Atlanta
Gerade rechtzeitig zu Ostern bin ich von meiner einwöchigen Dienstreise nach Atlanta zurückgekehrt. Selten habe ich mich so auf Nudeln, Salat und Gemüse gefreut. Im Süden gibt es an jeder Ecke Fried Chicken paniertes und dann gebratenes Huhn. Ja, das ist ja auch lecker, aber etwas frisches dürfte eben auch mal dabei sein. Anstatt Euch mit den Details meiner Arbeit zu langweilen, erzähle ich lieber von unserem Wochenende in Nashville und dem Chaos meiner Abreise.
Ach, wie schön waren die Zeiten, als wir direkt am Flughafen SFO gewohnt haben. 5 Minuten zum Terminal, nie zu spät – großes Planen war nicht notwendig (nein, ich habe den Fluglärm nicht vergessen). Am Tag der Abreise habe ich mich nämlich verplant und nicht genug Zeit eingerechnet. Dazu kam dann noch eine Bart-Störung und plötzlich wurde es eng. In San Bruno sprang ich dann in ein Lyft (Taxi) und ließ mich zum Terminal fahren. Die Schlange an der Sicherheitsüberprüfung war, wie es natürlich nicht anders sein kann, wenn man eh zu spät ist, auch kein Pappenstiel – obwohl ich schon in der Expressschlange war. Jetzt schnell Jacke aus, alles aufs Band und durch den Nacktscanner. Auf der anderen Seite alles wieder angezogen und im Laufschritt Richtung Gate, wo meine Kollegen schon am Einsteigen waren. Beim Laufen bemerkte ich, dass meine Jackentasche offen war. Und dort, wo mein Ausweis sein sollte, was… nichts. Scheiße. Auch das noch. Ausweis weg, Boarding gleich zu Ende, was nun? Ich stürmte ins Flugzeug, fand Platz für mich und mein Handgepäck und fing an, mich zu ärgern. Total unnötig, diese ganze Aktion. Wäre ich nur eine halbe Stunde früher aus dem Haus gegangen. Hätte ich nur – Ihr kennt das ja. Plötzlich stand ein Mitarbeiter vom Flughafen an meinem Platz. “Herr J? Hier ist Ihr Ausweis.” Ich war baff. Er hatte tatsächlich meinen Ausweis aufgelesen, nachgeschaut, auf welchen Flug und Platz ich gebucht war und mich ausfindig gemacht. Wow, das nenne ich mal Service. Und ich hatte nicht mal ein Trinkgeld parat!
Atlanta an sich war dann anstrengend aber auch lustig – wie das eben so ist, wenn man mit Kollegen unterwegs ist und es viel zu tun gibt. Unsere Reise dauerte von Dienstag bis Mittwoch die Woche drauf. Daher entschlossen wir uns, übers Wochenende nach Nashville zu fahren, um etwas Abwechslung in die Reise zu bringen. Die Fahrt dauerte 4h, inklusive Mittagspause in Chattanooga (Choo choo). Leider war es das ganze Wochenende über regnerisch und eher kühl, aber Nashville war dennoch eine Reise wert – super hip, überall live Musik, Blues und Country-Atmosphäre aber nicht altbacken. Wir machten eine Kneipentour, aßen Hot Chicken (Fried Chicken extra scharf) und schauten am Sonntag nach dem Frühstück noch beim Guitar Center vorbei. Die lokalen Musikläden waren leider geschlossen (danke, Jesus). Dennoch, ich fand dort eine unglaubliche Gibson Les Paul, 57er VOS (vintage original specification) Goldtop, gebraucht, Baujahr 2006. Wunderschön verarbeitet, fetter Hals, toller Klang. Keiner der anderen Les Pauls, die ich dann in dem Laden anspielte, konnte auch nur annähernd mithalten. Na gut, gekauft. Und so war ich dann endgültig vom Pechvogel zum Glückspilz mutiert.
Planaenderung
Von wegen Frühling: Nachdem es in Nordkalifornien die ganze Woche geregnet hatte und in den Bergen wieder 1,5m Neuschnee gefallen waren, zog es uns dieses Wochenende wieder zum Lake Tahoe, Tiefschneefahren. Die Bedingungen sollten ähnlich sein wie vor 2 Wochen: Sturmwarnung und Schneekettenpflicht. Am Samstagmorgen gegen 7 Uhr waren wir unterwegs, gefrühstückt wurde im Auto. C schaute immer wieder nach den Verkehrsmeldungen und die sahen nicht gut aus: Highway 88 (nach Kirkwood) wegen Neuschnee gesperrt, auf dem Highway 50 (Richtung South Lake Tahoe) Schneetreiben und Verkehr. Zuerst kamen wir gut voran, aber kurz nach Placerville fing es erst an zu schneien und dann standen wir. 40 Meilen vor South Lake Tahoe ging nichts mehr. Google Maps zeigte erst 1:30h, dann 2:00h und schließlich 2:30h zum Ziel an. In Anbetracht der Tatsache, dass wir somit erst Nachmittags auf der Piste sein würden und abends noch einmal 2h durch den Schnee zu unserer Unterkunft in Markleeville würden fahren müssen, kehrten wir einfach um.
