Unsere Abreise aus Granada war so gut geplant, wie man in einem Land ohne Pläne eben planen kann. 7 Uhr: aufstehen, duschen. 7.30 Uhr Frühstück, Zähne putzen, zu Ende packen. 8 Uhr: Briefmarken bei der Post einkaufen, Postkarten bekleben und einwerfen. 8.15 Uhr: auschecken, zu Fuß zum Platz aufbrechen. 8.30 Uhr: Expressbus nach Managua besteigen.
“Das ist aber auch ein Seelenverkäufer”, bemerkt C, als wir sitzen. Es stimmt, der Bus ist alt und heruntergekommen – Schrott. Egal, er fährt los, wir sitzen und haben Zeit. Um 12.11 Uhr startet unser Flieger. Wir zahlen für 3, da unsere Rucksäcke einen Platz einnehmen (75 Córdobas, $3). Bis Masaya geht alles gut, dann tut es beim Anfahren einen lauten Schlag. C schaut besorgt: “Das klingt nach dem Differential”. Der DJ steigt aus, schaut prüfen, weist den Fahrer an, es noch einmal zu versuchen. Es knallt erneut metallisch. Der Fahrer versucht es mit der Brechstange und gibt Gas. Es scheppert richtig laut, ich spüre es unter meinen Füßen vibrieren und Rauch steigt auf. Das war’s. Jetzt es ist endgültig Schluss! Wir steigen aus und halten den Daumen raus. Irgend ein Bus wird uns schon mitnehmen. Unser Geld sind wir los, aber längst machen wir uns mehr Sorgen wg. der Zeit.
10 Minuten später sitzen wir in einem ehemaligen Schulbus. Express war einmal – er hält an jeder Milchkanne. Die Zeit verrinnt. Für 25 km braucht er 1 Stunde. Endlich erreichen wir die Ausläufer von Managua. 10.15 Uhr: wir springen aus dem Bus und entern ein Taxi. Es herrscht dichter Verkehr. Der Fahrer navigiert durch enge Gassen und wir haben schon lange die Orientierung verloren. Plötzlich hält er an, hupt und drückt (s)einer heran eilenden Frau ein Bündel Geldscheine in die Hand. Erbost weisen wir ihn darauf hin, dass wir es eilig haben. Jetzt gibt der Typ richtig Gas und wir heizen durch die Gassen, eine Einbahnstraße (natürlich in falscher Richtung) und schließlich entlang der hässlichen Bäume aus Metall (offiziell Kunstwerke), die für Managua typisch sind, zum Flughafen. 10.40 Uhr: wir sind da, aber unser Flugzeug nicht – 2h Verspätung. Wir schlagen die Zeit tot, C wird in die First upgegraded. Ich bin der erste auf der Warteliste. Als wir einsteigen bin ich nur noch Nummer zwei und die eins kriegt den letzten First Platz. Egal, immerhin habe ich durch C einen Sitz mit mehr Beinfreiheit in der Economy Plus ergattert und dazu schickt mir C noch ihren Nachtisch nach hinten. Ich bin gerührt und gönne ihr den dicken Fernsehsessel ganz vorne.
In Houston hat uns die Zivilisation wieder. Ich bin von den Amis genervt, aber die Einreise in die USA geht schnell und problemlos. Erwähnenswert ist, dass alle Grenzbeamten gleich aussehen: Glatze mit Vollbart. Nur einer trägt dazu einen schwarze Brille und tanz damit es etwas aus der Reihe. Wir beeilen uns, bis wir erfahren, dass auch der 2. Flieger 2h Verspätung hat. Also gibt es Burger und Bier bei einer toughen, flirtenden Kellnerin, die uns nebenbei noch von ihrem vierjährigen Sohn erzählt. Der Flug ist nicht weiter erwähnenswert, bis heftige Turbulenzen über New Mexico aufkommen. Nach 30 Minuten bittet der Pilot die Flugbegleiter Platz zu nehmen. Es geht weiter und ich denke an den Bus heute morgen. Aber dieses United Flugzeug ist jünger als seine Flugbegleiterinnen (altes United-Spiel) und nach weiteren 15 Minuten wird es ruhiger. In San Francisco erwarten uns die Kühle des Sommernebels und unser treuer Van, den wir vor unserem alten Haus in San Bruno geparkt hatten. Schön war’s in Nicaragua, aber wenn man in Kalifornien wohnt, kommt man auch gerne wieder nach Hause.