Frühlingsgefühle

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

22 Uhr in Berkeley. C und ich liegen auf dem Bett und unterhalten uns. Plötzlich hören wir etwas, das nach Schritten auf dem Dach klingt. “Was ist das?”, fragt C. “Keine Ahnung, klingt nach etwas auf dem Dachboden oder auf dem Dach”, entgegne ich. “Da war es wieder, das sind doch Schritte”, meint C. Ich gehe durch das Haus, aber man hört das Geräusch tatsächlich nur im Schlafzimmer. C öffnet die Balkontür und tritt nach Draußen. Es riecht nach Holzfeuer. Offenbar will ein Nachbar seine Gasrechnung drücken. “Hörst Du das auch?”, meint C. “Das Geschnatter?”, entgegne ich. Ich steige auf die Veranda, um aufs Dach zu schauen und da erspähe ich sie: zwei Waschbären, innig ineinander verschlungen, lassen ihren Frühlingsgefühlen freien Lauf – auf unserem Dach. “Du glaubst es nicht, da poppen zwei Waschbären”, rufe ich zu C hinunter. Ihre Augen funkeln im Dunkeln, als sie mich ganz ungeniert anschauen. Ich klopfe auf das Dach. Keine Reaktion. Ich rufe und zische und tatsächlich, langsam lösen sie sich voneinander. Das Weibchen ist zierlich, der männliche Waschbär ein richtiger Kaventsmann. Sie machen sich auf in Richtung Dachrinne und steigen ganz gemächlich an einem Strauch hinab. Das Weibchen ist noch dreist genug, um mir neugierig auf dem Zaun entgegen zu kommen. Gemeinsam verscheuchen C und ich das Liebespaar in den Garten der Nachbarin. Soll die sich doch mit den Liebestollen Waschbären herumärgern. Die Magnolien blühen, die Bäume treiben aus, am Wochenende werden es 19°C – es ist jetzt wirklich Frühling.