Unbesiegbar

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„Heute fühle ich mich unbesiegbar“, meinte C gestern zu mir, als wir im Tesla auf dem Weg an die Pazifikküste waren. „Nicht ganz so wie mit Anfang 20, aber irgendwie doch so ähnlich“.

Wir hatten eine gute Woche hinter uns und am Samstag einen weiteren Meilenstein unseres Sprinterausbaus erreicht: Die Bordwand mitsamt Instrumenten und Ausschnitt für ein großes Rolltor war installiert und blitzte uns in ihrem reinem weiß an. Dieser Anblick erfüllte mich mit Stolz, wobei ich nicht einmal genau sagen kann, warum. Sicher, die Bordwand war uns gut gelungen, und ja, wir hatten bereits einiges geschafft in den ersten 6 Wochen des neuen Jahres. Aber ich glaube es lag vor allem daran, dass dieser Schritt den Beginn eines neuen Bauabschnitts signalisierte—den Begin des Feinausbaus. Die Installation der Wasserschläuche und Gasanlage war nun in greifbare Nähre gerückt. Die Auslässe für die Truma-Heizungsschläuche waren ebenfalls schon an der Bordwand vorbereitet. Unser nächstes großes Ziel, bis zum Sommer fließendes, warmes Wasser mitsamt Herd und Gasanlage im Sprinter zu haben, erschien an diesem Samstagabend plötzlich realistisch. Und was war ein tolles Gefühl.

Also gönnten wir uns am Sonntag einen Ruhetag und beschlossen bei herrlichem Frühlingswetter einen Ausflug ans Meer zu machen. Wir stiegen in den Tesla und fuhren nach Tiburon, genauer gesagt nach Paradise Cay, wo wir uns ein zum Verkauf stehendes Haus (nur zum Spaß) und die noble Gegend ansahen. Das Besondere an Paradise Cay ist, dass viele Häuser direkt am Wasser liegen und über Privatstege verfügen. Und ich kann Euch sagen, an einigen dieser Stege lagen richtig große Segelbote. Dafür waren die Gärten der Anwesen hier relativ klein, aber wie C bemerkte: „Wer braucht schon einen Garten wenn man die Segelyacht direkt am Haus liegen hat?“

Nach einem Kaffeestopp ging es weiter nach Muir Beach, wo unser Tesla uns vorbei an den Massen, die sich um die Parkplätze rangelten und auf einen Hügel hinauf navigierte, wo dann eine Treppe hinunter an den Strand führte. Nach 15 Minuten Spaziergang waren wir am Pazifik angekommen, hielten die Füße ins Wasser und saßen in der Nachmittagssonne. Der Pazifik war, wie immer, eiskalt. Kaum zu glauben, aber mehrere Menschen stürzten sich, nur mit Badeklamotten bekleidet, in die Fluten. Ansonsten wurden die Masken- und Abstandspflicht ziemlich gut eingehalten.

Auf dem Heimweg kurvten wir dann mit dem Tesla den Highway 1 nach Mill Valley hoch und waren glücklich. Diese Tag fühlte sich tatsächlich an wie Urlaub. Auch wenn wir in Kalifornien wohnen, ist es allzu leicht im Alltag zu versinken—vor allem in den Zeiten der Corona-Pandemie. Aber dieser Ausflug ans Meer hat mich wieder einmal daran erinnert, warum wir eigentlich hierher gezogen sind. Die Schönheit Kaliforniens ist immer noch da. Man muss sich nur die Zeit dafür nehmen. Und warum fühlten wir uns heute unbesiegbar? Es läuft einfach. Wir sind gesund, wir sind erfolgreich und wir schaffen, was wir uns vornehmen—egal, was wir uns vornehmen. Was will man mehr?

 

2021 macht Tempo

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Heute ist der 14. Februar—Valentingstag. Das Jahr vergeht in einem Tempo, bei dem einem Angst und Bange werden kann. Die Wahl im Dezember, Weihnachten in Berlin auf dem Höhepunkt der Corona-Krise, der Sturm auf das Capitol in Washington DC am 6. Januar und der Amtsantritt Joe Bidens am 20. Januar sind bereits verschwommene Erinnerungen. Im Moment passiert so viel bei uns und auf der ganzen Welt, dass wir kaum dranbleiben können.

