Heute ist ein besonderer Tag für mich, nicht nur weil C im Flieger nach Hause sitzt und ich mich sehr auf sie freue, sondern weil ich heute etwas gemeinnütziges getan habe.
Square platzt aus allen Nähten. Daher ziehen wir gerade in ein neues, riesiges Büro um – natürlich ebenfalls in San Francisco. An Arbeiten war an diesem Freitag also nicht zu denken. Stattdessen stand ein firmenweiter “Day of Service” an, an dem jeder Square-Mitarbeiter angehalten war, etwas gemeinnütziges zu tun. So wurden Bingo im Altersheim gespielt, Linienbusse geschrubbt, Gärten auf Vordermann gebracht, Müll gesammelt, oder in einer Zufluchtsstätte für obdachlose Jugendliche Essen ausgeteilt.
Ich hatte mich freiwillig für das Obdachlosenheim gemeldet, war aber mental nicht darauf vorbereitet, so viele heruntergekommene Jugendliche zu sehen. Jung, aber völlig ohne Perspektive und auf der Straße lebend – das ist heftig. Natürlich spielen auch immer Drogen eine Rolle, aber das ist bei weitem nicht der einzige Faktor. Einige der Jungs wurde zu Hause raus geworfen, weil sie schwul sind – was ich unglaublich schockierend finde. Als ich vor Jahren mit C in Südafrika unterwegs war, hatte ich enorme Berührungsängste mit der Armut, die wir zum Teil zu Gesicht bekamen. Damals habe ich mir vorgenommen, das nächste Mal mutiger und offener zu sein. Heute war eine gute Gelegenheit, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Wir wurden in zwei Gruppen geteilt. Meiner Gruppe wurde aufgetragen vegetarisches Chili zu kochen und wir machten uns die Küche zu eigen. Sarah, unsere CFO, übernahm sogleich das Kommando und wir zauberten drei riesige Töpfe voller Essen, sowie Obstsalat und ein Blech Corn-Bread zum Mittagessen. Gegen 12 Uhr mittags trudelten immer mehr Jugendlich ein, um etwas zu essen zu bekommen. San Francisco ist teuer. Ohne Bildung und Job hat man einfach keine Chance.
Und so schenkten wir 1,5 Stunden lang Chili und Obstsalat aus, wuschen Teller und Schüsseln ab und unterhielten uns mit den Jugendlichen, die sich aufrichtig bedankten und uns das Gefühl gaben, dass unser Einsatz respektiert und geschätzt wurde. Man kann den Amerikanern vieles nachsagen, aber dieser persönliche Einsatz für die Gesellschaft wird hier tatsächlich gelebt. Ehrenamtliche Tätigkeiten stehen hoch im Kurs und werden schon in der Schule und an der Uni gefordert. Ich kann nur sagen, dass mir dieser Tag vieles gegeben hat. Ich bin stolz in einer Firma zu arbeiten, die solche Sachen organisiert und zur Teilnahme aufruft. Aber noch mehr habe ich das Gefühl etwas nützliches gemacht zu haben. Dieser Tag hat mich geerdet und mir wieder vor Augen geführt worauf es wirklich ankommt. Wir haben alle ein Zuhause, soziale Strukturen die uns Sicherheit geben, Bildung und die Freiheit alles aus unserem Leben zu machen. Das ist können viele Menschen nicht von sich behaupten – auch nicht im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.