Blockparty

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Gestern war nationaler Blockparty-Tag und unsere Nachbarn, die netten von nebenan, nicht die Arschlöcher über uns, hatten zu einer netten Straßenparty geladen. Unsere Nachbarin Josie ist nämlich Blockwart, was hier im übrigen keinen negativen Touch hat. Die Straße wurde abgesperrt, Tische, Stühle und zwei Grills aufgefahren und so konnten die alteingesessenen Nachbarn in unserer Straße endlich mal die neuen kennenlernen können – uns zum Beispiel. Wir brachten Bier und Würstchen mit und kamen schnell ins Gespräch. Ein älteres Ehepaar, dass seit Dezember 1986 hier wohnt, erzählte uns von ihren Reisen nach Las Vegas. Dort sei es einfach toll und außerdem müsse man nicht nach Paris, Rom, New York oder Venedig, wenn man alles relativ naturgetreu in Las Vegas an einem Ort nachgebildet bekäme. Mit einem verschmitzten Grinsen erzählte uns der alte Herr, dass sie immer im Hooters Hotel unterkämen. Natürlich weil es günstig sei, nicht wegen der leichtbekleideten Damen. Eine andere Nachbarin entpuppte sich als Tochter einer Deutschen und überraschte uns mit ihrem fast akzentfreien Deutsch. Mutti wohne mittlerweile wieder in Freiburg, aber sie sei seit 10 Jahren glücklich und heimisch in Oakland.

Den Vogel schossen aber zwei Amerikaner indischer Herkunft ab, die zufällig vorbei spazierten und dann prompt zu unserer Fete eingeladen wurden. Sie hatte deutsche und russische Literatur studiert und zwei Sommer in Berlin verbracht, sowie in Moskau gelebt. Ihr Deutsch war eingerostet, aber eine amerikanische Inderin “icke” und “ditte” sagen zu hören war einfach schräg. Immerhin, sie hörte gar nicht auf, von Berlin zu schwärmen. Überhaupt hatten die beiden vor in Kürze zu heiraten und dann in Südeuropa zu flittern. Ganz politisch unkorrekt fragte prompt eine ältere Nachbarin, ob denn die Ehe arrangiert worden sei. Ich musste mir das Lachen verkneifen, als die beiden einräumten, man sei einander ja schon von den Eltern vorgestellt worden, aber verliebt habe man sich dann von ganz alleine. Allerdings werde es die zweite Hochzeit zwischen ihren Familien. “Aha, a sequel wedding” witzelte ein anderer Nachbar, zur allgemeinen Belustigung. Fehlt nur noch Rodger, ein witziger Schwarzer, der mit seinen 4 Kindern eine Fahrradtour um den Block unternahm und natürlich auch bei uns anhielt. Ihm gehe es gut, er habe gleich zwei Häuser im Kiez – in einem wohne seine Ex-Frau, im anderen er mit seiner neuen Frau. Wie die Kinder in dieses Setup passen blieb unklar. Die waren sowieso eher auf unsere Schokokekse scharf, als auf Konversation mit Erwachsenen. Insgesamt war die Blockparty ein voller Erfolg und wir hatten viel mit unseren Nachbarn zu lachen. Allerdings war mir auch bewusst, dass C und ich, mit unseren gut bezahlten Tech-Jobs, natürlich genau in das Schema der Leute passen, die man hier eigentlich nicht haben möchte. Egal, man nahm uns bereitwillig in die nachbarschaftliche Gemeinschaft auf.

Was man von unseren Obermietern nicht sagen kann. Die ließen sich nämlich den ganzen Abend über nicht blicken – auf unserer Blockparty.