Zuerst einmal muss ich feststellen: Es geht uns gut. Während ich diese Zeilen schreibe, rackert sich C im Gästezimmer vor unserem Tempo ab. Wir haben uns kurz nach der Wahl tatsächlich ein Fitness-Gerät für zu Hause gegönnt und nutzen es 3-4 Tage die Woche. Das Tempo ist super. Ein riesiger Bildschirm lässt Personal-Training-Feeling aufkommen. Die Kurse im Zusammenhang mit Kurz- und Langhanteln mit Gewichten bringen einen schnell zum Schwitzen und lassen die Muckis wachsen. Wir sind zwar keine 25 mehr, haben aber seit November schon bestimmt 2kg Muskelmasse zugelegt.

Auch sonst haben wir das Beste aus der Corona-Krise gemacht. Wir schneiden uns seit fast einem Jahr gegenseitig die Haare—und reden immer noch miteinander. Wir haben die Zeit zu Hause genutzt, um richtig gute Fortschritte an unserem Sprinter-Ausbau zu machen. Wir sind Anfang Dezember mit dem Tesla nach Palm Springs gefahren und haben eine ganze Woche dort in einem Haus mit Pool verbracht. Morgens gab es frische Grapefruit vom Baum, nachmittags Kaffee am Pool. Für die Hin- und Rückfahrt brauchten wir 7h, inklusive dreier Ladestopps. Dafür hat uns die Fahrt keinen Cent gekostet. Während die meisten Menschen letztes Jahr auf Fernreisen verzichten mussten, habe ich das erste Mal Goldstatus bei United eingeflogen. Wir waren drei Mal in Berlin—aus traurigen Gründen, aber auch, um den Spätsommer beinahe ohne Corona-Beschränkungen und bei guter Luft zu genießen. Die Waldbrände in Kalifornien waren letztes Jahr so schlimm, dass wir uns erstmals gefragt haben, ob Menschen hier auf lange Sicht werden leben können. Uns zieht es aber noch nicht weg, obwohl wir jetzt seit fast 9 Jahren Wahlamerikaner sind.

Und wie lebt es sich in Kalifornien, jetzt wo Joe Biden Präsident ist? Vor allem lebt es sich unaufgeregter. Mehr denn je wird einem klar, wie sehr Trump die Medienwelt bestimmt hat—berichtet wurde ja fast ausschließlich darüber, was er wieder gesagt oder getan hatte. Das ist jetzt anders. Die Late-Night-Sendungen widmen sich wieder anderen Themen, die Regierung ist plötzlich wieder kompetent, irre Executive-Orders wurden schnell widerrufen. Ist jetzt wieder alles paletti in Amerika? Sicherlich nicht. Die Gräben zwischen Trump-Fans und allen Anderen sind tief wie immer. Es wird noch Jahre dauern, bis es zur Versöhnung kommen kann. Und dennoch, es lebt sich wieder leichter in den USA.

Und während in Deutschland sie Corona-Impfungen nicht in Fahrt kommen, haben bei uns in Alameda County bereits 15% der Menschen mindestens eine Dosis bekommen. Ca. 200.000 Impfungen werden täglich alleine in Kalifornien verabreicht. Natürlich wird es auch hier noch dauern, bis jeder ein Impfangebot bekommt—derzeit können medizinisches Personal, über 65-jährige und systemrelevante Personen immerhin relativ einfach an Termine kommen. Wir gehen davon aus, dass wir bis zum Sommer ebenfalls geimpft werden. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber wenn das Jahr weiterhin so schnell vergeht, wird es gefühlt nicht mehr lange dauern.

Es ist vollbracht

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Er ist weg. Und wir sind wieder allein, allein.

Wir warten…

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Es is knapper als gedacht, mit der höchsten Wahlbeteiligung seit hundert Jahren, und noch ist nichts gewonnen. Es ist aber letzte Nacht viel verloren gegangen: Der glaube daran, dass die Menschen selbst bestimmt sind und sich eine Meinung bilden wollen.

