Mal was Neues

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Heute war ein spannender Tag. Es war nämlich mein erster Arbeitstag in unserem neuen Oakland-Office. Ich bin jetzt seit 6,5 Jahren bei Square. Und ich bin einer der wenigen Mitarbeiter, die sich noch an das alte Büro im San Francisco Chronicle Gebäude erinnern können, bevor wir in unseren Bunker an der Market St gezogen sind. Keine Frage, das Hauptquartier in San Francisco ist immer noch Spitze. Aber heute habe ich aufs Neue erlebt, wie Kleinigkeiten des Alltags einem eine Freude machen können.

Zuallererst wäre da natürlich der Arbeitsweg, der Commute. Nach San Francisco brauche ich gute 50 Minuten—from door to door. Oft kommt es allerdings vor, dass BART (der Betreiber der Öffentlichen) Probleme hat. Dann dauert das Pendeln auch mal locker über eine Stunde. Natürlich habe ich mich im Laufe der Zeit daran gewöhnt, ebenso an die völlig überfüllten Züge. Nach Oakland (19th St) sind es jetzt allerdings von Berkeley nur noch 2 Stationen mit dem BART. Das schaffe ich in unter 10 Minuten. Im besten Falle reduziert sich mein Arbeitsweg jetzt von 50 auf 15 Minuten. Vielleicht spare ich mir den BART aber auch ab sofort und fahre einfach mit dem Fahrrad. Das alles klingt trivial, aber tatsächlich hatte ich den ganzen Tag ein dickes Grinsen auf dem Gesicht—erst recht, als ich abends aus dem Büro direkt in die Unterführung zum Bart ging und dort den wartenden Zug schon stehen sah. Eine ganze Stunde mehr Zeit pro Tag. Das ist ein echter Mehrwert.

Das Gebäude an sich ist natürlich auch der Hammer (siehe Fotos). Es ist riesig (8 Etagen), schick und modern eingerichtet. Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt: In Oakland gibt es kein Mittagessen bei Square mehr. Dafür eröffnen im Erdgeschoss demnächst Cafés und Restaurants. Wer uns in den letzten Jahren besucht hat und einmal die Market St hinuntergelaufen ist, der weiß, dass die Gegend dort hart ist: überall wird gedealt und gespritzt, die Penner liegen auf der Straße herum. Das ist in Downtown-Oakland, zumindest da, wo unser neues Büro ist, anders. Es befindet sich in einer super Gegend mit viele Kneipen und Restaurants. Überhaupt hat Oakland mehr Stadtflair als San Francisco zu bieten und kommt dem „arm aber sexy“ Mantra von Berlin schon eher näher. Ich freue mich darauf, mich öfter mit C zum Mittagessen zu treffen und die Gegend zu erkunden.

Es gibt also viel zu entdecken, in und um das neue Büro. Ich werde erstmal 2-3 Tage die Woche dort arbeiten. Da der Großteil meiner Entwickler in San Francisco geblieben ist, möchte ich mich noch nicht komplett abnabeln. Aber bei einer Kapazität für 2000 Mitarbeiter und einer derzeitigen Belegung von 300 ist es absehbar, das San Francisco in Zukunft zu Gunsten von Oakland sukzessive verkleinert wird. Wie wir allerdings die jungen Menschen aus San Francisco dazu bewegen wollen, nach Oakland zu pendeln, das ist noch die große Frage. Bisher wohnen eher diejenigen mit Familie in der East Bay.

Dieses Jahr feiern wir unser 8. Jubiläum in Kalifornien. Wir haben unheimlich viel erlebt, Freunde gefunden, neues ausprobiert. Aber mittlerweile macht sich eben auch die Erkenntnis breit, dass es nicht mehr viel Neues zu entdecken gibt. Seit 5 Jahren wohnen wir in Berkeley im gleichen Haus. Seit Jahren fahren wir zum Lake Tahoe, um auf den immer gleichen Pisten Ski zu fahren. Die Mountainbike-Trails, wir kennen sie (fast) alle. Yosemite, haben wir schon zigfach durchwandert. Irgendwie gehen uns die Abenteuer aus.

Der Absatz, den ich soeben geschrieben habe, ist natürlich ebenso einleuchtend wie unfair. Nichts bleibt ewig frisch. Natürlich haben wir ein tolles Leben hier. Ich bin mir sicher, vieles würde mir fehlen, wenn wir Kalifornien verließen. Aber es bleibt eben auch die Frage: wieviel Wandel und Veränderung brauchen wir im Leben? Wie kann man dem Trott entgehen? Dabei geht es gar nicht darum, sich immer wieder in neue Abenteuer zu stürzen und den Kick zu suchen, sondern darum, sich seine Neugierde zu erhalten. C und ich sind in Kalifornien erst richtig erwachsen geworden. Mir ist nun klar, dass selbst das Leben im Paradies irgendwann zur Gewohnheit wird. Veränderung heißt eben auch Bewegung. Und Stillstehen können wir beide nicht.