Die Auswanderer

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Laut einer in der Süddeutschen Zeitung diskutierten Studie wandern jedes Jahr 150.000 Menschen aus Deutschland aus. Zufälligerweise ist das ein Thema, bei dem C und ich mitreden können. Und von diesem Artikel bin ich ehrlich gesagt enttäuscht. Während in der Infografik noch Erfahrungen machen und andere Kulturen erleben als Hauptgründe angeführt wurden, zieht der Artikel schnell sein Fazit: “Man kann es auch auf die Formel bringen: Geld oder Freunde”. 

Es ist kein Geheimnis, dass persönliche Kontakte leiden wenn man weg zieht oder gar auswandert. Das trifft auch für uns zu. FaceTime, Facebook und Co. machen es zwar einfacher in Kontakt zu bleiben, aber die räumliche Distanz bleibt. Nicht umsonst geben C und ich uns Mühe, so viele Freunde wie möglich zu treffen wenn wir denn mal in Deutschland sind. Oft stellen wir dabei fest, dass alles ist wie immer – und das ist ein gutes Gefühl. Was das Geld angeht, wir hatten Glück hier in Kalifornien, leben gut und finanziell weitgehend sorgenfrei. Aber als wir hier ankamen hatten wir keine Ahnung vom Gehaltsniveau. Geld war bei uns definitiv kein treibender Grund dafür Deutschland zu verlassen. Mein Chef in Berlin hat immer gesagt: “Man muss tun was einem Spaß macht und der Erfolg kommt von alleine”. Bei uns ist es definitiv so gewesen. Vielmehr war es die Neugier auf Neues, die uns aus Europa getrieben hat. Wir wollten unseren Traum leben, aus unserer Komfortzone ausbrechen – machen was wir wollten.

Der Artikel kommt letztendlich zu dem Schluss, dass gut 40 Prozent “eine Art von Unzufriedenheit im Ausland” beschleicht und viele “das Lebensgefühl in Deutschland… eine bessere medizinische Versorgung (19,3 Prozent) oder weniger Kriminalität (15 Prozent)” bevorzugen. Auch wir sind immer noch der Meinung, dass wir irgendwann nach Berlin zurück kommen. Aber ich muss auch darauf hinweisen, dass man im Ausland dazu tendiert Deutschland zu idealisieren. So ist es zumindest bei mir. Alles funktioniert, ist effizient und pünktlich, die Demokratie ist lupenrein, die Ärzte besser, die Gebäude alle neu und schick – insgesamt ist die Gesellschaft besser aufgestellt. Wenn ich zu Besuch bin merke ich dann doch, dass dem nicht immer so ist – mit Ausnahme der Tatsache, dass die Deutschen tatsächlich Auto fahren können. 

Deutschland ist ein tolles, reiches Land, in dem vieles besser funktioniert als anderswo. Dennoch gibt es mehr da draussen zu entdecken, in der weiten Welt.

Die Schwiegereltern kommen

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Morgen ist es soweit: Meine Schwiegereltern kommen zu Besuch. Und wie es sich für einen guten Schwiegersohn gehört, habe ich dieses Wochenende jede Menge Arbeit investiert, damit sie sich bei uns zu Hause wohl fühlen. So haben C und ich endlich dafür gesorgt, dass jetzt alle Türen im Haus schließen, z.B. die unseres Schlafzimmers. Das sorgt nicht nur für etwas mehr Privatsphäre, sondern auch als (Schnarch-)Schallschutz. Die Türen haben wir, je nach Bedarf, unten oder oben mit einem Bandschleifer abgeschliffen – 2-3mm mussten weg. Das ging gut und wenn man es nicht übertreibt schleift man an unseren Leichtbautüren auch nicht bis zur Pappe durch. Jetzt kann man die Badezimmertür sogar abschließen, was dem Hausfrieden zuträglich sein dürfte.

Außerdem haben wir endlich das zweite Bad vom Müll bereit, der sich dort seit Baubeginn angesammelt hatte, und es richtig geputzt. Was genau wir dort so alles vorgefunden haben erspare ich Euch, aber es sei gesagt, dass dieses Bad noch nie so geschrubbt wurde wie gestern. Als wir fertig waren blitzten die wunderschönen, beigen Fließen wieder fast wie neu und wir beide hatten ordentlich Chlor- und Amoniakdüfte in der Nase. Fast wie im Schwimmbad. Um an das Waschbecken zu gelangen muss man zwar immer noch die Tür schließen, aber daran werden wir uns schon gewöhnen. Jetzt müssen wir nur noch ein paar Handtuchhalter anbringen und unser neues Bad, das mit etwas Farbe (durch Accessoires) und einer neuen Klobrille jetzt sogar ganz sympathisch aussieht, ist bezugsfertig.