Eine Politikwissenschaftlerin hat es treffend auf Twitter formuliert: Es zählt vor allem Parteizugehörigkeit. Die Menschen sind dumm und nehmen sich nicht die Zeit, die Lügen der Politiker zu hinterfragen. Schließlich handelt es sich bei diesen Lügen um genau das, was diese Menschen hören wollen. Und Die Demokraten… versuchen diesen “Walmart-Kunden” komplizierte Sachverhalte mit komplizierter Ansprache zu erklären. Das ist ihr Dilemma.

Die Welt is kompliziert genug. Die Menschen sind denkfaul und wollen einfache Lösungen für komplexe Probleme. Da kommen ihnen Populisten wie Trump gerade recht.

Wir werden sehen, wie die Wahl ausgeht. Aber diese Problematik wird bleiben. Die westliche Demokratie steckt in einer tiefen Krise, gerade jetzt, in Zeiten, wo wir dringend handeln müssten: Stichwort Klimakrise.

Tag der Entscheidung

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Jetzt ist er also da, der 3. November 2020. Heute wird gewählt in den längst nicht mehr so Vereinigten Staaten von Amerika. Eigentlich sollte es heute eine klare Sache sein. Biden führt landesweit laut Umfragen mit 8%. Das sind bessere Umfragwerte als Bill Clinton vor seinem ersten Wahlsieg hatte. Zudem findet die Mehrheit der, dass das Land sich in die falsche Richtung entwickelt. Die COVID-Pandemie ist wieder auf einem Höhepunkt angekommen, die Wirtschaft schwächelt und die Menschen sind erschöpft—erschöpft von 4 Jahren Dauerdrama um die Trump-Regierung. Fast 100 Millionen Amerikaner haben bereits per Briefwahl abgestimmt, es zeichnet sich eine deutlich höhere Wahlbeteiligung ab, als vor 4 Jahren.

Und doch bleibt die Unsicherheit—der Kater—aus dem Jahre 2016. Damals sah eben auch alles nach einem klaren Sieg von Hillary Clinton aus. Dann kam alles ganz anders. Immerhin beobachte ich aus der Ferne, dass auch die deutschen Medien dieses Mal deutlich differenzierter über die Wahl und die Umfragen berichten. Heute schreibt niemand mehr, Trump könne nicht gewinnen. Vor vier Jahren sah das anders aus. Fakt ist, Trump kann diese Wahl eben tatsächlich gewinnen, obwohl das einen deutlich größeren Fehler bei den Umfragen also vor vier Jahren bedürfte. Dass er die Mehrheit an Stimmen für sich vereinen könnte, glaubt niemand im Ernst. Aber um Präsident zu bleiben muss er eben „nur“ die Wahlmänner in den wichtigen Swing-States ergattern, sei es auch nur um Zehntelprozentpunkte.

Es gibt im Wesentlichen zwei Szenarios. Entweder Bidens Umfragewerte sind mehr oder weniger korrekt und er gewinnt relativ klar, möglicherweise sogar eigentlich tief republikanische Staaten wie Texas oder North Carolina, oder Trump erlebt am Wahltag tatsächlich die Welle weißer Wähler mit geringer Bildung, die ihn entgegen aller Erwartungen noch an Biden vorbei schiebt. Dafür müsste Trump aber alle Swing-States gewinnen—ausnahmslos. Außerdem gibt es Indizien dafür, dass die Independents—also die Wähler die sich weder mit den Republikanern, noch den Demokraten assoziieren—im letzten Moment zu Biden bewegen. Männen mit College-Abschluss und die weißen Frauen in den Vorstädten haben Trump schon vor Monaten die Gefolgschaft gekündigt. Dass überhaupt Staaten wie Texas, Arizona, Georgia und North Carolina für Biden erreichbar sind, spricht dafür, dass er der klare Favorit auf den Wahlsieg ist. Und dennoch bleibt die Unsicherheit: Was ist, wenn die Umfragen falsch sind, wenn die Trump-Unterstützer am Telefon lügen, um uns alle zu verwirren? Wir werden heute Abend gegen 19 Uhr Eastern Time mehr wissen, wenn North Carolina und Florida erste Ergebnisse veröffentlichen. Verliert Biden diese Staaten, sinken seine Chancen Präsident zu werden auf 50/50. Gewinnt er, ist die Sache schneller klar, als gedacht.

