Letztens beim Ausländeramt

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Es ist mal wieder soweit: Meine Arbeitserlaubnis (nicht aber das Visum) läuft Mitte April ab. Höchste Zeit also für einen Besuch beim Ausländeramt, um biometrische Daten für mein neues Dokument abzugeben. Dort ist alles straff organisiert. Ist man erstmal am großen, schwarzen Wachmann vorbei gekommen, zieht man eine Nummer und füllt einen Bogen aus. Name, Vorname, Sozialversicherungsnummer, usw. werden abgefragt. Unter anderem interessiert sich der amerikanische Staat auch dafür, wo man geboren wurde und welche Staatsbürgerschaft man inne hat. Bei mir ist alles klar: Germany und Germany. Überall wimmelt es von Ausländern. Die Inder und Chinesen haben zum Teil ihre ganzen Familien dabei. Die Kinder sehen oftmals schon völlig amerikanisch aus. Egal, die Eltern interessieren sich ihrem Verhalten zu urteilen nach sowieso mehr für ihre überdimensionierten Smartphones. Dass deren Benutzung im Amt strengstens untersagt ist, interessiert die Chinesen nicht die Bohne. Die haben eben starke Nerven.

Während ich meine letzten Daten in das Formular eintrage, setzt sich plötzlich ein asiatischer Herr neben mich. Er ist alleine da und der englischen Sprache nicht mächtig. Während man die Führerscheinprüfung in diesem Land in allen denkbaren Sprachen ablegen kann, ist das Ausländeramt gnadenlos. Ohne Englisch kommt man nicht weit. Der Herr ist immerhin bis zur Frage nach seinem Geburtsland gekommen. Jetzt ist er am Ende. Er deutet auf die Frage und schaut mich fragend an. Ich versuche es mit Umschreibungen, zücke meinen Pass, aber das alles beeindruckt ihn wenig. Ich finde er sieht vietnamesisch aus, aber ich traue mich dennoch nicht, mich ausgerechnet in der Ausländerbehörde als Rassist zu outen. Also schweige ich. Es geht hin und her und plötzlich sagt der Herr: “Vietnam?” “Yes, Vietnam”, entgegne ich. “Vietnam?”, “Vietnam!”, “Vietnam”. Unser Gespräch entwickelt sich prächtig. Jetzt zeigt er auf die nächste Zeile, die mit der Frage nach der Staatsbürgerschaft. “Vietnam”, kommt es bei mir wie aus der Pistole geschossen. “Vietnam”, bestätigt er noch einmal zur Sicherheit – und wird aufgerufen.