Paso Van Robles

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Wow, diese Woche haben wir wirklich viel erlebt. Trotz des super Konzerts von Huey Lewis and the News am Samstag fühle ich mich verpflichtet, erstmal den Bericht von der California Mid-State Fair in Paso Robles nachzuliefern. Was für ein Kulturschock! Nur etwa drei Stunden südlich der Bay Area gelegen, tat sich dennoch eine andere Welt vor uns auf.

Wir hatten stilvoll wild gecamped und hatten bei Starbucks unser Mitgebrachtes gefrühstückt, als uns klar wurde, dass wir direkt am Gelände der State Fair waren. Also schnell den Fotorucksack geschnappt und los gings auf Entdeckertour. Wir kamen gegen 10 Uhr morgens gerade noch rechtzeitig zur Beef Show, wo die prächtigsten der prächtigen Rindviecher gekürt wurden. Beeindruckend, was der Ringrichter (siehe das Foto mit dem Cowboy) alles am Gang der Rinder erkennen konnte. Wir waren umgeben von echten Cowboys, überall wurden Hut und Stiefel getragen – und Jeans, trotz der Temperaturen von gut 37 Grad Celsius. Wir staunten nicht schlecht beim Gang entlang der Rinder-, Pferde-, Schaf- und Schweineställe. Jungs übten Lassowerfen indem einer einen Metallschlitten mit Hörnern durch die Gegend zog. Junge Mädchen kümmerten sich um die Tiere und präsentierten ihre Lämmer, Schweine, Pferde, etc., in der Hoffnung auf einen der vorderen Plätze. Mir ist völlig klar, dass wir in der Bay Area in einer Blase leben – internationaler, technologischer und teurer als der Rest der USA. Aber das hatte ich nicht erwartet. In Paso Robles war alles anders.

Plötzlich kamen wir uns doch sehr tourimäßig vor, mit unseren Flipflops und kurzen Hosen. Aber es gab eine Lösung: Boot Barn. Boot Barn ist eine Western-Kette, wo man alles von Cowboystiefeln bis zu Jeans und Hüten kaufen kann. Wir ließen uns freundlichst beraten und waren überrascht, dass alle Mitarbeiter offenbar Karten für das Van Halen Konzert am Abend hatten. Den Laden verließen wir jedenfalls gut gelaunt mit nagelneuen Cowboystiefeln. Wenn was the last time you did something for the first time?

Nach einem schnellen Salat-Lunch folgten wir einer Empfehlung aus dem Boot Barn und fuhren wir in die Berge, zu den Daou Vineyards (http://www.daouvineyards.com/). Zuerst waren wir skeptisch, ob der Größe des Anwesens, aber Wein und Olivenöl war hervorragend. Zwei libanesische Brüder (mit französischer Mutter) hatten Ihr Glück in den USA gemacht. Zum Studieren gekommen, dann eine Technologiefirma gegründet und an die Börse gebracht und jetzt versuchen sie, den bestmöglichen Wein herzustellen. So ein Lebenslauf würde mir auch schmecken. Wir geben nicht oft $50 pro Flasche aus – dort haben wir es gerne getan. Unser nächster Besuch darf sich schon freuen.

Nach der Weinprobe auf dem traumhaften Weingut war ich dann aber doch sehr gespannt auf Van Halen. Zurück auf der Fair war mittlerweile richtig was los. Auf der einen Seite die Züchter mit ihren Tieren und auf der anderen ein richtiger Rummel mit Buden und Bühnen. Überall Van Halen T-Shirts, sogar Kinder und Teenager bekannten sich zur Band. Und wir wurden Zeugen des Highlights der Fair: dem Mutton Race. Das Konzept: unter 7 jährige Kinder klammern sich jeweils an ein Schaf, das dann auf die Rennstrecke geschickt wird, wo es zurück zur Herde will. 6 Sekunden müssen die Kinder aushalten, ohne abgeworfen zu werden. Einfach geil, das muss man gesehen haben! Die ganze Veranstaltung dauert nur wenige Minuten (mehrfach täglich), aber wir hatten unseren Spaß. Warum gibt es so etwas in Deutschland nicht?

Jetzt aber zu Van Halen. Den Soundcheck machten die Jungs selber und der klang schon mal ganz amtlich. Das Konzert in Paso Van Robles war dann allenfalls solide – leider. Eddie war in Topform, aber auf der Bühne fehlte irgendwie der zündende Funke. Es dauerte bis zum 5. Song, bis die Band warm geworden war und auch etwas Show machte – wobei David Lee Roth und Eddie nicht mehr so springen können wie früher und es auch einfach nicht mehr taten. Deutlich schlimmer war allerdings, dass Dave auch nicht mehr so singen kann. Er sang öfter schief und seine Stimme war nach der Hälfte des Konzerts heiser. Es war toll, die Jungs noch einmal live zu sehen (und die Stimmung war insgesamt ausgelassen und sehr gut), aber handwerklich solide reicht eben nicht für eine solche Band. Nach knapp 2h war Schluss und die Zugabe Jump wurde von Diamond Dave noch einmal richtig zerlegt. Dennoch:  Der Kerl hat Charisma und so wie Eddie spielt kein Zweiter. Sein Sohn auch nicht, aber auch der hat es drauf. Wahrscheinlich muss ich einfach froh sein, dass sie alle noch leben und noch live spielen.

So ging dann unser Mittwoch vorbei und fühlte sich an wie ein ganzes Wochenende. Am Samstag unterhielten C und ich uns beim Wandern darüber, wie es sich so anfühlt hier zu Leben, was anders ist und warum wir so viel unternehmen. Ihr Fazit: Hier leben ist wie Urlaub machen, nur dass man unter der Woche arbeiten muss. Sie hat recht.