Wechselwähler und unentschlossene Wählen gibt es kaum noch in diesen Zeiten der Polarisierung. Die Amerikaner haben sich ihre Meinung über Trump gebildet. Jetzt gilt es nur noch darum, diese Meinung an die Wahlurnen zu bringen. Auch für uns, als nicht wahlberechtigte Deutsche, steht heute einiges auf dem Spiel. Wir sind ausgebrannt nach vier Jahren Trump. Unsere Wahlheimat hat sich unter ihm definitiv nicht zum Besseren entwickelt. Nochmal vier Jahre, das können wir uns nicht vorstellen.

Apokalypse Now

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Liebe Freunde und Familie, eigentlich gibt es einiges zu berichten, z.B. von unserem Urlaub letzte Woche, der heißen Phase des Wahlkampfs, oder unserem Abstecher nach San Luis Obispo und Santa Barbara vor ein paar Wochen. Aber vor allem bewegen uns derzeit die Waldbrände in Kalifornien.

Heute Morgen 9 Uhr: Es ist zappenduster. Über der Bay Area liegt ein Rauchteppich, der die Sonne verdunkelt und sie daran hindert, den Tag zu erhellen. In 8 Jahren Kalifornien haben wir so etwas noch nicht erlebt. Es ist fast wie während einer Sonnenfinsternis, beinahe wie an einem Wintertag in Deutschland, an dem es nicht hell werden will. Die Dunkelheit ist beklemmend. Die Tiere spielen verrückt, und auch wir kommen kaum in die Gänge. Nachmittags wird es etwas heller, aber der Tag bleibt dunkel. Schuld sind die zahlreichen Waldbrände, die Kalifornien seit Wochen heimsuchen. Menschliche Nachlässigkeit und ein trockenes Gewitter—eine Seltenheit in der Bay Area—haben sie verursacht.

Und auch die nächsten Tage soll es nicht besser werden. Starke Winde haben die Asche aufgewirbelt und sie in hohe Luftschichten transportiert. Jetzt bleibt nur warten, bis die Schwerkraft die Aschepartikel gen Boden zieht. Mit etwas Glück nehmen die Winde zu und bringen uns frische Meeresluft. Nach einigen Tagen Hitzewelle und Windstille währe das eine Erleichterung für uns alle hier. Wir waren letzte Woche in Oregon unterwegs und haben den Großteil des Dramas zu Hause verpasst. Aber während wir Rauch und Feuer größtenteils umfahren konnten, blieb uns am Montag nichts anderes übrig, als stundenlang durch die graue Suppe zu fahren—von Mt. Shasta bis nach Hause. Irgendwie hatte ich erwartet, dass uns wie üblich an der Küste blauer Himmel und frische Luft erwarten würden. Stattdessen liegt alles in einem dichten Nebel, die Golden Gate Bridge genauso wie Berkeley.

Das Alles ist natürlich ungemein frustrierend. Nicht nur, weil wir nach 6 Monaten Pandemie jetzt bei mieser Luft und Rauch zu Hause sitzen und das Haus kaum verlassen können, sondern auch weil unser geliebtes Kalifornien brennt. Glaubt mir, es tut in der Seele weh, zu sehen, wie dieser Bundesstaat unter der Trockenheit leidet. Wer nicht an den Klimawandel glaubt, sagte unser Gouverneur beim demokratischen Kongress, der solle nach Kalifornien kommen. Es sind die schwersten Brände aller Zeiten, die uns gerade heimsuchen. Dabei hat die Waldbrandzeit eigentlich noch gar nicht begonnen. Wer wird hier auf absehbare noch Zeit leben können? Auf unserer Heimfahrt haben wir abgebrannte Häuser bei Vacaville gesehen—und noch wesentlich mehr „for sale“ Schilder. Wir leiden mit, und sind deprimiert.

