Letzte Woche war reich an neuen Eindrücken. C war auf Dienstreise an der Ostküste und trieb sich bei Schneefall für ein paar Tage in Washington DC und Atlanta herum. Offenbar war es wirklich kalt, denn sie brachte eine handfeste Erkältung mit nach Hause. Ich dagegen machte erstmals richtig Bekanntschaft mit dem amerikanischen Gesundheitssystem. Ein harmloser Zahnarztbesuch weitete sich zu einer Premiere für mich aus: einer Wurzelbehandlung. Die ist hier im übrigen nicht ganz billig und schlägt mit gut $1500 zu Buche. Nur gut, dass ich krankenversichert bin. Zu meinem Erstaunen wurde mich jedoch erklärt, dass meine Zahnversicherung, die getrennt von der regulären Krankenversicherung läuft, nur für Kosten in Höhe von $2000 aufkommt – im Jahr. Die sind nach zwei Sitzungen dann auch schon futsch. Ab sofort bleche also ich. Auf einmal kann ich ganz gut verstehen, warum so viele Amerikaner so vehement gegen Krankenpflichtversicherungen eintreten – wenn die eh nicht zahlen.
Dieses Wochenende hatte der Regen hat die Bay Area wieder fest im Griff, weshalb wir kurzerhand ein Ausschlaf- und Bastelwochenende einlegten. Langsam wird es richtig heimisch bei uns. Neu in der Wohnung: ein TV-Regal, die erste richtige Pflanze (eine Palme), endlich Bilder und Gardinen im Wohnzimmer. Außerdem bekommt C in einigen Wochen eine elegante und gemütliche Leseecke. In unserer halben Garage hat sich auch einiges getan: neues Regal, Surfbretter aufgehängt und Cs Fahrrad hat jetzt endlich einen Gepäckträger mit Korb. Gar nicht so einfach in einem Land, wo klassische Heckgepäckträger out sind.
Apropos Garage, es läuft im Fernsehen gerade ein sehr amerikanischer Werbespott von Cadillac. Tenor, die besten Erfindungen kommen aus amerikanischen Garagen. Kein Wunder, da Amerikaner ja schließlich hart arbeiten (und explizit härter als die Franzosen) und so ihr Glück nicht nur machen, sondern quasi erzwingen. Das ist der amerikanische Traum! Was die Garagen angeht, hatte C heute tatsächlich eine bahnbrechende Erkenntnis: Wie soll ich denn jemals eine Firma gründen, wenn wir nicht einmal eine Garage für uns haben? Und all die Jahre in Berlin? Da hatten wir auch keine. Meine Eltern haben auch nur einen Carport. Wann wurde denn die Welt schon mal aus einem Carport heraus verändert? Eben. Dementsprechend muss unsere Zeit in San Bruno als meine kreativste gelten, denn immerhin hatten wir dort anderthalb Jahr lang eine amerikanische Garage.