Andy

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Letzten Freitag war der letzte Arbeitstag meines Kollegen Andy. Nach vier Jahren bei Square, in denen er das Square-Capital Entwicklungsteam von 0 auf 50 Mitarbeiter aufgebaut hatte, war Schluss. Unter seiner Leitung wuchs Capital von einer Idee, faire Kredite an Kleinunternehmer, zum zweiterfolgreichsten Square-Produkt heran. Andy verließ Square, um sich der Firma seines Bruders anzuschließen, einem der beiden Erfinder des freien Bildbearbeitungsprogramms Gimp. Obwohl er auch als Manager erfolgreich war, blieb Andy im Innersten immer Programmierer – vor allem verteilte Datenbanken hatten es ihm angetan.

Andy und ich verbrachten viele Stunden damit, über Softwarearchitektur, Zukunftsideen und Management zu fachsimpeln. Ich schätzte an ihm seine herausragende technische Stärke, er an mir meine Management-Fähigkeiten, die er angeboren nannte. Wenn ich eine neue Idee an jemandem ausprobieren wollte, kam ich zuerst zu ihm – und ging dann schlauer als zuvor aus dem Gespräch hervor. Wenn ich mit meinen Entwicklern nicht mehr weiter wusste, brachte ich Andy als Tie-breaker mit in ein Meeting, denn an ihm perlten die Argumente, die mich schwer getroffen hätten, einfach ab.

Manchmal liefen wir am Ende des Tages zusammen zur U-Bahn. Wie wir wohnt auch Andy in der East Bay, allerdings noch etwas weiter draußen. Dabei fiel mir auf, wie er bereits einige Meter vor der U-Bahnstation ein Bündel Dollars aus der Tasche holte, um dann alle Bettler und Drogensüchtigen zu beschenken. Die kannten ihn schon und begrüßten ihn freudig. In mir dagegen regte sich eine Mischung aus Scham und Bewunderung, denn Andy machte sich keine Gedanken darüber, was die Leute mit dem Geld anfangen würden. Er wollte einfach nur helfen – ohne Bedingungen, jeden Tag aufs Neue.

Andy wird mir fehlen. Er ist mit Sicherheit einer der nettesten und korrektesten Menschen, die mir in den letzten Jahren begegnet sind. Streitbar, aber immer freundlich, immer auf Fairness bedacht. Intelligent, aber sich seiner eigenen Schwächen bewusst. Anfang vierzig, mit vier Kindern, von denen das älteste schon Anfang zwanzig war. Wir hätten unterschiedlicher nicht sein können. Nicht mal ein Bier haben wir jemals zusammen getrunken. Andy ist Mormone.