Unser altes Leben existiert schon seit Monaten nicht mehr. Wir können nicht verreisen, nicht zur Arbeit gehen und unsere Freunde nicht sehen. Jetzt kommen noch die Waldbrände dazu. Bleibt nur zu hoffen, dass 2020 damit sein vernichtendes Potential erschöpft hat. Uns zieht es in einer Woche erstmal nach Berlin—eigentlich, um Familienangelegenheiten zu erledigen, aber womöglich auch, um etwas Normalität zu erleben. Kalifornien, wir weinen um Dich. Berlin, wir freuen uns auch Dich!

Spanisch Fricco

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Liebe Oma,

heute habe ich Spanisch Fricco gekocht. Es ist natürlich lange nicht so gut geworden wie bei Dir—zu flüssig, aber dennoch lecker. Beim Essen habe ich daran gedacht, wie Du immer zu mir gesagt hast, „komm, iss noch, iss noch“. Also habe ich mir eine dicke Portion gegönnt, weil Du es so gewollt hättest. Und danach noch ein Eis.

Ich verspreche mich weiter an Spanisch Fricco zu versuchen. Vielleicht kriege ich ja irgendwann den Dreh raus. Im Herbst, wenn es wieder Kohl gibt, ist dann auch mal Krautshäubchen dran. Soviel erstmal für heute.

Alles Liebe, Dein D

Aus der Nachbarschaft

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Unser Block betreibt eine Google-Gruppe, damit wir einander auf dem neusten Stand halten können. Ab und an kommt es zu skurrilen Schriftwechseln. Einen davon möchte ich heute mit Euch teilen, liebe Leser:

Nachbar 1: “Hallo an Alle, unsere sehr schüchterne Katze Lisette ist verschwunden. Sie ist eine junge, schwarze Katze mit weißen Schnurrhaaren, Pfoten und Bauch. Fotos beigefügt, aber sie ist jetzt viel größer. Bitte meldet Euch, falls Ihr sie gesehen haben solltet.”

Nachbar 2: “Leider bin ich nicht sicher, ob sie noch am Leben ist. Ich meine, sie heute morgen am Straßenrand vor Hausnummer 1520 liegend gesehen zu haben. Sie schien sich nicht mehr zu bewegen. Alles Gute und viel Liebe.”

Nachbar 1: “Danke. Sie hat es nicht geschafft. Wir haben sie im Garten bestattet.“

Nachbar 3: “Wir hatten einen Hamster, der auch das Zeitliche gesegnet hat. Unsere Familie hat daraufhin beschlossen, dass uns Hamster nicht so recht liegen. Falls jemand also einen Haufen tolles Hamster-Zubehör gebrauchen kann, bitte melden!

Das Leben schreibt doch immer noch die besten Geschichten!

Highland Lakes

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Dieses Wochenende war bei uns nicht viel los. Daher schreibe ich lieber über letztes Wochenende. 4th of July—Independence Day—das ist einer der Feiertage in der USA. Die amerikanischen Flaggen werden ausgerollt, die Grills geputzt und jede Menge Fleisch gekauft. Die Amis feiern sich eben gerne selber, auch (oder gerade) wenn es mal nicht so läuft. Wir hatten Freitag frei, da der 4. Juli auf den Samstag fiel, und nutzten das lange Wochenende für einen Camping-Trip in die Berge.

Unser Ziel waren die Highland Lakes im Stanislaus National Forest. Los ging es bereits am Donnerstagabend nach der Arbeit. Wir hatten alles vorbereitet, aßen zu Abend, packten das Auto und fuhren los. In Murphys, einer schmucken Kleinstadt, verbrachten wir die Nacht und schliefen auf der Parkplatz einer Mormonenkirche. Dort war es ruhig, abgelegen und schon ziemlich warm. Am nächsten morgen besorgten wir uns einen Kaffee und frische Backwaren in Murphys und schlenderten die Main Street entlang. Murphys ist wirklich entzückend: Überall gibt es interessante, kleine Läden, Restaurants und Weinproben—alle mit Maskenpflicht. Wir waren früh genug unterwegs, um diese Kleinstadt noch beim Aufwachen zu erleben. Es war wenig los. Wir frühstückten im Park, putzten Zähne in den öffentlichen Toiletten und fuhren weiter in Richtung Berge.

