Montag Früh – wie immer klingelt um 7 Uhr der Wecker. Aber heute geht’s nicht zur Arbeit sondern zum Bötchen fahren. Nach einem schnellen Frühstück kommen wir zur Ranger-Station, wo Moses, unser Guide, und der namenlose Fahrer schon warten. Wir haben die 3-Stunden-Tour durch den Nationalpark zur Isla Juan Vernado gebucht. Los geht’s durch die Lagune zum Meerwasserkanal, der die Insel umschließt. Wir tuckern gemächlich durch die Mangrovenwälder. Das Boot ist nicht besondern wendig, so dass der Fahrer immer langsam zurücksetzen muss, wenn der Guide einen Vogel entdeckt hat, den er uns zeigen will. Trotz Donaudelta und Kondorsuche in Pinnacles sind wir immer noch keine großen Ornithologen. D macht jede Menge Fotos und ich gebe mich den Mücken als Beute hin. Mangroven sind beeindruckende Bäume, die nicht nur das Meerwasser reinigen, sondern auch von oben nach unten wachsen, so dass ihre Äste zu ihren Wurzeln werden. Wir sehen riesige Bienenstöcke, ein paar Iguanas und jede Menge Vögel. Uns wird versichert, dass es hier nur harmlose Schlangen gibt, nichts giftiges – nur Boa Constrictors, aber die sieht man sehr selten.
Wir halten an und laufen quer über die Insel zum Strand. Hier werden Schildkröteneier unter Beobachtung gehalten. Dass der Mensch die Wurzel allen Übels ist, wissen wir ja schon. Aber warum man 150 Schildkröteneier für $10 auf dem Markt verkaufen muss, obwohl sie unter Naturschutz stehen, muss mir nochmal einer erklären. Ja, die Menschen sind arm hier, aber Hühnereier tun’s auch. Dumm nur, dass Schildkröteneiern eine potenzsteigernde Wirkung nachgesagt wird. Heute sind vier Junge geschlüpft und zur Abenddämmerung werden sie in die Freiheit entlassen. Sie laufen dann über den Strand ins Meer und orientieren sich auf diesem kurzen Marsch, um in 12 Jahren wieder hierher zurück zu kommen und ihre Eier zu legen. Ca. eine von 1000 Schildkröten schafft das. Man sieht den kleinen Viechern an, dass da draußen zu viele Gefahren auf sie lauern. Viel Glück!!!
Moses erzählt uns auf dem Rückweg von den Problemen im Land, der Frauenfeindlichkeit und den netten europäischen Freiwilligen. Unser Spanisch macht das alles ganz gut mit. Wir sind überrascht wie offen und bereitwillig Moses unsere Fragen beantwortet und auch mit Kritik an der eigenen Gesellschaft nicht spart. Zurück beim Barca de Oro gibt es einen traditionellen Mittags-Snack – zu viel bei der Hitze, aber Kochbananen sind echt lecker! Dann geht’s mit dem alten amerikanischen Schulbus nach León. Als alle aussteigen bleibt uns auch nichts anderes übrig. Per Taxi geht es zu unserem Hotel, wo man unsere Reservierung “nicht bekommen” (sprich vergeigt) hat. Aber man bemüht sich kurzerhand um Ersatz, zwei Häuser weiter und mit Klimaanlage – die Rettung. Wir machen Siesta im Kühlen: was für ein Traum!
Nachmittags wird die Stadt erkundet. Ich sage es mal so: Die Besteigung des Doms war das absolute Highlight. Die Studentenkneipen haben noch geschlossen und nach einigen Runden durch die Altstadt finden wir doch noch eine gemütliche Bar mit einem kühlen Toña (Bier). Zum Abendessen kehren wir in ein Steakhouse mit persischem Einschlag ein – sehr lecker. Die Jugend spielt Fussball auf dem Basketballplatz und wir trinken auf der Dachterrasse darüber noch eine Caipirinha. Irgendwie bleibt uns am Montagabend die angekündigte Studentenatmosphäre verborgen, aber vielleicht sind wir auch einfach zu früh dran.
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