Neulich in Erlangen

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Farshid ist iranischer Jude, amerikanischer Staatsbürger, ein Kollege von C bei Siemens und schon oft nach Deutschland gereist. Neulich, auf einer Dienstreise nach Deutschland, hat er sich im Flugzeug eine Augeninfektion zugezogen (ja, er fliegt immer United). Am Sonntagabend um 20 Uhr war Farshid daher auf der Suche nach einem Augenarzt in Erlangen. Die Siemens Auslandsreise-Hotline verwies ihn an das Universitätsklinikum, wo ihm nach kurzer Wartezeit vom Augenarzt ein Rezept ausgehändigt wurde: “Gehen Sie damit mal zur Apotheke, dann bekommen Sie Ihre Salbe”. In den USA ist es üblich, dass jedes Krankenhaus auch direkt eine Apotheke hat. Farshid wandte sich daher an den Pförtner auf der Suche nach eben dieser Apotheke – und wurde zu seiner Überraschung mit Hilfe eines Stadtplans quer durch Erlangen an die nächste Nachtapotheke verwiesen. Dort angekommen fand er sich vor einer verschlossenen Tür wieder. Die Nachtapotheke hatte offensichtlich geschlossen. Zum Glück liefen gerade ein paar Studenten vorbei, so dass er sie nach der nächsten “geöffneten” Apotheke fragen konnte. “Wieso, das ist doch die Nachtapotheke, Du musst nur an der Tür klopfen”, gaben die Studenten bereitwillig Auskunft. Und tatsächlich, der Nachtapotheker erschien, nahm das Rezept und schob das Medikament durch den Fensterschlitz, wobei Farshid sich vorkam, als hätte er gerade ein paar Gram Heroin bei seinem Dealer erworben – unter dem Tresen sozusagen. Und warum wissen wir von der ganzen Geschichte? Weil diese Woche die Rechnung vom Universitätsklinikum in Berkeley eintraf – samt deutschem Überweisungsträger, den Farshid vergeblich mit der Kreditkarte zu bezahlen versuchte. Überweisungen an sich sind im Jahre 2016 in den USA noch völlig unbekannt. Gut, dass man deutsche Freunde hat, die zur Not auch eine Überweisung gegen Barzahlung veranlassen können.