Vorbei am Bear Valley und dem Lake Alpine führte uns der Highway 4 in Richtung Ebbets Pass, bis es auf eine Schotterpiste (das wird langsam zu unserem Markenzeichen) in Richtung Highland Lakes abging. Letztes Jahr versperrten uns Schneemassen den Weg. Dieses Jahr konnte man die Piste aber gut befahren. Nach einigen Meilen erreichten wir ein Hochplateau und blickten auf zwei traumhafte, große Bergseen—die Highland Lakes. Wir konnten unseren Augen kaum trauen. Die Seen waren tiefblau und hatten Kiesstrände. Ringsherum waren sie von Bergen eingerahmt, auf deren Kuppen noch Schnee lag. Das Wetter war bestens—Sonne pur. Wir waren darauf eingestellt wild zu campen, aber zu unserer Überraschung gab es im kleinen Campingplatz noch freie Plätze. Wir schnappten uns einen, rollten die Markise aus und genossen das Sommerwetter. Am Nachmittag machen wir noch eine kleine Wanderung, wobei uns die Höhe von über 2600 Metern zu schaffen machte. Wir schnauften ganz schön. Die Nacht war sternenklar und unruhig, vor allem wegen der Höhe.

Am nächsten morgen gönnten wir uns erst ein ordentliches Frühstück und wanderten dann in Richtung Pacific Crest Trail (PCT) los. Zuerst ging es auf dem Wolf Creek über traumhafte Auen, bevor wir den PCT erreichten und prompt mit Abenteurern ins Gespräch kamen, die von der Grenze zu Mexiko bis nach Canada auf dem PCT wandern. Vielleicht ist dieses Jahr mit all dem Irrsinn und der Corona-Pandemie gar nicht so schlecht für ein solches Projekt. Wir wanderten auf dem PCT hinauf bis zu einem Pass, von dem wir unsere Seen erblicken konnten und drehten dann um. Nach insgesamt 4:30h und knapp 10 Meilen (16km) waren wir dann zurück an unserem Campingplatz. Dort gönnten wir uns jeweils ein Bier, machten Fischburger und stießen auf den Independence Day an.

Am Sonntag verließen wir etwas schweren Herzens unsere Traumwelt in den Bergen, aber nicht ohne vorher noch in einer der beiden Seen zu hüpfen. Ja, es war eiskalt, aber gerade deswegen umso erfrischender. Eigentlich wollten wir auf dem Heimweg noch eine Runde Mountainbiken gehen, aber es war dermaßen heiß und voll, dass wir stattdessen noch einmal in Murphys hielten, uns ein Eis gönnten und die jetzt zahlreichen Menschen in der Innenstadt beobachteten. Es herrschte reger Trubel, Kinder und ihre Eltern plantschten im nahegelegen Fluss. Urlaubsstimmung war angesagt. Murphys hat etwas, hier könnte man auch gut und gerne ein Wochenende verbringen. Leider ist der Ort eben auch kein Geheimtipp mehr.

Zu Hause wartete dann unser blaues Häuschen auf uns—frisch aufgehübscht. Carlos, unser Lieblingshandwerker hatte das Tor repariert, das Haus gekärchert, die Decks vorne und hinten neu gestrichen und die Hausfarbe aufgefrischt. Da kommt man doch auch gerne nach Hause.

 

Fasten und Schlemmen

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Wenn man erstmal über 40 ist und sich bei Freunden und Verwandten die Herzinfarkte anfangen zu häufen, kann man auch mal etwas Neues ausprobieren, was seine Ernährung angeht. Das 100% vegane Essen war uns nicht so recht bekommen, obwohl wir seitdem vollständig auf Milch und Butter verzichten. Jetzt stand fasten auf dem Programm—zum ersten Mal in meinem Leben.

