Segeln in der Suedsee

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Die letzten drei Wochen waren turbulent, es gibt viel zu erzählen. Da die Geschichten besser sind, wenn ich die chronologische Reihenfolge einhalte, beginne ich mit unserer Abreise in den Sommerurlaub. Ziel: zwei Wochen Segeln in der Südsee.

Zusammen mit unseren Freunden Anke und Heiko, sowie deren Kindern, hatten wir bereits vor Monaten einen 41-Fuß Katamaran in Raiatea gechartert. Am 17.07. ging es dann abends endlich los. Nach der Arbeit sprangen wir in unseren Van, fuhren wie immer nach San Bruno, um ihn in der Nähe unseres ehemaligen Hauses zu parken und nahmen dann ein Taxi zum Flughafen. Erster Stopp: Los Angeles. Dort würden wir in den Air France Flieger zusteigen, mit dem Heiko und Anke bereits aus Paris unterwegs waren. Apropos Paris, es ist mir immer noch etwas schleierhaft, wie wir Heiko und Anke überreden konnten, diese Monsterreise auf sich zu nehmen. Düsseldorf -> Paris -> Los Angeles -> Pape’ete (Tahiti) -> Raiatea, das schafft man nur knapp unter 24h (wenn überhaupt). Vielleicht lag es daran, dass die Südsee ein Traumziel ist – nicht nur für Segler. Das klare, blaue Wasser, die einsamen Inseln, die von Korallen erschaffenen Lagunen – all das versprach viel Abenteuer. Als ich damals an der TU Berlin erstmals einen Segelkurs machte, hatte ich schon Blauwasserseglen in der Südsee im Hinterkopf. Somit sollte mein persönlicher Segeltraum mit diesem Urlaub in Erfüllung gehen.

In LA angekommen, machten C und ich uns auf zum internationalen Terminal und warteten. Die Maschine aus Paris kam mit leichter Verspätung an, aber was uns jetzt blühte, konnte niemand erahnen. Heiko, Anke und die Kinder waren bester Laune, mussten aber erstmal in die USA einreisen, bevor sie wieder an Bord derselben Maschine gehen konnten, um dann nach Tahiti zu gelangen. Dummerweise war es nach 22 Uhr und die amerikanischen Sicherheitsbeamten hatten keine Lust mehr zu arbeiten. Nur wenige Schalter an den Einreise- und Sicherheitsschleusen waren noch geöffnet. Wir warteten und warteten, aber keine Spur von den Vieren. Alle paar Minuten riefen die Air France Mitarbeiter am Gate den last call aus, aber starten konnten sie natürlich nur mit allen Passagieren. Es dauerte über zwei Stunden, bis wir Heiko, Anke und die Kinder endlich am Gate begrüßen konnten. Der Flug nach Pape’ete war danach weit weniger aufregend.

Das änderte sich aber vor Ort. Wir landeten im Morgengrauen. Es war warm mit hoher Luftfeuchtigkeit. Überall Franzosen, sogar Militärs begrüßten Ankömmlinge mit Leis (Blumenketten). Es gibt sicher Schlimmeres, als in Tahiti “zu dienen”. Nach wenigen Minuten setzte der erste heftige Regen ein. Verdammt,
sollten die Wetterberichte recht behalten? Jeden Tag Regen in der ersten
Woche? Der Mara’amu Wind blies gewaltig. Nach einem kurzen McDonalds Kaffeestop waren wir in einer ATR 72 unterwegs nach Raiatea. Während der Mara’amu die große Air France 777 weitgehend kalt gelassen hatte, schaukelte er die Propellermaschine ordentlich durch. Ein paar Luftlöcher vor der Landung und wir waren da, im Paradies. Kurzer Transit per Taxi zur Charterbasis, dann standen wir vor unserem Katamaran. Tchaikovski, offenbar waren alle Boote nach Komponisten benannt. Dumm nur, dass die Listz daneben einem Schreibfehler aufgesessen war.

Wieder Regen während des Briefings. Das Segelrevier wurde besprochen, wir bekamen Tipps für die nächsten zwei Wochen. Ankerplätze, Restaurants, Versorgungsstopps alles wurde besprochen. Mit “Today it’s röugh” schloss Jerome, einer der Chefs vor Ort, den Unterricht ab. Und er hatte recht: Schaumkronen auf dem Meer, die Palmen bogen sich in den Windböen. Wir hatten Respekt, vielleicht sogar etwas Schiss. So hatten wir uns den ersten Segeltag im Paradies nicht vorgestellt.

An Bord war dann schnell alles eingeräumt, inklusive der zuvor bestellten Lebensmittel. Wasser, Bier, Nudeln und natürlich Nutella – wir hatten ohne Ende eingekauft, um die nächsten zwei Wochen versorgt zu sein. Lediglich Brot, Obst und Gemüse wollten wir unterwegs immer wieder aufstocken. Mittlerweile hatte der Regen aufgehört und die Sonne war herausgekommen. Jetzt aber raus aus der Marina. Der erste Schlag führte uns unter Motor nach Nordosten, zu einem phantastischem Ankerplatz auf einer Sandbank vor der Insel Taha’a. Da Raiatea und Taha’a von ein und derselben Lagune umgeben sind, mussten wir gar nicht aufs offene Meer hinausfahren, um zu unserem Ankerplatz zu gelangen. Und während auf dem Pazifik Wind und Welle herrschten, war das Wasser in der Lagune still und ruhig. Ohne Probleme und ohne großes Schaukeln erreichten wir Taha’a – was für eine Überraschung!

Jetzt allerdings hieß es Nerven bewahren, denn als wir in der Nachmittagssonne Kurs auf die Sandbank nahmen, sah das Wasser ganz schön flach aus. 5m… 4m… 3m… Dennoch fuhren wir vorsichtig weiter und beobachten aufmerksam vereinzelte Korallen unter uns, bevor wir ganz alleine für uns in 2m Wassertiefe den Anker warfen, die gesamte Kette (60m) steckten und endlich ins türkisfarbene Wasser sprangen. Herrlich warm und extrem salzig, das waren die ersten Eindrücke. Abends gab es Nudeln mit Tomatensoße und Gin Tonic mit Wilder Gin aus Ventura, Kalifornien. Um kurz nach 18 Uhr ging die Sonne und unsere Deutschen Freunde erlagen schnell ihren Reisestrapazen. Welch ein Start in den Urlaub!