Skitour in Kirkwood

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In diesem Winter ist alles anders. Es regnet seit Dezember fast ununterbrochen, zumindest für hiesige Verhältnisse. Das Wetterphänomen El Niño hat uns voll im Griff. Es kommen zwar immer wieder ein paar einzelne Sonnentage durch und es ist auch schon wieder frühlingshaft warm, aber der Regen lässt einfach nicht nach. Und nach mehreren Jahren der Trockenheit brauchen wir ihn ja auch. Die kalifornischen Reservoire haben sich noch lange nicht erholt. Dafür braucht es wahrscheinlich mehrere nasse Winter.

Andererseits liegt am Lake Tahoe so viel Schnee, wie seit drei Jahren nicht mehr. Statt eisigem Kunstschnee ist dieses Jahr tiefer Pulverschnee angesagt. Und schon erscheinen uns die Skigebiete am Tahoe in einem ganz anderen Licht. In Squaw Valley sind wir erstmals bestimmte Pisten und Lifte gefahren, da sie seit Jahren nicht geöffnet hatten. Aber bei Pisten sollte es dieses Jahr nicht bleiben. C hatte sich fürs neue Jahr vorgenommen, unbedingt neue Sportarten auszuprobieren. Als erstes auf dem Programm: Skitouren mit Fellen und Abfahrt durch den Tiefschnee.

Abseits der Pisten gelten andere Regeln. Zum einen herrscht auch am Lake Tahoe grundsätzlich Lawinengefahr. Zum anderen sind wir sind zwar solide Skiläufer, haben aber wenig Erfahrung mit Tiefschnee. Was liegt also näher, als ein Einführungskurs für Skitouren mit Lawinentraining? Am Freitag vor einer Woche fuhren wir nach Kirkwood, in ein abgelegenes Skigebiet südlich des Tahoe. Schon auf dem Hinweg gerieten wir in einen Schneesturm und waren gezwungen Schneeketten aufzuziehen – das erste Mal seit 3 Jahren. Die Sicht war gleich null, als wir am späten Nachmittag die ersten Probeabfahrten auf der Piste mit unseren geliehenen Tourenski angingen. Es ist unglaublich, aber diese Bretter, die eher Wasserski als traditionellen Ski ähneln, fahren sich wirklich völlig anders. Abends kam dann unsere Freundin Sarah dazu und am nächsten Morgen war erstmal das Klassenzimmer angesagt. Wir lernten, vor jeder Tour die Lawinenwarnungen einzuholen und welches Terrain wir zu vermeiden hatten. Danach ging es in den Schnee, um die Ortung und Bergung eines Verschütteten zu üben.

Am Sonntag war es dann endlich soweit: Nach einer kurzen Vorbesprechung klebten wir unsere Felle auf die Skier, führten noch eine Probeortung durch und begannen dann in einer Gruppe unseren Aufstieg zum Martins Point. Jeder Teilnehmer hatte einen Sender, Sonde und eine Schaufel dabei – für den Fall der Fälle. Eine Stunde dauerte der Aufstieg. Die Sonne schien, schnell wurde uns warm, Jacken wurden ausgezogen. Am steilsten Stück nahmen wir die Felle ab und machten uns bereit für die Abfahrt – im Tiefschnee und zwischen Bäumen. Und es ging erstaunlich gut. Johlend und kreischend ging es den Berg hinab, bis zu den Schienbeinen im Tiefschnee. Wir machten mehrere Pausen und führten noch eine simulierte Bergung durch, aber nach zwei Stunden war die Tour vorbei. Die reine Abfahrt hatte keine 10 Minute gedauert und das ist schon eine Ansage für eine Stunde Aufstieg. Spaß hat es trotzdem gemacht, aber ob Skitouren unsere neue Sportart wird, muss sich erst noch zeigen. Bei Preisen von $139 für einen Tagesliftpass und feinstem Tiefschnee stimmen auf jeden Fall die Voraussetzungen.