Durch Goop Labs auf Netflix hatten wir von einer Diät erfahren, die dem Körper suggeriert, dass er fastet, ohne dass man komplett auf Essen verzichten muss. Man fährt für 5 Tage die Kalorienzufuhr auf 800 Kcal pro Tag herunter und der Körper fängt daraufhin an, seine alten Zellen abzustoßen und sich von Innen zu erneuern. Das ganze heißt Fasting Mimicking Diet (FMD), ist klinisch belegt und wird in diesem Ted-Talk anschaulich erklärt. Wir haben uns für die Luxusvariante entschieden und zwei Pakete Prolon bestellt—für jeweils $240. Darin ist alles enthalten, was man braucht, um eine Woche zu fasten: Nussriegel, Suppen, Kale-Cracker, Oliven und jede Menge Teebeutel. Das Produkt ist eine Ausgründung der Universität in LA, wo viel an der Verlangsamung des Alterns geforscht wird.

Der erste Tag war ziemlich unspektakulär. Der Nussriegel zum Frühstück war einigermaßen lecker und wir kamen damit gut bis zum Mittagessen. Dann gab es Suppe und ein paar Kale-Cracker. Zum (schwarzen, koffeinfreien) Kaffee durften wir uns einen Schokoriegel gönnen und zum Abendessen stand dann wieder Suppe auf dem Programm. Ja, wir hatten etwas Hunger, aber eigentlich war diese FMD ganz gut auszuhalten. Für mich änderte sich das allerdings gegen Ende des zweiten Tages. Ein zermürbender, kaum auszuhaltender Kopfschmerz suchte mich heim—die Rache meines Körpers? Am dritten Tag war der Kopfschmerz weg und der Hunger spürbar. C hatte mich bisher immer mal wieder einen ihrer Kekse abgegeben, aber während der Hunger bei mir eigentlich stabil war, wurde er bei ihr von Tag zu Tag stärker. Ansonsten lief aber alles glatt, obwohl uns die Suppen langsam auf den Senkel gingen. Wie viel Minnestrone kann man eigentlich essen? Am vierten Tag war das Ende dann in Sicht. Unsere geistige und körperliche Leistungsfähigkeit war aber auf dem Tiefpunkt. Einfache Kopfrechenaufgaben dauerten Minuten, an Sport war nicht zu denken, von Hochgefühlen keine Spur. Den letzten Tag brachten wir dann routiniert über die Bühne. Zum Glück hatten wir die Diät in eine kurze Arbeitswoche gelegt, so dass unsere geistigen Einschränkungen weitgehend unbemerkt blieben. In diesen 5 Tagen nahm ich 5 kg ab, obwohl das ja gar nicht das Ziel dieser Diät war. Trotzdem, so wenig habe ich nicht mehr gewogen, seit ich 16 war.

Am sechsten Tag belohnten wir uns mit Croissants und Milchkaffee, später einer Portion Nudeln zum Mittag. Unglaublich, wie gut selbst gekochtes Essen schmecken kann! Aber der Kracher folgte am Wochenende darauf: Wir bestellten Essen beim Atelier Crenn, einem Sternerestaurant in San Francisco. Unsere sieben Gänge kamen vorbereitet in Boxen, für zu Hause. Dazu hatten die Köche Videos vorbereitet, die erklärten, wie man die Speisen anzurichten hatte. Wir machten eine Flasche Prosecco auf, genossen den Gruß aus der Küche, Kir Royal, und bereiteten dann die ersten fünf Gänge vor, bevor wir anfingen zu essen. Das Essen war vorzüglich, viel Fisch und Meeresfrüchte, und auch das Ambiente zu Hause konnte gut mit einem feinen Restaurant mithalten. Wir hatten einiges erwartet, waren aber dennoch überrascht wie gut das funktioniert—Takeout vom Sternerestaurant.

Und so haben wir innerhalb von einer Woche erst gefastet und dann geschlemmt. Beides würde ich wieder machen, wobei das Essen vom Restaurant günstiger war als das Prolon-Paket. Aber dafür erneuert letzteres ja den Körper von innen. Es ist wie immer: Die Mischung macht’s!