Seit unserer Rückkehr aus Hawaii haben wir schon wieder einiges erlebt. Zum Beispiel waren wir beim Rodeo – zum allerersten Mal. Was für ein Klamauk! Es wurden Kälber zu Boden gerungen, Lassos geschwungen, amerikanische Flaggen geschwenkt, um die Wette geritten und Vegetarierwitze erzählt. Man glaubt kaum, dass es diese Kalifornier auch gibt, mitten in der Bay Area, aber es mangelte nicht an Cowboystiefeln und -hüten – und vor allem an der entsprechenden Einstellung. So scherte sich niemand um die Tierschützer, die vergeblich vor der Halle protestierten. Rodeo gehört halt irgendwie zum Kulturgut dieses jungen Landes, das ja auch nicht so viel mehr Kultur zu bieten hat. Kurzum es war lustig, außer für das Cowgirl, das beim Wettrennen ins Gatter knallte und erst nach ein paar Minuten mit dickem Gesicht die Arena verlassen konnte. So schnell muss ich nicht wieder hin, zum Rodeo.
Seit einer Woche ist Julia nun wieder in Berlin. Es war lustig mit ihr, aber ich versuche erst gar nicht einen Hehl daraus zu machen, dass C und mir etwas Zweisamkeit jetzt ganz gut tut. Letzen Freitag war die offizielle Square Einweihungsparty für unser neues Büro. Und es wurde nicht gekleckert. Es gab Pizza aus dem hauseigenen Pizzaofen, Slider (kleine Burger), ein riesiges Wurst- und Käsebuffet und Austern. Ja Austern. Ich hatte außer C noch einige Freunde eingeladen und alle waren beeindruckt und begeistert – vom Büro und vom Buffet. Mein ehemaliger Arbeitskollege Neil war überglücklich, endlich seinem Idol Jack Dorsey zu begegnen, der sich wie immer volksnah gab und draußen auf der Dachterrasse Gäste begrüßte. Neil hatte mir gerade erzählt, dass sein Vater, selbständig und mittlerweile Square-Kunde, ihn am Tag zuvor angerufen hatte und seinen Sohn gefragt hatte, ob er jemals etwas von einem Jack Dorsey gehört habe. Der Typ sei ja in aller Munde. Tja, und jetzt stand er wenige Meter von Neil entfernt. Neil traute sich, sagte hallo und hatte wieder eine Geschichte mehr zu erzählen, vom Leben in Silicon Valley.
Als Bier und Wein alle waren, die Reste des Buffets abgeräumt und die Security-Leute uns raus geschmissen hatten, ließen wir den Abend mit Cs Siemenspraktikanten auf dem Balkon eines Hochhauses um die Ecke ausklingen. Es war der letzte Abend von Tino und wie hätte er ihn effektvoller verbringen können? Es gab die letzten Biere und Tinos letzte Packung Chips. Und Neil erzählte Geschichten von seiner indischen Familie – mit perfektem indischen Akzent.