Als Neuseeland sich vor etwa 200 Millionen Jahren vom Superkontinent Gondwana abspaltete, ergab es sich, dass sich keinerlei Säugetiere auf der neuen Insel befanden. Neuseeland wurde daher zum Vogelparadies ohne natürliche Feinde. Und wozu fliegen, wenn man sowieso nichts zu befürchten hat? Der Kiwi, der äußerst seltene Kakapo, von dem C während der ganzen Reise fasziniert war, und der riesige Moa sind Beispiele für neuseeländische Vögel, die das Fliegen im Laufe der Jahrmillionen verlernt haben. Der Moa wurde bereits von den ersten Polynesiern, den späteren Maori, gejagt und dann ausgerottet. Aber richtig eng wurde es für die Vögel erst, als die Engländer kamen und Ratten, Possums und vor allem Wiesel einschleppten. Die Vögel hatten den Säugetieren nichts entgegenzusetzen und wurden schnell dezimiert. Irgendwann kam jemand auf die Idee, Schutzräume auf Inseln vor der Küste zu schaffen und dort beginnt die Geschichte von Kapiti.
Etwas 5km vor der Küste gelegen, ist die Insel nicht mehr so einfach für schwimmende Wiesel und Ratten zu erreichen. Das macht sie zu einem idealen Ort für ein Vogelschutzgebiet. Über mehrere Jahre wurden sämtliche Säugetiere systematisch gefangen und getötet, bis die Insel 1998 endlich frei von Eindringlingen war. Alleine 20.000 Ratten mussten entfernt werden, bevor seltene Vögel wie der Tahake und der Hihi hier heimisch werden konnten. Es ist möglich, die Insel zu besuchen und so machten wir uns morgens von unserem vom Regen durchweichten Campingplatz auf den Weg nach Paraparaumu. Am Abend vorher hatten die Deutschen noch eine Mordsshow abgeliefert, als sich eine Gruppe mit ihrem Camper festgefahren hatte und dann unter vollem internationalen Körpereinsatz befreit werden musste. Unserer Nachbar wollte auch nichts anbrennen lassen und stellte sich dann so penetrant dicht an unser Auto, dass ich ihn freundlich darauf hinwies, dass der halbe Platz leer sei und er ja darüber nachdenken könne, ob man wirklich wie bei Aldi nebeneinander stehen müsse. Der Typ war leider völlig humorlos und wies trocken darauf hin, dass man sich hier leicht festfahren könne. Na gut, immerhin waren sie ruhig.
Zurück zu Kapiti. Schnell einen Kaffee geholt, gefrühstückt und dann ab auf den Trekker zur Insel. Trekker? Richtig, denn die Neuseeländer lassen erst auf dem Anhänger aufsitzen und fahren dann das Boot samt Passagieren per Trekker ins Meer. An den Sandstränden ist es nicht nur flach, sondern es gibt auch richtig ordentlich Gezeitenhub. Auf Kapiti angekommen gab es von einem freundlichen Ranger eine kurze Einweisung und dann machten wir uns auf die Wanderung zum Gipfel der Insel. Das Wetter war uns wohl gesonnen und so wanderten wir bei strahlendem Sonnenschein durch den neuseeländischen Urwald und suchten nach seltenen Papageien und anderen Vögeln. Nicht zu überhören ist der Hihi, denn er singt genauso wie der Name es vermuten lässt. Der Tui dagegen klingt sehr exotisch, aber sein Trällern wird immer wieder von Krächzen und Räuspern unterbrochen. Auf dem Gipfel angekommen hatten wir eine wunderbare Aussicht und konnten sogar die Südinsel sehen. Kapiti war wirklich ein Highlight dieser Reise!
Die Nacht verbrachten wir nicht viel weiter südlich auf einer Farm nicht weit von Wellington, so dass wir am nächsten Tag schnell in der Hauptstadt waren. Wellington liegt wunderbar eingerahmt zwischen dem Meer und den Bergen, etwas wie Kapstadt. Dort gibt es viele kleine Brauereien und Kaffeeröstereien. Und tatsächlich war der Kaffee deutlich besser als im Rest den Landes. Auf dem Parkplatz des berühmten Te Papa Museums trafen wir dann Bernd und Anna, Freunde aus Berlin, mit ihren beiden Kindern. Ich muss schon sagen, es hat etwas, wenn man Freunde am anderen Ende der Welt trifft. Die Vier sind mit einem Camper für mehrere Monate in Neuseeland unterwegs. Wir haben uns alle sehr gefreut, uns zu sehen und verbrachten den Vormittag im Museum, wo es unter anderem einen präparierten Riesenkalmar zu sehen gab. Danach trennten sich unsere Wege. Bernd und Anna mussten auf die Fähre zur Südinsel, C und ich erkundeten die Stadt und gönnten uns Seafood an der Uferpromenade. Wellington macht insgesamt deutlich mehr her als Auckland, wirkt lebendiger und jünger. Aber eine richtige schöne Stadt ist auch Wellington nicht. Abends nahmen dann auch wir die Fähre nach Picton, wo wir zusammen mit Bernd und Anna Sylvester feierten und mit Hotdogs und Sekt das neue Jahr feierten – 12h vor Deutschland und 21h vor Kalifornien. Warum Hotdogs? Ich hatte mir eingeredet, dass das eine neuseeländische Tradition sei und C fand die Idee lustig.