Nach vier Tagen im Yellowstone ist klar: Dieser Park hat, anders als die meisten anderen Nationalparks, gleich mehrere Hauptattraktionen zu bieten. Vorrangig sind natürlich die Geysire um den Old Faithful zu nennen. Nicht minder sehenswert sind die Mammoth Hot Springs, der Grand Canyon of the Yellowstone und natürlich die wilden Tiere, die im Vergleich zum Yosemite tatsächlich wild sind. Wild und rau, diese Eigenschaften beschreiben den Yellowstone Nationalpark am besten.
Am Morgen des fünften Tages machen wir uns auf den Weg. Wir haben alles gesehen und sind langsam des Regens überdrüssig. Also geht es ab nach Süden in Richtung Grand Teton Nationalpark. Der Park ist bekannt für seine aus mehreren Gipfeln bestehende Bergkette. Leider ist davon nicht viel zu sehen, denn das schlechte Wetter ist uns hold und verhüllt die Berge in dichtem Nebel. Wir gehen um den Jenny Lake wandern – hin zu Fuß und zurück mit der Fähre – und entgehen immerhin dem Regen. Dennoch hält uns nichts in den Tetons und wir fahren weiter ins Jackson Hole – ein Tal, in dem die Kleinstadt Jackson, Wyoming liegt. Diese Stadt ist das wohl beliebteste Tor zum Yellowstone. Außerdem lebt dort Harrison Ford mit seiner Frau Calista Flockhart auf einer Ranch. Von beiden fehlt jede Spur, als wir durch die Innenstadt und uns das älteste Shootout des Wilden Westens ansehen. Seit 1957 stellen Schauspieler täglich (außer Sonntag) eine Schießerei nach und ballern mit Platzpatronen um die Wette. Treffend, denn Wyoming ist nämlich der Cowboy-State und Jackson ist vielleicht sein hübschestes Städtchen. Besonders hervorzuheben sind die vier, aus Geweihen gefertigten Tore am zentralen Platz. Dort befindet sich auf das Million Dollar Cowboy, eine lokale Institution, in der wir hervorragend Bison und Elk zu Abend essen.
Es ist Samstagabend und wir machen uns Sorgen, dass wir am Sonntag im von Mormonen geprägten Utah keinen Alkohol zu kaufen bekommen. Kein Problem, schnell noch Bier und Wein gebunkert und wir sind startklar. Sicher ist sicher. Auf der Suche nach einem Campingplatz für die Nacht halten wir schließlich in Alpine, WY an. In gesamten Staat Wyoming lebt insgesamt nur eine halbe Million Menschen und auch in diesem Ort ist nichts los. Fast nichts. Auf der Suche nach dem Campingplatz-Vorsteher landen wir in der angrenzenden Kneipe, wo die Post abgeht. Wir werden sofort begrüßt, angesprochen und in die Gemeinschaft aufgenommen. Eine ältere Dame gibt uns sogar zwei Bier aus – oder besser gesagt, mir. Es wird geraucht, an Automaten gespielt und gefeiert. Ich stelle fest, die Mormonen kommen offenbar nach Wyoming, um Spaß zu haben. Wir werden morgen erleben warum.