Nach einem schnellen Kaffeestopp in Placerville fuhren wir durch bis zu den Outlets in Vacaville und gingen einfach eine Runde shoppen. Man muss halt das Beste machen aus so einem Samstag, auch wenn der eigentliche Plan nicht aufgegangen war. Zu Hause holten wir dann etwas Schlaf nach, hängten endlich eine neue Gardine auf und kochten lecker Nudeln. Über Nacht bekam der Tesla dann noch eine neue Version des Autopilots, der deutlich sanfter fahren und die Spur besser halten soll (noch nicht ausprobiert).
Am Sonntag schliefen wir erstmal aus, holten frische Brötchen und gingen später eine Runde Mountainbiken. Dabei sauten wir uns so richtig schön ein – much Matsch auf den Wegen. Die Tour begann in Danville, in einer Villengegend, von der wir nichts ahnten und dann völlig baff waren. Dort standen regelrechte Burgen und Schlösser, vollends im europäischen Stil errichtet – riesengroß, teils mir Säulen, Swimmingpools und Dreifachgaragen. Nach der Tour gönnten wir uns ein Bierchen in der Danville Brewery und waren positiv beeindruckt von deren Pils. Definitiv eines der besseren Biere in unserer Gegend. In der Brauerei schauten wir dann im Internet nach den Villen, weil uns interessierte, was man so investieren muss, um so zu wohnen. Tja, zwischen $2,5 und $18 Millionen werden da schnell fällig. Das geht ja fast noch.
Endlich Winter
Während Ihr Euch in Deutschland seit Wochen den Arsch abfriert, zieht hier langsam der Frühling ein. Es ist zwar derzeit auch kalt, Nachts so um die 0°C, aber dennoch blüht es schon überall. Vorletztes Wochenende haben wir im Garten die Pflanzen beschnitten, damit sie jetzt voll austreiben können. Dabei hat es vor allem unseren Feigenbaum erwischt, den ich gleich mehrere Meter kürzer gemacht habe. Nach dem letzten großen Beschnitt vor zwei Jahren hat es immerhin einen Haufen Früchte gegeben. Das lässt hoffen. Letztes Jahr dagegen war nicht viel zu holen.
Am Wochenende mussten wir aber unbedingt wieder Skifahren gehen, denn es hat über einen Meter Neuschnee gegeben – dabei war der Winter bisher sehr trocken. Das Spielchen ist mittlerweile Routine: morgens um 5 Uhr aufstehen, um 6 Uhr aus dem Haus und auf den Highway in Richtung Tahoe. Was tut man nicht alles, um dem Stau zu entgehen. Das ist schon schwer genug, auch wenn man nicht Nachts um 3 Uhr von einem kurzen Beben geweckt wird. Zwei Sekunden, länger hat es nicht gedauert (2,8 auf der Richterskala). Aber die Nachwirkungen spürt man den ganzen Tag. Kurzer Zwischenstopp in Vacaville, unsere Freundin Liz getroffen und Autotausch – ihr neuer Subaru Forrester hat nämlich Allradantrieb, womit er im Schneegestöber deutliche Vorteile gegenüber unserem Van hat. Und das sollte sich auszahlen, denn wir kamen noch in die Ausläufer des Blizzards, der Freitagnacht noch einmal über 30cm Schnee gebracht hatte – und konnten uns die Schneeketten sparen. Am Skigebiet angekommen, waren die Bedingungen traumhaft. Pulverschnee und Sonnenschein, dafür steht man auch gerne etwas früher auf. Obwohl, so richtig luftig war der Schnee nicht, eher schwer und daher im Volksmund auch Sierra Cement genannt. Egal, wir hatten einen Mordsspaß und übten fleißig das Tiefschneefahren – mit einigen Purzelbäumen, aber ohne dieses Mal in einen Baum zu krachen.
Und was gibt es sonst noch Neues? Unser Tesla ist in der Werkstatt, nachdem er zunehmend angefangen hat zu klappern. Tja, es ist halt doch ein amerikanisches Auto. Innovation hin oder her, das geht das in dieser Preisklasse natürlich gar nicht. Gut, dass es Garantie gibt. Immerhin, die Tesla-Mitarbeiter scheinen sehr motiviert, alles in Ordnung zu bringen. Morgen hole ich ihn wieder ab. Jetzt tun erstmal die Beine weh und es geht ab ins Bett.
