Wir spielen auf Sieg

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Es ist Anfang November und unser Urlaub in der Südsee scheint gerade unendlich weit weg. Es ist viel passiert seit unserer Rückkehr nach Kalifornien. Da war zuerst der Schock bei der Heimkehr: Unser Van, seit nunmehr 4 Jahren immer an derselben Stelle in San Bruno in geparkt wenn wir auf Riesen gingen, war weg. Ungläubig starrten wir auf die Stelle, an der wir ihn zurückgelassen hatten. Nichts. Am nächsten Tag fanden wir heraus, dass er von einem Nachbarn als verlassen gemeldet und dann abgeschleppt worden war. Dieser Witz kostete uns mal eben $1000. Wir waren wütend fühlten uns verarscht. Jetzt weiß ich immerhin wie die Abschlepp-Gangs ihr Geld verdienen. Ab sofort fahren wir nur noch per Taxi oder im Bart zum Flughafen!

In Berkeley fanden wir dann als nächstes heraus, dass unsere Nachbarin Barbara überraschend verstorben war. Seitdem wohnt ihre Tochter alleine in dem Haus nebenan. Wir grüßen und unterhalten uns, aber gut kennen tun wir sie noch nicht. Dafür haben wir auf ihrem Yard-Sale eine Vase ihrer Mutter als Erinnerung gekauft. Barbara war außerdem unser “Block-Captain”, weswegen C kurzerhand unsere diesjährige National Night Out mit organisierte. Die Straße wurde gesperrt, der Grill heraus geholt, die Nachbarn eingeladen. Es mag vielleicht albern klingen, aber es macht Spaß, mit den Nachbarn auf der Straße zu grillen und zu quatschen! Dabei konnte C und mir nicht entgehen, dass wir allgemein als “die mit dem Tesla” bekannt waren. “In welchem Haus wohnt Ihr denn? Ach, Ihr seid die mit dem Tesla”. Jetzt haben wir unsere Schublade weg.

Apropos Tesla, mittlerweile stehen 3 Autos vor unserem Haus. Wir haben nach reiflicher Überlegung kurzen Prozess gemacht und einen der letzten 4×4 Mercedes Sprinter gekauft, die in den USA noch zu haben sind. In Deutschland wurde der Modellwechsel schon vollzogen, die Fabrik in South Carolina hinkt allerdings noch hinterher. Dort werden ja eh nur die in Deutschland gebauten und dann für den Transport nach Amerika wieder zerlegten Sprinter zusammengesetzt. Warum würde man so etwas machen? Ganz einfach, es gibt seit den 60er Jahren die sogenannte Chicken Tax – 25% Strafzölle auf leichte Lastwagen. Ursprünglich als umfangreiche Antwort auf von Deutschland und Frankreich erhobene Zölle auf amerikanische (Chlor-) Hühner gedacht, macht sie heute nur noch VW und Mercedes das Leben schwer. Werden die Sprinter in den USA zusammengesetzt, entfallen die Zölle. So ein Sprinter ist schon lange Cs Traum. Wir haben bereits angefangen unseren neuen Van mit Hochdach zum Camper ausbauen (mit Solar- und Batterieanlage, Heizung und Warmwasser, Mountainbikegarage, und vielem mehr), aber es wird noch Monate dauern, bis er fertig ist. C meint wir hätten nun den perfekten Fuhrpark. Unser treuer weißer NASA-Van wird verkauft.

Im Oktober übersprang die Square-Aktie dann erstmals die magische $100 Grenze – nur um zwei Wochen danach wieder auf $69 zu fallen. Die Börse ist nervös, der drohende Handelskrieg mit China wiegt schwer. Und so sind wir doch wieder bei Präsident Trump, der mittlerweile seit fast zwei Jahren regiert. Im Moment tut er wieder, was er am besten kann: seine Basis mobilisieren. Am Dienstag wird gewählt. Die Midterms stehen an. Es sieht gut aus für die Demokraten, wahrscheinlich werden sie die Mehrheit im Repräsentantenhaus erobern. Wir haben dennoch Schiss. Die skandalöse Wahl Brett Kavanaughs zum obersten Richter, trotz Vorwürfen der versuchten Vergewaltigung, hat wieder offenbart, wie gespalten das Land ist. Demokraten und Republikaner – beide Seiten hören, lesen und glauben nur, was sie glauben wollen. Und Trump tut wieder alles, um Furcht zu sähen. Von morgens bis abends spricht er nur noch von der Flüchtlingskarawane aus Mittelamerika. 5,000 Soldaten hat er an der Grenze stationiert – mit Schießbefehl!

Es ist an der Zeit, dass diesem Mann und seinen Schergen Einhalt geboten wird. Am Wochenende war ich mit 6 Mitstreitern in Tracy, Kalifornien unterwegs, um Werbung für die Demokraten zu machen. Wir waren den ganzen Tag auf den Beinen und haben 500 Häuser abgeklappert. Wie ist die Stimmung? Das lässt sich leider nicht so einfach sagen. Dennoch habe ich ein besseres Gefühl als vor 2 Jahren. Die Menschen sind nicht glücklich mit der Rhetorik ihres Präsidenten. Da aber eben auch die Wirtschaft brummt, bleibt es abzuwarten, ob es tatsächlich einen Politikwechsel gibt. Der Vorsprung der Demokraten schmilzt, aber die Mehrheit der Amerikaner wünscht sich, dass die Macht des Präsidenten beschnitten wird. Dafür müssten sie eigentlich nur zur Wahl gehen!