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Küchenupdate

9 – Das große Finale

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Unsere Abreise aus Granada war so gut geplant, wie man in einem Land ohne Pläne eben planen kann. 7 Uhr: aufstehen, duschen. 7.30 Uhr Frühstück, Zähne putzen, zu Ende packen. 8 Uhr: Briefmarken bei der Post einkaufen, Postkarten bekleben und einwerfen. 8.15 Uhr: auschecken, zu Fuß zum Platz aufbrechen. 8.30 Uhr: Expressbus nach Managua besteigen.

“Das ist aber auch ein Seelenverkäufer”, bemerkt C, als wir sitzen. Es stimmt, der Bus ist alt und heruntergekommen – Schrott. Egal, er fährt los, wir sitzen und haben Zeit. Um 12.11 Uhr startet unser Flieger. Wir zahlen für 3, da unsere Rucksäcke einen Platz einnehmen (75 Córdobas, $3). Bis Masaya geht alles gut, dann tut es beim Anfahren einen lauten Schlag. C schaut besorgt: “Das klingt nach dem Differential”. Der DJ steigt aus, schaut prüfen, weist den Fahrer an, es noch einmal zu versuchen. Es knallt erneut metallisch. Der Fahrer versucht es mit der Brechstange und gibt Gas. Es scheppert richtig laut, ich spüre es unter meinen Füßen vibrieren und Rauch steigt auf. Das war’s. Jetzt es ist endgültig Schluss! Wir steigen aus und halten den Daumen raus. Irgend ein Bus wird uns schon mitnehmen. Unser Geld sind wir los, aber längst machen wir uns mehr Sorgen wg. der Zeit.

10 Minuten später sitzen wir in einem ehemaligen Schulbus. Express war einmal – er hält an jeder Milchkanne. Die Zeit verrinnt. Für 25 km braucht er 1 Stunde. Endlich erreichen wir die Ausläufer von Managua. 10.15 Uhr: wir springen aus dem Bus und entern ein Taxi. Es herrscht dichter Verkehr. Der Fahrer navigiert durch enge Gassen und wir haben schon lange die Orientierung verloren. Plötzlich hält er an, hupt und drückt (s)einer heran eilenden Frau ein Bündel Geldscheine in die Hand. Erbost weisen wir ihn darauf hin, dass wir es eilig haben. Jetzt gibt der Typ richtig Gas und wir heizen durch die Gassen, eine Einbahnstraße (natürlich in falscher Richtung) und schließlich entlang der hässlichen Bäume aus Metall (offiziell Kunstwerke), die für Managua typisch sind, zum Flughafen. 10.40 Uhr: wir sind da, aber unser Flugzeug nicht – 2h Verspätung. Wir schlagen die Zeit tot, C wird in die First upgegraded. Ich bin der erste auf der Warteliste. Als wir einsteigen bin ich nur noch Nummer zwei und die eins kriegt den letzten First Platz. Egal, immerhin habe ich durch C einen Sitz mit mehr Beinfreiheit in der Economy Plus ergattert und dazu schickt mir C noch ihren Nachtisch nach hinten. Ich bin gerührt und gönne ihr den dicken Fernsehsessel ganz vorne. 

In Houston hat uns die Zivilisation wieder. Ich bin von den Amis genervt, aber die Einreise in die USA geht schnell und problemlos. Erwähnenswert ist, dass alle Grenzbeamten gleich aussehen: Glatze mit Vollbart. Nur einer trägt dazu einen schwarze Brille und tanz damit es etwas aus der Reihe. Wir beeilen uns, bis wir erfahren, dass auch der 2. Flieger 2h Verspätung hat. Also gibt es Burger und Bier bei einer toughen, flirtenden Kellnerin, die uns nebenbei noch von ihrem vierjährigen Sohn erzählt. Der Flug ist nicht weiter erwähnenswert, bis heftige Turbulenzen über New Mexico aufkommen. Nach 30 Minuten bittet der Pilot die Flugbegleiter Platz zu nehmen. Es geht weiter und ich denke an den Bus heute morgen. Aber dieses United Flugzeug ist jünger als seine Flugbegleiterinnen (altes United-Spiel) und nach weiteren 15 Minuten wird es ruhiger. In San Francisco erwarten uns die Kühle des Sommernebels und unser treuer Van, den wir vor unserem alten Haus in San Bruno geparkt hatten. Schön war’s in Nicaragua, aber wenn man in Kalifornien wohnt, kommt man auch gerne wieder nach Hause.

