Wir leben in Kalifornien, nicht weit vom Meer und waren doch dieses Wochenende Skifahren. Wie geht das? Nehmt Euch einen Kaffee oder Tee und lest weiter…
C und ich mussten dieses Wochenende unbedingt raus aus San Bruno, etwas erleben. Wo kann man besser abschalten vom Arbeits- und Vorweihnachtsstress als in der Natur, so ganz ohne Computer? Außerdem kommen ja nächstes Wochenende schon unsere Eltern und Mitte der Woche Caros Schwester zu Besuch. Über Weihnachten haben wir eine Hütte in den Bergen am Lake Tahoe gemietet. Es lag also nahe, die Gegend dort einmal auszukundschaften und so beschlossen wir, zum Skifahren an den Lake Tahoe zu fahren. Die Fahrt dorthin dauerte 3,5h – ein Klacks im Vergleich zu Österreich oder Norditalien von Berlin aus.
Am Samstagmorgen klingelte der Wecker daher schon früh, um 05.30 Uhr. Ich hatte mich gegen den Protest von C durchgesetzt und auf eine frühe Abfahrt gedrängt. Meine Arbeitskollegen hatten mich vorgewarnt, vor Verkehr und möglichem Schneefall auf der Route zum Tahoe. Um 06:10 Uhr waren wir unterwegs. Skier und Snowboard hatten wir bereits am Abend vorher in San Francisco ausgeliehen. Nach relativ öden 2,5h Fahrt auf der I-80 erreichten wir endlich den Tahoe Nationalpark. Schlagartig wurde die Gegend schöner und wir erblickten den ersten Schnee dieses Jahres. Wahrscheinlich war uns deshalb plötzlich und erstmals sehr weihnachtlich zumute. Am Freitag noch am Meer und jetzt auf dem Weg in ein Skigebiet. Das ist Kalifornien!
Es gibt einige Skigebiete rund um den Lake Tahoe, der auf fast 1900m Höhe liegt. Wir hatten uns für Squaw entschieden, das größte Skigebiet im Nordwesten des Sees. Gegen 09.30 Uhr waren wir endlich dort und hatten keine Mühe einen Parkplatz zu finden. Schnell Liftpässe besorgt ($92 pro Tag und pP) und ab in die Gondel. Und, das Skigebiet ist wirklich super. Das Wetter war zwar diesig und es fing bald an zu schneien, aber dennoch hatten wir einen super Ausblick auf den See – ein Anblick, den man sonst eher selten beim Skifahren hat. Die Pisten waren gut präpariert und teils sehr anspruchsvoll. Die Auswahl war gut, obwohl längst noch nicht alle Pisten und Lifte geöffnet waren. Im Vergleich zu Europa fiel vor allem auf, dass es keine Hütten am Berg gab, keinen Grog oder anderen Glühwein, natürlich keine Germknödel und auch kein richtiges Après Ski mit schlechter Musik. Die Lifte waren lange nicht so modern wir in Italien oder bei den Ösis und überall fehlten die Fußabsteller, was C als Snowboard-Fahrerin sehr zu schaffen machte. Im Tal gibt es ein künstliches Dorf direkt an der Gondel mit haufenweise Shopping-Möglichkeiten und ein paar Restaurants, aber das wars. Egal, wir haben eh in einem Motel am See übernachtet. Dessen Höhepunkt war definitiv der Hot tub im Freien mit Blick auf den Lake Tahoe. Hätten wir nur unser eigenes Bier mitgebracht!
Am Sonntag gings dann gleich zum nächsten Skigebiet. Northstar ist etwas kleiner als Squaw, hat aber schöne lange Abfahrten zu bieten. Den Liftpreis von $104 pro Tag und pP empfanden wir dennoch als unverschämt. Northstar ist nämlich deutlich weniger abwechslungsreich als Squaw und die Pisten sind nicht ganz so anspruchsvoll. Am besten gefallen hat uns die Backside, die dieses Wochenende zum ersten mal in dieser Saison geöffnet war. Der eisige Wind wehte uns dann gegen 15 Uhr vom Berg und wir machten uns auf den Heimweg. Der hatte es allerdings in sich: plötzlich hieß es: Schneekettenpflicht. Zum Glück hatten wir auf dem Hinweg noch schnell welche gekauft, aber wie zum Geier benutzt man diese Dinger? Während einige Amis den Schneeketten-Service direkt an der Autobahn (für $30) in Anspruch nahmen, fuhren wir unerschrocken ab und machten uns ans Werk. Es dauerte eine ganze Weile bis wir die Scheißdinger endlich drauf hatten. Vielleicht mal wieder doch am falschen Ende gespart? Egal, zurück auf die I-80, wo es überhaupt nicht nach Glatteis aussah, bis wir dann den Donner Pass hinauffuhren. Dort schneite es heftig und ich war froh, die heftig vibrierenden Ketten an unserem Hecktriebler zu haben. Ein 5er BMW hatte sich, offensichtlich mit der Lüge über Vierradantrieb zu verfügen, ohne Ketten an den Kontrollen vorbei gemogelt und kroch jetzt auf dem letzten Loch pfeifend den Berg hoch. So nicht, Freundchen! Der heftige Schneefall ließ auch hinter dem Pass nicht nach, wo wir am Ende der Schneekettenzone angelangten. Dort konnte man sich für $15 die Dinger gleich wieder abnehmen lassen. Sehr praktisch, aber wir machten es doch lieber wieder selber. Was für eine super Generalprobe für unsere Fahrt mit Eltern nächstes Wochenende. Über Weihnachten sind übrigens mehrere Fuß Schnee angesagt. Ergo: Man kann in Kalifornien super Skifahren und für ein Wochenende am Berg sind die Wege definitiv nicht zu weit. Wir kommen wieder, schon nächstes Wochenende.