Heute ist schon Dienstag, aber das tolle Campingwochenende hängt mir immer noch nach. Wie Ihr wahrscheinlich auf den Bildern gesehen habt war es wirklich schön am Lake San Antonio – schön trocken. Dieses verbrannte Gras ist typisch für Kalifornien um diese Jahreszeit und dominiert weite Strecken der Landschaft, durchbrochen von einzelnen grünen Büschen und Bäumen. Es ist ein bisschen wie im Wilden Westen – Kindheitsträume werden wahr.
Aber zurück zum Wochenende. Wir sind am Freitagabend zu der Gruppe um Katy und Phil gestoßen und brauchten mit unserem gemieteten Golf fast vier Stunden. Gemietet deshalb, weil wir uns die Fahrt mit unserem treuen Fly Sven nicht antun wollten. Richtig, ich glaube ich hatte bisher nicht von Fly Sven berichtet. Da wir noch kein eigenes Auto haben, fahren wir den Wagen eines Freundes. Nennen wir ihn einfach Kapitän Bozk. Fly Sven ist ein Kia Spectra, der nach einem Totalschaden aus zwei unterschiedlichen Kias wieder zusammengeschweißt wurde. Daher gibt es auch zwei Schlüssel: einen für die Fahrertür und einen für den Rest des Wagens. Fly Sven hat seinem Spitznamen von der Inschrift auf dem Nummernschild. Dort steht nämlich statt Ziffern und Zahlen einfach Fly Sven. Das Auto verbraucht zwar wenig Benzin, aber durch den Totalschaden ist der Fahrersitz etwas schief, was das Fahren auf langen Strecken ungemütlich macht.
Zurück zum See. Wir kamen in absoluter Finsternis an und wurden Zeugen des beeindruckendsten Sternenhimmels seit unserer Reise nach Afrika 2008. Es ist einfach viel zu Hell in unseren Städten, als das man so viele Sterne jederzeit sehen könnte. Unsere Campinggruppe wartete schon auf uns und Katy und Phil hatten sogar schon unser Zelt aufgebaut. Nach einem schnellen Bier ging es ins Bett. Der nächste Tag, so wurde uns angedroht, werde anstrengend. Beim Frühstück machten wir uns erstmal einen Eindruck vom Camp. Irgendwie läuft Campen in Europa anders. Ein Freund hatte in Berlin noch zu uns gesagt, in den USA campe man nicht im Einklang mit der Natur, sondern die Natur werde dabei erobert. Volltreffer, so sieht es auch aus. Es gibt keine Parzellen. Stattdessen wird einfach mit den Trucks und den riesigen RVs (Recreational Vehicles) bis ans Wasser gefahren und dort das Zelt aufgestellt. Und die Unmengen an Grills, Kühlboxen, Stühlen, etc. In den $50.000 Campern lauft ununterbrochen die Klimaanlage. Es ist ja auch heiß draußen. Fairerweise muss ich sagen, dass natürlich nicht alle Amis in dieses Schema passen, aber grundsätzlich wird einfach viel mehr Kram zum Campen mitgebracht und mehr Komfort erwartet als bei uns wo man mit Zelt und nem kleinen Bunsenbrenner schon gut dabei ist.
Wir machten da natürlich keine Ausnahme. Phils Kumpel Adam hatte ein Motorboot mitgebracht, mit dem wir natürlich auch eine Menge Spaß hatten. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Wakeboarding probiert und mich dabei keineswegs zu gut angestellt wie C. Es hat zwei Tage gedauert, bis ich endlich aus dem Wasser gekommen bin und mich auf das Brett stellen konnte. C hat das gleich beim ersten Versuch geschafft. Ich würde sagen, es hilft wenn man gut Snowboarden kann. Der Muskelkater vom Wakeboarden ist übrigens auch nicht zu verachten. C hat heute noch jede Menge davon. Außerdem waren wir “tubing”, d.h. wir haben uns auf ein aufblasbares Gummiteil gelegt und uns vom Motorboot hinterher ziehen lassen. Phil ist dabei so wild in die Kurven gefahren, dass wir uns irgendwann nicht mehr halten und die Fliehkräfte uns regelrecht ins Wasser geschleudert haben. Great fun! Toby geht übrigens auch gerne tuben. Dann wird aber nicht so wild gefahren. Abends wurde dann zünftig gegrillt und am Lagerfeuer gesessen. Abwaschen war übrigens dank der mitgebrachten mobilen Spülanlage mitsamt Wasserpumpe und Autobatterie (siehe Fotos) kein Problem. Ergo: Campen macht auch in den USA Spaß, auch wenn man nicht so viel Equipment besitzt wie die Einheimischen.