Am Mittwoch Abend um 17 Uhr begann die Karrieremesse der Grace Hopper Konferenz. Wir waren gut vorbereitet, hatten in Ruhe den Stand aufgebaut, unsere Interviewvorbesprechungen absolviert und nun noch eine gute Stunde Zeit, um uns geistig auf den Ansturm junger, ambitionierter Frauen vorzubereiten. Ich ging mit Lindsay und Vanessa einen Kaffee trinken. Auf dem Rückweg trafen wir auf eine Gruppe Kollegen. Es machte ein Gerücht die Runde. Angeblich habe Jack Dorsey eine ominöse Email an die Firma geschrieben. Leider gab es in den Messehallen so gut wie keinen Empfang und (miserables) WLAN nur in der Nähe unseres Standes. Die Karrieremesse hatte noch nicht geöffnet und plötzlich wollte man uns auch nicht mehr ohne Early-Access-Pässe hinein lassen – dumm nur, dass es davon für die ganze Gruppe nur zwei Exemplare gab. Vanessa und ich bahnten uns unseren Weg zum Stand, wo ich wartete, während sie, mit beiden Pässen bewaffnet, zurück zum Eingang lief, um mehr Leute hinein zu holen. Also schaute ich nach meinen Emails und tatsächlich: Es war offiziell, Square hatte den Antrag für unseren Börsengang eingereicht. Ich war baff, konnte es nicht glauben. Das war der Moment der Momente, ein einmaliges Erlebnis, der Traum aller Mitarbeiter – und ich stand einsam auf einem Messestand in Houston. Dann erschien Vanessa, blieb stehen und schaute mich an. Ich sah sofort, dass sie die Nachricht auch gelesen hatte. Vanessa und ich kennen uns seit meinen ersten Tagen bei Square, als sie noch das Einführungsprogramm für neue Mitarbeiter (oder Squares, wie wir sagen) mit organisiert hat. Wir fielen uns in die Arme, lachten und jubelten. Und so reduzierte sich dieser Moment des Feierns, den ich eigentlich am liebsten mit meinem Team in San Francisco erlebt hätte, auf die Umarmung mit der einzigen Person, die in diesem Moment vor Ort war: Vanessa. Und er hatte doch etwas Magisches.
Jetzt gab es kein Halten mehr. Die Tore öffneten sich und innerhalb weniger Minuten war es voll am Stand. Lebensläufe wurden herübergereicht und sofort begannen die ersten Interviews. Gegen 21 Uhr wurde es etwas ruhiger und ich stand mit zwei männlichen Kollegen am Stand. “Herzlichen Glückwunsch”, rief uns jemand zu, der offensichtlich die Neuigkeiten gehört hatte. “Danke”, riefen wir lachend zurück. Da trat Lindsay zu uns. “Ich habe gerade zwei Mädels überhört, die über euch gesprochen haben”, sagte sie. “Die Jungs von Square sind echt ziemlich heiß, meinte die eine zur anderen”. Das Lachen meines Kollegen Jack Danger hörte man mit Sicherheit noch in den Außenbezirken Houstons. Jedenfalls war damit das Motto für unsere Gruppe geprägt: #boothbabes (das # damit es auch auf Twitter funktioniert).
Am Abend waren wir platt, aber natürlich hatten wir etwas zu feiern. Gegenüber vom Hotel gab es eine nette Bar, die kurzerhand unter die Kontrolle von Square gebracht wurde. Immer wieder stießen wir auf unsere Firma an, bis mir einfiel, dass unser Finanzvorstand, Sarah Friar, an diesem Abend in Houston ankommen würde, um morgen ein Frühstück auf der Konferenz abzuhalten. “Soll ich Sarah zu unserer kleinen Feiern einladen?”, fragte ich die Gruppe. Es war als Witz gemeint, aber bald gab es kein Zurück mehr. Also schrieb ich Sarah eine Email und erhielt prompt eine Antwort: “Gerade gelandet. Schauen wir mal”. Tatsächlich, eine halbe Stunde später hielt ein Wagen und Sarah, sowie Jack Dorsey gesellten sich zu uns. Jack klatschte jeden einmal ab und verschwand wieder, aber Sarah ließ sich auf einen Whiskey einladen und feierte mit uns. Und so wurde der Tag für uns Außenseiter doch noch etwas ganz Besonderes.