Heute Abend besorgen wir noch ein paar Kisten Wein und dann können sie kommen, die Schwiegereltern.

Dem Terror plötzlich sehr nah

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Jack Dorsey wird vom Islamischen Staat bedroht – diese Nachricht schlug diese Woche wie eine Bombe bei Square ein. Schließlich arbeiten wir zusammen mit ihm in einem Büro und sind so potentiell ebenfalls betroffen. Offenbar sind die Terroristen angekotzt darüber, dass ihre Twitter-Konten immer wieder dicht gemacht werden. Sogar der Spiegel hat darüber berichtet. Da kann man nur hoffen, dass die Spinner ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben und Jack nebenan vermuten, bei Twitter. Und man kann auch nur hoffen, dass bald nicht bewaffnete Sicherheitskräfte durch unser Büro spazieren. Dadurch würde ich mich nämlich bestimmt nicht sicherer fühlen.

Es ist schon ironisch, dass Fundamentalisten, die Fortschritt und freie Meinungsäußerung komplett ablehnen, sich jetzt darüber aufregen, dass man sie in sozialen Netzwerken nicht mehr sehen will. Müssen jetzt die Google-Gründer auch Morddrohungen befürchten, weil den Islamisten der Zugang zu GMail verweht wird? Vielleicht sind die ja auch mit der eingeblendeten Werbung unzufrieden – Psychiater statt Waffen. Egal, ich finde man muss auch Prinzipien im Leben haben. Twitter ist das Machwerk des Westens. Da bleiben eigentlich nur Rauchzeichen.

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Beweisfotos

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Frühling in der East Bay (mit 4 Sternen).

Hochgebockt

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Bei uns in der Nachbarschaft wird das Fundament eines Hauses neu gemacht. Eines Tages kamen ein paar Arbeiter mit Wagenhebern und bockten das Haus kurzerhand hoch, fast wie ein Auto mit Reifenschaden. Zuerst ein paar Zentimeter, dann immer mehr bis es auf knapp 2 Meter hohen Stelzen stand. Das ist nicht ungewöhnlich hier in der Gegend. Schließlich hält nichts ewig. Wenn ein Fundament repariert oder ganz neu gegossen werden muss, reichen den Handwerkern normalerweise ein paar Zentimeter Luft, um ihren Job zu machen. Bei diesem Haus müssen die Jungs nicht mal mal die Köpfe einziehen. Zumindest dachte ich das, bis C letztens nach Hause kam und vom Baufortschritt berichtete. “Stell Dir vor”, sage sie, “die machen gar kein neues Fundament, die stocken auf”. Oder besser gesagt: sie stocken unter.

Zuerst dachte ich das sei ein Witz, aber eigentlich ist es ja nur logisch. Warum das Dach samt Dachstuhl abreißen, eine neue Etage drauf setzen und dann alles neu machen, wenn man auch einfach eine Etage darunter setzen kann? Noch besser: die Bewohner müssen nicht einmal ausziehen, man lehnt einfach eine Leiter an die Haustür und (ich nehme an) fließend Wasser gibt es dann durch einen Gartenschlauch. Eines muss man den Amis echt lassen: sie sind pragmatisch. Und die hier übliche Leichtbauweise erlaubt halt auch allerhand Veränderungen im und am Haus – egal wie alt es ist. Ich bin gespannt wie die Arbeiten vorangehen. Vielleicht brauchen wir ja auch irgendwann mehr Platz.