8 – Volcano Rim Dance

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Heute wollen wir uns einen der 40 Vulkane von Nicaragua aus der Nähe anschauen – natürlich einen aktiven! Dank Klimaanlage habe ich gut geschlafen, mein Magen ist auch guter Dinge und nach dem Frühstück kann’s losgehen. Mit leichtem Gepäck schnappen wir uns einen Expressbus am Platz, der bring uns zum Busbahnhof und da steigen wir dann in den ersten Bus in der Schlange – es muss alles seine Ordnung haben. Von Masaya aus geht’s dann im Taxi zum Nationalpark. Am Parkeingang gabeln wir noch 2 Inselaffen (Engländer) auf. Mit denen haben wir es irgendwie gerade. Nach der Wahl versuchen wir europäische Entwicklungshilfe zu leisten. Leider ist hier die falsche Klientel – eher wenig konservativ orientiert. Unser Taxi bringt uns die 5km bis zum Krater… besser als laufen! 

Der Volkán de Masaya ist munter am Dampf rauspusten – ziemlich beeindruckend! Es gibt noch 3 weitere Krater, die aber nicht aktiv sind. Wir wandern mit unseren Flipflops durch’s Lava-Geröll. Eine tolle Übung finde ich, D findet, es sind die falschen Schuhe. Ein paar Wege sind abgesperrt, eine (für Nica-Verhältnisse) riesige Musikanlage wird aufgebaut. Irgendeine Party steigt hier gleich. Oben am Rim wird uns klar, was los ist: Hier wird gleich ein Mountainbike Downhillrennen angepfiffen. Nicht den Krater runter, der Weg drumherum tut es auch. D ist nicht beeindruckt von den Bikes und dann auch nicht von der Performance: “Marmot-Sarah würde die alle stehen lassen!” Egal, die Nicas geben alles und die Sportart ist hier auch weit entfernt vom Mainstream. Für den Rückweg schummeln wir uns in einen Schulbus. Lehramtsstudenten haben einen Klassenausflug organisiert. Der Typ hinter mir studiert seit 2 Jahren Englisch und spricht hervorragend. Er kann sogar ein paar Worte Deutsch und Französisch. Sprachen sind hier alles.

Ich lerne, dass man in einer guten Gegend ein Haus für $100 pro Monat mieten kann. Ein Lehrer an der deutschen Schule verdient ca. $2000 im Monat. Und wieder kommt die Meinung durch, dass wir in den USA (und der entwickelten Welt) so viel arbeiten und keine Zeit für Spaß haben. Ich glaube, dass die Leute hier so hart arbeiten, um die “einfachen Dinge” des Lebens zu organisieren, dass dies unsere längeren Arbeitszeiten locker übersteigt. Aber ist es nicht ok, dass die Menschen hier glauben, sie hätten mehr Freizeit als wir?

Wir steigen am Visitorcenter aus und schauen uns die einfach gehaltenen Exponate an. Zu Fuß geht es 1km zurück zur Straßenkreuzung, wo wir keine Minute später in einen Expressbus steigen. Nächster Stop: Kunstmarkt in Masaya. Wir steigen an der Tankstelle aus und der Bus-DJ (der Typ, der das Geld einsammelt, die Stops organisiert und die Leute einweist) sagt, es wären nur 4 Blocks zu laufen. Na das schaffen wir auch ohne Taxi. Wir laufen los. Es fängt an zu nieseln. Die Straße ist ziemlich trostlos und wir ziemlich lost. Nach 10 Blocks fragen wir einen Passanten nach dem Markt: “Noch 4 Blocks”. Es ist so eine Konstante in der Geschichte, wie die 50 Jahre, in denen wir endlich mit Kernfusion unendlich viel Energie erzeugen. Nach weiteren gefühlten 10 Blocks sind wir da und gönnen uns erstmal eine Cola. Dann stürzen wir uns in das Gewimmel aus Touristen, Händlern, Hängematten, Holzschnitzereien und Honig. Wir sehen ein Bild, das uns beiden gefällt, und schlagen zu.

Mit der Beute im Gepäck nehmen wir diesmal ein Taxi zur Hauptstraße. Dort das alte Spiel: Der nächste Bus kommt kurz darauf und im Nu sind wir zurück in Granada. D hat sich einen Kaffee verdient und danach geht es zur Abkühlung in den Pool. Es regnet, zum ersten Mal seit wir hier sind, und mir ist kalt – auch zum ersten Mal seit wir hier sind! Tolles Gefühl! Es gibt noch ein Gourmet-Abendessen in der Touri-Meile: Nudeln und Steak. Letzter Urlaubsabend bei lauem Lüftchen, gemütlich hier.

