze Fahrt zum Mono Lake und dann zum June Lake, wo wir die Nacht verbringen würden, auf dem Programm. Ehrlich gesagt erwartete ich nicht viel vom Mono Lake. Wir hatten 2007 während unseres ersten Kalifornienurlaubs hier Station gemacht und waren nicht besonders beeindruckt gewesen. Diesmal allerdings nahmen wir uns die Zeit, uns die berühmten Tufas genauer anzusehen und waren dann doch angetan von der Schönheit und Größe des Mono Lake. Es gab Lunch im Whoa Nellie Deli in der Mobiltankstelle in Lee Vining—kein Geheimtipp mehr, aber immer noch sehr gut. Enzo freute sich eigentlich sehr auf „Tacos, Tacos“, büchste dann aber aus und konnte von uns erst kurz vor der Straße eingefangen werden. Er aß seinen Taco dann im Auto auf dem Weg zum June Lake.

Der June Lake auf 2.323m Höhe entpuppte sich als der schönste Bergsee auf unserer Reise. Es gab einen tollen Kiesstrand und das Wasser war klar und nicht zu kalt. Und so verbrachten wir den Nachmittag am und im See bevor wir dann im Camp kochten und Enzo, wie jeden Tag, gegen 19 Uhr ins Bett legten. Das bedeutete natürlich, dass C und ich danach draussen sitzen mussten. Wir trotzten der nächtlichen Kälte mit Fleece-Pullis und Daunenjacken und zogen uns sogar draussen die Schlafanzüge an, um Enzo nicht aufzuwecken. Das klappte gut und so hatten wir immerhin jeden Tag 2h für uns.

Nächstes Mal: Tag 5 – über Bishop nach Lone Pine…