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Bei uns ist Frühling

Letztens beim Ausländeramt

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Es ist mal wieder soweit: Meine Arbeitserlaubnis (nicht aber das Visum) läuft Mitte April ab. Höchste Zeit also für einen Besuch beim Ausländeramt, um biometrische Daten für mein neues Dokument abzugeben. Dort ist alles straff organisiert. Ist man erstmal am großen, schwarzen Wachmann vorbei gekommen, zieht man eine Nummer und füllt einen Bogen aus. Name, Vorname, Sozialversicherungsnummer, usw. werden abgefragt. Unter anderem interessiert sich der amerikanische Staat auch dafür, wo man geboren wurde und welche Staatsbürgerschaft man inne hat. Bei mir ist alles klar: Germany und Germany. Überall wimmelt es von Ausländern. Die Inder und Chinesen haben zum Teil ihre ganzen Familien dabei. Die Kinder sehen oftmals schon völlig amerikanisch aus. Egal, die Eltern interessieren sich ihrem Verhalten zu urteilen nach sowieso mehr für ihre überdimensionierten Smartphones. Dass deren Benutzung im Amt strengstens untersagt ist, interessiert die Chinesen nicht die Bohne. Die haben eben starke Nerven.

Während ich meine letzten Daten in das Formular eintrage, setzt sich plötzlich ein asiatischer Herr neben mich. Er ist alleine da und der englischen Sprache nicht mächtig. Während man die Führerscheinprüfung in diesem Land in allen denkbaren Sprachen ablegen kann, ist das Ausländeramt gnadenlos. Ohne Englisch kommt man nicht weit. Der Herr ist immerhin bis zur Frage nach seinem Geburtsland gekommen. Jetzt ist er am Ende. Er deutet auf die Frage und schaut mich fragend an. Ich versuche es mit Umschreibungen, zücke meinen Pass, aber das alles beeindruckt ihn wenig. Ich finde er sieht vietnamesisch aus, aber ich traue mich dennoch nicht, mich ausgerechnet in der Ausländerbehörde als Rassist zu outen. Also schweige ich. Es geht hin und her und plötzlich sagt der Herr: “Vietnam?” “Yes, Vietnam”, entgegne ich. “Vietnam?”, “Vietnam!”, “Vietnam”. Unser Gespräch entwickelt sich prächtig. Jetzt zeigt er auf die nächste Zeile, die mit der Frage nach der Staatsbürgerschaft. “Vietnam”, kommt es bei mir wie aus der Pistole geschossen. “Vietnam”, bestätigt er noch einmal zur Sicherheit – und wird aufgerufen.

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Jetzt kann der Frühling kommen

Wochenende am Tahoe

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Heute ist einer der seltenen Feiertage in den USA: Presidents Day. Daher sind wir in den Genuss eines langen Wochenendes gekommen, das wir zusammen mit alten und neuen Freunden am Lake Tahoe verbracht haben. Unsere Gruppe war recht international besetzt, mit zwei Russinnen, drei Amerikanern, einem Ägypter (mit russischer Mutter), einer anderen Deutschen und uns. Dementsprechend gab es bunt gemischtes Essen, z.B. Rührei mit Speck und Kaisersemmeln zum Frühstück, Kartoffelpuffer, russische Pelmeni, rote Beete Heringssalat oder Mexikanisch zum Abendessen. Als Nachtisch standen dann Brownies mit hot Fudge und Eiscreme auf dem Programm. Wir mussten also nicht an Hunger leiden und eine Gute Basis war auch nötig, denn die Russinnen hatten ordentlich Vodka im Gepäck – den sie natürlich nicht alleine trinken wollten. Gewohnt haben wir in einem riesigen Haus am Süden des Sees, mit Hot-Tub und allem Schnickschnack. Die Stimmung war gut und ließ sich auch durch politische Diskussionen zum Thema Ukraine nicht trüben.

Tagsüber waren wir dann Skilaufen, dem Kunstschnee sei Dank. Auch dieses Jahr hat es wieder viel zu wenig geschneit am Lake Tahoe – und viel zu wenig geregnet in der Bay Area. Der Frühling ist endgültig da und ich gehe nicht davon aus, dass es bis zum Herbst noch viel regnen wird. Auf der Piste war es dementsprechend richtig warm und einige Wintersportler waren tatsächlich kurzärmelig und sogar mit kurzer Hose unterwegs – kein Wunder bei strahlendem Sonnenschein und 15*C. Uns war es recht, wir sind braun geworden, haben die Pisten unsicher gemacht und die Zeit draußen genossen. Nach dem Sport ging es dann mit Bier vom Fass zu zehnt in den Hot-Tub auf dem Dach, mit bester Aussicht auf den kalifornischen Sternenhimmel.