–– C

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Fin

7 – Zurück in Granada

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Zwei Tage Ometepe haben uns gereicht. Heute geht es zurück nach Granada. Aber zuerst muss C sich eine Zecke aus dem Fuß drücken – das Unglück mit dem Viechzeug bleibt ihr hold. Nach dem Frühstück geht’s los. Wir teilen uns ein Taxi mit Beth und Pete, die schon zum 3. Mal für ein paar Monate durch die Welt reisen. Und die beiden sind jünger als wir! Nach 1h Fahrt sind wir pünktlich um 10 Uhr auf der Fähre, die dieses Mal kein Seelenverkäufer ist. Dementsprechend schnell ist die Überfahrt, die wir an Deck mit Blick auf Ometepe verbringen. 

Am Hafen will man uns wieder überteuerte Taxis andrehen, aber wir beschließen, den bereits wartenden Bus nach Masaya zu nehmen. In Nicaragua muss man flexibel sein, damit fährt man besser. Leider werden wir abgezockt – die späte Rache des Tourismusbeamten, dessen Taxi wir nicht wollten. 50 Córdobas ($1.84)? Pro Person? Dafür kann ich ja nach Costa Rica fahren. In Masaya warten wir nur wenige Minuten auf Anschluss und nach 5h Reise erreichen wir Granada. Wir verabschieden uns von Beth und Pete und checken wieder im vertrauten Hotel La Pergola ein – C’s Reservierung per Email durchgekommen. Den Nachmittag verbringen wir mit Lesen, Siesta und am Pool, dann gibt es einen Snack im Garden Café. Jetzt nur noch Postkarten besorgen. Das gestaltet sich als überraschen schwierig. Offenbar sind Postkarten total out. Zum Abendessen gibt es einen Falafelteller und wir sehen Beth und Pete durch die Gassen von Granada schlendern. Die Welt ist ein Dorf. Granada erst recht.

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Maderas Cloud Forest

6 – Mitten in der Natur

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Ganz schön gerädert wache ich auf. Irgendwie ist die Hitze nicht mein Ding. Beim Frühstück mit Omelette und Broten unterhalten wir uns mit unserer kanadischen Aussteiger-Gastgeberin. Die haben auf Ometepe vor 17 Jahren Land gekauft und dann ohne Auto und bevor die Strasse ausgebaut war, Hütten hingestellt und ihre Farm mit Ziegen, Schafen, Obst und Gemüse aufgebaut. Das ist mir zu krass… ohne Salami und richtigen Käse könnte ich so was nicht – und dann noch die Hitze!

Unser Guide Victor ist überpünktlich. Er wird uns den unteren Teil des inaktiven Vulkans Maderas zeigen. Wir wandern bergauf durch Kochbananen-Plantagen, vorbei an ein paar verfallenen, aber bewohnten Höfen und durch Mango- und Avocadohaine. Das erste Highlight sind nicht die Petroglyphen sondern die frischen Mangos, die Victor für uns vom Baum holt und die wir auf der Stelle verzehren. Unglaublich lecker, aber ich saue mich gleich richtig damit ein. Wir lernen alles mögliche über Flora, Fauna und Nicaragua. Plötzlich ändert sich die Vegetation und es wird grün um uns herum und feucht in der Luft – wir sind im Cloud Forest angekommen. Ich hatte mich noch gefragt, wie denn der Weg zum Vulkan in der Trockenzeit matschig sein kann. Jetzt sehe ich es mit eigenen Augen. In der Ferne hören wir auf einmal ein Röhren und Bellen – die Howler Monkeys, man kann sie bis zu 3 km weit hören. Und dann zeigt Victor uns auch schon einen im Baum – so ein Mordsgegröhle, da hätte ich ein größeres Vieh erwartet! Wir wandern zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man über die Ebene zwischen den beiden Vulkanen blicken kann. Der aktive Vulkan Concepción ist leider halb in den Wolken verschwunden, sonst hätte Victor vielleicht recht gehabt: der schönste Ausblick unseres Lebens.

Zurück geht es noch an einer Kaffeeplantage vorbei. Die sieht für mich etwas verwahrlost aus – aber hier macht man das so. Alles wächst querbeet. Es gibt noch einen frischen Saft und ein bisschen von Victors Lebensgeschichte zum Abschied: er ist 28 und mit 10 als Waise auf die Insel gekommen – von der Karibikküste. Jetzt ist sein zu Hause hier, er hat 3 Kinder und ist verheiratet. Einen Ring konnte er sich nicht leisten, aber er liebt seine Frau und sein Haus ist der schönste Ort auf der Insel. Ich bin immer wieder beeindruckt von der Offenheit, Herzlichkeit und dem Interesse der Leute hier in Nicaragua. Und wir Deutschen haben überall einen guten Ruf – Victor hat jetzt schon genug von den Chinesen. Wie soll das erst mit dem Kanal werden?