C wird 40
Sorry für die Sendepause. Die letzten zwei Wochen waren ereignisreich und haben mir wenig Zeit zum Bloggen gelassen. Zuerst das Highlight: Vor knapp zwei Wochen haben wir Cs 40. Geburtstag gefeiert – standesgemäß am Lake Tahoe, mit vielen Freunden. Ihre Schwester Julia hat es sich nicht nehmen lassen, extra aus Berlin anzureisen. Sie hat sich damit erfolgreich für unseren Überraschungsbesuch zu ihrem 40. vor ein paar Jahren revanchiert. Mit Julia ist es immer lustig. Sie weiß sich zu beschäftigen, shoppt regelmäßig die Outlets in der Gegend leer und bringt außerdem immer ein Stück Berlin mit nach Kalifornien (oft auch deutsches Brot und Bier). Ansosnten sind die Zeiten regelmäßiger Besucher weitgehend vorbei. Alle, die damals dachten, “geil, wir kennen jetzt Leute in Kalifornien bei denen wir übernachten können”, waren jetzt hier. Insofern freuen wir uns jetzt immer, wenn doch noch jemand vorbei schaut.
Aber zurück zu Cs Geburtstag. Nachdem wir die ersten Tage mit Julia locker haben angehen lassen, unter anderem mit einem abendlichen Besuch in einer von einem deutschen Einwanderer gegründeten Distille in Alameda, sind wir am Donnerstag nach der Arbeit in Richtung Tahoe aufgebrochen. Unser Van war vollgeladen mit Essen, Skiaustrüstung und vier Personen, denn auch unser Kumpel Sven war mittlerweile eingetroffen. In Sacramento haben wir dann Sarah und ihren neuen Kerl eingesammelt, womit das Auto dann quasi zum Bersten gefüllt war. Nächstes Ziel: ein Sushi-Restaurant in South Lake Tahoe. Leider waren wir durch Stau schon 1h zu spät – jetzt drohte das Restaurant vor unserer Ankunft zu schließen. Last call 21:30 Uhr. Das Navi zeigte 21:32 Uhr an und so machte ich den Michael Schumacher in den Ausläufern der Sierra Nevada. Eine Minute herausgefahren, zwei Minuten durch ein langsames Fahrzeug verloren, so ging es immer weiter. Zwischendurch riefen C und Sarah an und bestellten eine ganze Ladung Sushi vor – nur, ob wir auch im Restaurant würden essen können stand auf der Kippe. Nach einer Stunde Formel 1 mit unserem Van bogen wir um Punkt 21:30 Uhr auf den Parkplatz ein, fanden im Restaurant unser Essen fertig zubereitet vor und verspeisten es hungrig an Ort und Stelle. Die Stimmung war super, was sicherlich auch an dem japanischen Reiswein lag, der zum Sushi gereicht wurde. Zusammen mit den Kellnerinnen sangen wir Happy Birthday für C und es gab Nachtisch aufs Haus. Danach fuhren wir in unsere Berghütte in den Hügeln auf der Nevada-Seite des Sees. Das Haus war schick und geräumig, mit Platz für 12 Personen plus Hot-Tub.
Am nächsten Tag gingen wir Skilaufen und kochten Abends Lasange, während immer mehr Leute aus San Francisco eintrudelten. Am Samstag waren wir dann eine richtig große Gruppe und genossen den zweiten vollen Tag auf der Piste, bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen um die 12°C. Wie war der Schnee? In Anbracht der Temperaturen ganz ordentlich. Allerdings hatten wir bisher auch gute 2m Schnee weniger als letztes Jahr, so dass man abseits der Pisten nicht wirklich fahren konnte. Samstagabend ging es in den Hot-Tub und wir machten mexikanische Wraps. Das Highlight allerdings war wieder einmal die Feuerzangenbowle, die mittlerweile auch hier in Kalifornien zur festen Tradition geworden ist. Julia hatte eigens echte Zuckerhüte aus Deutschland mitgebracht. Unsere amerikanischen Freunde schwören darauf! Am Sonntag fuhren wir dann nach Kirkwood, in ein anderes Skigebiet, bevor es dann wieder gen Berkeley ging. Die Straßen waren diesmal leer, denn es war, wie jeden Sonntag nach Cs Geburtstag, Super-Bowl. Schade eigentlich, denn dieses Spiel, in dem die Philadelphia Eagles den großen Favoriten, New England Patriots niederrangen, hätten man sich auch gut live anschauen können. Egal, es war ein super Wochenende mit guten Freunden und viel Spaß in den Bergen. Dafür kann man dann auch mal aus Deutschland anreisen!
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