Texas, Teil 1: San Antonio

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Es ist Donnerstagnachmittag, Zeit ins lange Wochenende zu starten. Ab geht’s zum Flughafen, um C abzuholen. Allerdings nicht aus San Antonio, sondern in San Antonio. Ein langes Wochenende in Texas steht auf dem Programm. Ich war noch nie in Texas und bin gespannt, ob dieser Staat seinen (in Deutschland) teils schlechten Ruf verdient hat.

Nach 3h Flug, plus 2h zusätzlichen Stunden Zeitverschiebung betrete ich erstmals texanischen Boden. Schnell den Mietwagen abholen und C am Hotel treffen. Sie hat zwei Tage Vorsprung in San Antonio, kennt sich schon aus und nimmt mich gleich mit an den River Walk, einer der top Attraktionen der Stadt. Der River Walk ist eine schicke und lebendige Uferpromenade entlang des San Antonio River, gesäumt mit Restaurants, Bars und Clubs. Das klingt vielleicht touristisch, ist aber insgesamt sehr nett gemacht und voller Einheimischer. Ich bin beeindruckt. So hatte ich mir Texas nicht vorgestellt. Das geht ja gut los. Obwohl es schon nach 23 Uhr ist, finden wir sogar noch einen Mexikaner, der mir etwas zu essen serviert. C winkt ab, sie hatte schon Tex-Mex zum Frühstück und Abendessen und ist entwöhnt.

Am nächsten Morgen steht das Fort Alamo auf dem Programm, eine ehemalige Mission, dessen Geschichte jedes texanische Kind kennt. Die Schlacht von Alamo gilt als Symbol für den texanischen Unabhängigkeitskamp gegen Mexiko, zu dem Tejas ursprünglich gehörte. Nachdem die aufständischen Texaner die mexikanischen Truppen zunächst aus San Antonio vertrieben hatten, sahen sie sich bald dem mexikanischen Heer gegenüber. Eine Gruppe von klar unterlegen Verteidigern um William Travis und Davy Crockett leistete 13 Tage lang Widerstand, bevor das Fort gestürmt wurde. Alle Verteidiger fanden den Tod. Dennoch gilt diese Niederlage als der Wendepunkt im Freiheitskampf von Texas. Das Fort ist gut erhalten und sehr sehenswert. Überhaupt gibt sich Texas geschichtsträchtig und traditionsbewusst ohne zu nerven.

Die Gegend um San Antonio ist gesäumt von Hinterlassenschaften deutscher Einwanderer. Zum Mittagessen machen wir halt im Guentherhaus, der ehemaligen Villa eines deutschen Müllers, dessen Pioneer Flour Fabrik gleich nebenan steht. Dort gibt es leckeres Essen, z.B. Buttermilch Brötchen mit Jalapeño Marmelade, die so gut ist, dass wir im Museums-Shop ein Gläschen erwerben. Die Gegend ist gespickt von atemberaubenden Villen im Stil der 19. Jahrhunderts. Wir lassen San Antonio hinter uns und stimmen unserem Kumpel Bernie zu, der es auf den Punkt brachte: “San Antonio ist einfach schön”.

Der absolute Höhepunkt des Tages liegt auf dem Weg nach Nordosten, in Richtung Austin, und heißt Gruene (gesprochen Green). Das Dorf geht auf einen deutschen Einwanderer zurück, der Land gekauft und dann irgendwann die älteste Tanzhalle von Texas errichtet hat. Diese Barracke mit Fenstern aus Maschendrahtzaun steht immer noch und ist praktisch jeden Tag Schauplatz von Konzerten. Viele Rock ‘n’ Roll und Country Größen haben hier schon gespielt und sind auf Fotos an den Wänden verewigt. Wir können leider nicht zum heutigen Konzert bleiben, sondern bummeln durch einen Ort, vor dessen Toren kräftig gebaut wird, aber in dessen Zentrum die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Das einfache Leben, das sich um Musik dreht – ein faszinierender Gedanke. Aber jetzt geht es erstmal weiter nach Austin.