Vier Jahre hat es gedauert, aber letzten Samstag waren wir endlich auf der San Francisco Bay segeln. C hatte es irgendwie geschafft, uns zwei Plätze als Deckhände für eine Regatta auf einer Hobie 33 Fuss Yacht zu sichern. Den Skipper lernten wir erst in Alameda am Steg kennen. Dabei erfuhren wir ausserdem, dass wir die Regatta zu dritt bestreiten würden. Grant, unser Skipper, hatte viel vor: “An der dritten Tonne liegen wir spätestens in Führung, denn wir haben das schnellste Schiff im Feld”. Immerhin war die Zielsetzung klar: Grant wollte unbedingt gewinnen. Unter Motor fuhren wir den Alameda-Kanal hinaus auf die Bay, vorbei am Hafen von Oakland mit seinen riesigen Frachtern. Unser Schiff war schnittig und voll auf Regatta getrimmt. Aber Grant ließ sich zeit mit den Erklärungen. Irgendwann trug er mir auf, die Falle und Schoten zu beschriften, aber die englische Sprache hat genauso verquere Segelbegriffe wie die Deutsche. Mit anderen Worten: wir verstanden erstmal gar nichts. Nach ein paar Runden auf dem Kurs schien Grant zufrieden mit unseren Manövern. Dann ging es schon los mit dem Start. “Ich erkläre Euch dann alles unterwegs”, meinte Grant, “wir liegen ja dann eh weit in Führung”. Gestartet wurde in fünf Startgruppen, die schnellsten Booten zuletzt. Wir waren in der vorletzten Gruppe, Nummer 5. 5 Minuten zum Start, ich setzte den Countdown, damit Grant bei 0 die Startlinie überqueren konnte. Wir kamen mit vollem Tempo in den Startbereich geschossen, vorbei am Startschiff. 5 Sekunden, 4, 3, 2, 1… “Verdammt, ich habe die Linie zu früh überquert”, fluchte Grant. “Das war es dann wohl, Mist!” Wir drehten einen Kreis, wiederholten den Start und machten uns auf die Kreuz zur ersten Tonne – als Letzte.
Grant haderte mit sich selber und hatte offenbar jede Lust verloren, noch einmal anzugreifen. Wir machten wenig Boden gut und zu allem Überfluss hatte er Probleme die Boje in das Navi einzugeben. Warum jemand, der seit Jahrzehnten auf diesem Revier segelt und schon die 5. Regatta in diesem Jahr fährt, den Kurs nicht kennt, blieb mir ein Rätsel. Wir fanden die Tonne, hatten aber nicht genug Höhe, so dass wir einen extra Schlag machen mussten. So ging es weiter und weiter. C ist zwar eine sehr gute Seglerin mit Regattaerfahrung, aber ich bin halt nur ein ordentlicher Segler ohne Regattaerfahrung. Das ist zu wenig, um mit einem grumpfelnden Skipper bei der allerersten Regatta richtig Boden gut zu machen. Außerdem war richtig ordentlich Wind, so dass wir zu viel Lage schoben und hätten reffen müssen. Aber Grant sagte nichts und so sagten wir eben auch nichts. Wir setzten den Spinnaker und beendeten die erste Runde immer noch weit hinten. Grant entspannte sich langsam: “Ich habe immerhin ein Streichresultat, wir müssen es heute also nicht übertreiben”. Und so genossen wir die phantastischen Ausblicke auf San Francisco, sahen Delphine und Seehunde und beobachteten wie der Sommernebel langsam über die Berge gekrochen kam und dann die Stadt umschlang. Und mit weniger Druck holten wir tatsächlich auch auf und kassierten noch ein paar Boote, bevor ein wundervoller, sonniger Segeltag zu Ende ging. Zurück im Hafen war dann auch Grant wieder versöhnlich: “Hat Spass gemacht mit Euch, kommt mal wieder mit!” Mal sehen, ob er es ernst gemeint hat…