Am Nachmittag mieten wir Fahrräder, überholen alle andern Touristen auf dem Weg zum Ojo de Agua und erfrischen uns in der vulkanischen Quelle. Auf dem Rückweg halten wir am Strand und spazieren durch das warme Seewasser. Schon schön hier, aber viel länger muss ich nicht bleiben. Mir ist das zu weit weg von der Zivilisation. Die Mischung aus Einheimischen, Aussteigern, Touristen und magerem Viechzeug ist mir irgendwie zu trostlos.

In der Finca machen wir uns frisch für den Abend. Nach dem Duschen kriege ich fast einen Herzinfarkt: IN meinem Waschbeutel sitzt eine Kakerlake! Was zur Hölle macht die da? Warum immer ich? D rettet den Waschbeutel und mich! Er kämpft mit der Kakerlake und entsorgt sie in alter Gewohnheit im Klo. Das Klo hier hat aber leider keine Spülung, sondern ist ein Eimer mit getrockneten Reishülsen. Und ich hab Durchfall. Wie soll ich je wieder auf diese Klo gehen können? Es geht nur eins: die Kakerlake oder ich! D lässt den Deckel offen und wir gehen erstmal zum Abendessen. Das Vieh wird schon rauskommen. Das Restaurant wurde uns von Victor empfohlen, ist aber leider ein totaler Reinfall. Wir laufen durch die stockfinstere Nacht zurück zur Finca. Dank Kopflampe überfährt uns niemand. Der Sternenhimmel ist umwerfend und wir sehen sogar ein paar Sternschnuppen. Mein Wunsch geht in Erfüllung: Die Kakerlake ist nicht mehr im Klo! Na dann kann ich ja in Ruhe einschlafen.

–– C

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Die große Überfahrt

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Granada

5 – Ometepe

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Aufgestanden, gepackt und Toast mit Rührei gefrühstückt. Los geht’s, denn wir haben heute viel vor. Zuerst nach Rivas (gesprochen Riba, denn das s wird hier gerne verschluckt), dann mit der Fähre zur Isla de Ometepe. Am Busbahnhof gibt es die erste unangenehme Überraschung: Zwei Klebstoffschnüffler führen uns ungefragt über einen bunten Nica-Mark zum Bus, aber der fährt erst in einer Stunde. Ich gebe trotzdem ein Trinkgeld. Expressbusse gibt es hier gar nicht. Wir hadern kurz mit unserem Schicksal, steigen dann ein und warten. Nach 1,5h geht es dann endlich los. Wir halten an jeder Milchkanne, Menschen kommen und gehen. Irgendwann gabeln wir einen Prediger auf, der gar nicht mehr aufhört zu reden. Das Interesse der anderen Fahrgäste hält sich in Grenzen und ich bin ziemlich genervt – aber niemand fällt ihm ins Wort. Kurz vor Rivas beginnt das Tauziehen um die Handvoll Touristen im Bus. Die Preise für die Taxifahrt zum Hafen fallen schnell und wir finden uns mit zwei Schweizern in einem Taxi wieder. Er, der Namenlose, erzählt von seinem Motorradkauf in Panama und 6 Monaten Reise in Zentralamerika. Er sieht auch so aus: braun gebrannt, mit Rauschebart. Am Pier trennen sich unsere Wege: Die Schweizer marschieren schnurstracks auf den Kahn nach Moyogalpa – ohne ein Wort des Abschieds. Die Welt der Backpacker ist schnelllebig.

Wir dagegen wollen auf den Südteil von Ometepe und besteigen einen anderen Seelenverkäufer. Es herrscht ordentlich Wind und auf dem riesigen See haben die Wellen Schaumkronen. Dennoch kommen nach knapp 2h Überfahrt direkt neben dem stinkenden und lärmenden Dieselmotor sicher an. Dort wartet auch unser Taxi, das wir vor der Abfahrt noch bei einem Tourismusbeamten (hüstel) klar gemacht hatten. Die Fahrt zu unserer Hütte auf der Finca del Sol geht zügig. Die kanadische Gastgeberin ist nett, die Unterkunft einfach, aber schick. Von unserer Terrasse aus haben wir einen tollen Ausblick auf den noch aktiven Vulkan Concepción. Es herrscht eine angenehme Brise, dennoch ist die Nacht heiss und kurz.