Wie kann man nur so schnarchen? Und das die ganze Nacht? Trotz Ohrstöpsel mussten C und ich mitanhören, wie Phil die ganze Nacht damit verbrachte, die Wälder New Englands abzuholzen. Und Toby musste vier mal das Kommen und Gehen anderer Hotelgäste kommentieren. Da trat der beschränke Komfort unserer Ausziehcouch eher in den Hintergrund.
Dennoch, wir erwachten nach einer anstrengenden Nacht allesamt mit Guter Laune. Schnell duschen, Sachen packen und ab zum Frühstücksbuffet. Dort gab es dann die erste Überraschung des Tages. Obwohl das Hotel durchaus nicht günstig war und außerdem zur Hilton Kette gehört, gab es weder Metallbesteck, noch Keramikteller. Im Gegenteil, letztere waren aus Styropor und statt Gläsern gab es Paptassen. Praktisch, so kann man sich den Abwasch sparen und alles fliegt in den Müll – jeden Tag aufs neue. Außer uns schien das auch niemanden zu stören.
Nach dem Frühstück ging es als erstes in die Innenstadt von San Luis Obispo. SLO ist wirklich ein hübscher Ort, mit einer richtigen Fußgängerzone, von denen es in amerikanischen Städten wenige gibt. Die Stadt gibt sich studentisch und wird dominiert von der Cal Poly Universität (etwas außerhalb), die einen hervorragenden Ruf in den USA besitzt. Der Campus von Cal Poly ist modern strotzt nur so von Wohlstand und Geld, das private Sponsoren der Universität zukommen lassen. SLO dagegen wirkt eher verschlafen, mit seinen alten Backsteingebäuden und den begrünten Bürgersteigen. Nette Kneipen und Cafés laden zum Verweilen ein.
Als nächstes ging es weiter zur Music Man Fabrik. Dort werden so ziemlich die besten Gitarren und Bässe hergestellt, die man von der Stange kaufen kann. Ich weiß es, weil ich eine Music Man besitze. Leider war die Fabrik geschlossen (kein Wunder am Sonntag) und auch sonst sah das Blechgebäude derart unspektakulär aus, dass ein Foto nicht lohnte. Schade, dabei wollte ich doch unbedingt Dude R neidisch machen! Also stattdessen los an den Hundestrand und immer wieder das alte Spiel: Ball werfen, Hund rennt, schnappt ihn sich und bringt ihn zurück. Toby war sich nicht zu schade, in den ca. 16°C kalten Pazifik zu springen, um den Ball zu holen. Dabei ließ er sich auch nicht von der Brandung aus der Ruhe bringen, obwohl eine Welle, die er hinauf schwimmen wollte, ihn zu einem unfreiwilligen Überschlag zwang.
Lunch gabs wieder in SLO. C und ich teilten uns einen Burger und einen leckeren Salat, während Katy und Phil mit Burgern, Pommes und Orion Rings aus dem Vollen schöpften. Und was passt am besten zu nem richtigen Burger? Richtig, ein kaltes Bier. In der Firestone Brauerei wird neben dem traditionellen Ale auch deutsches Hefeweizen gebraut – angeblich sogar prämiert. Nach einer kostenlosen Brauereiführung durften wir dann auch probieren. Nicht schlecht, aber wie C treffend formulierte: “Sehr leicht und eher lascher als ein deutsches Weizen”. Dafür gibt es dort Bier aus Eichenfässern (!!) und andere, eher seltsame Mischungen, die uns nicht zu überzeugen wussten. Warum, warum, orientieren die Amerikaner sich beim Bierbrauen eher an den Engländern, als an uns Deutschen? Wir warten immer noch auf das erste richtige gute Helle, zwischen dem ganzen blumigen Ale.
Was gibt es sonst noch? Wir haben die Halbzeit unserer Reise überschritten und unsere Ziele noch nicht erreicht. Es bleiben noch knapp fünf spannende Wochen. Mal sehen was dieses Land und seine Einwohner noch mit uns vor haben.