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Es ist 22:16 Uhr, ich sitze auf der Couch in unsere neuen Bude und trinke einen Whisky. C und ich blicken auf zwei Tage ganz im Zeichen des Umzugs zurück. Am Samstag haben wir alles, aber wirklich auch alles in Kartons und Koffer verpackt und am Sonntag sind wir umgezogen – im strömenden Regen. Gott weiß, warum es ausgerechnet an diesem Tag so schütten musste, nachdem es bisher ganze 4 Tage im ganzen Winter geregnet hatte. An diesem Tag haben wir uns einmal mehr als typisch deutsch präsentiert. Alles war generalstabsmäßig geplant und vorbereitet, als unsere beiden Helfer um 10:15 Uhr mit einem riesigen Lastwagen vor dem Haus hielten. Neil aus Irland und Nino aus Mexiko waren sichtlich überrascht, als ihnen klar wurde, dass sie nichts mehr einzupacken hatten. Und ab ging die Post. Mit 2-3 Umzugskartons pro Fuhre schossen sie durch das Haus und dezimierten die aufgereihten Kisten in Windeseile. Dennoch dauerte es knapp anderthalb Stunden, bis alles verpackt war. Jetzt noch der Grill, die Gartenmöbel, die Fahrräder und der Laster war voll! C und ich konnten es nicht fassen. Immerhin waren wir vor anderthalb Jahren mit vier Koffern eingezogen und hatten kräftig ausgemistet.

In Oakland hatte der Regen immerhin aufgehört. In der mit den Nachbarn geteilten Garage erlebte uns das blaue Wunder. Die beiden waren am Freitag eingezogen und hatten nicht so stringent ausgemistet wie wir. Die Garage war weitgehend mit Krempel zugemüllt. Also schnell noch oben vorstellen, ganz dezent mal ansprechen, dass wir ja etwas Stauraum benötigen würden und dann richtig Druck machen, damit in 10 Minuten tatsächlich Platz ist wenn der Umzugslaster kommt. Wir packten mit an und innerhalb einer guten Stunde war dann wirklich alles ausgeladen – und Platz geschaffen in der Garage. Neil war dann noch etwas stinkig weil, nachdem er und Nino deutlich teurer waren als veranschlagt, wir nicht mehr ausreichend Bargeld für Trinkgeld übrig hatten. Aber mit Square Cash kann man ja auch mittlerweile in den USA Geld verschicken. Wenn auch per Email anstatt per Kontonummer und BLZ.

Das Einräumen ging schnell und wir freuten uns über ausreichend Stauraum in der Küche, ein nagelneues Bad und schickes Parket in allen Zimmern. Die Stimmung war hervorragend, bis… ja, bis unser Obermieter erstmals durch seine Wohnung stampfte und seine Schritten nicht zu überhören waren. Die Klospülung übrigens auch nicht. Und im Schlafzimmer kann man beinahe Zeuge der über uns geführten Unterhaltungen werden. Vielleicht haltet Ihr uns jetzt für überempfindlich oder einfach total naiv und wahrscheinlich stimmt beides ein bisschen. Wir sind nach Oakland gezogen, um den Flugzeugen zu entkommen und haben jetzt Obermieter, die Lärm machen – ohne es zu wollen. Ja, wir haben gefragt, wie es denn mit der Dämmung steht. Und ja, wir hatten eigentlich das Prinzip, nicht unter andern in diesen Holzhäusern zu wohnen. Wir haben uns in diese Wohnung verliebt und dieses eine Prinzip über Bord geworfen. Und jetzt werden wir hier für ein Jahr wohnen.

Immerhin, C hatte heute den kürzesten Arbeitsweg aller Zeiten: 17 Minuten mit dem Fahrrad. Ich bin mir sicher, sie kann es auch in 15 schaffen. Ich brauche genauso lang wie vorher, es kommt mir aber kürzer vor. Da habt Ihr sie, die schonungslose Wahrheit unseres Umzuges nach Oakland. Wir machen es uns hier schon gemütlich. Wir werden uns daran gewöhnen, dass wir nicht mehr alleine wohnen. Und wir bleiben Suchende, in einem immer noch manchmal fremden Land.