In the Suburbs

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Es scheint, als sei durch meinen letzten Blogeintrag der Eindruck entstanden, ich sei traurig und wir fühlten uns hier nicht wohl. Dem muss ich entschieden entgegentreten. Wir waren diese Woche drei mal beim Sport, waren zum Grillen eingeladen, bei den Australiern bin ich offenbar auch noch im Rennen und bei uns ist es noch Sonntag Abend und nicht (wie bei Euch) Montag Morgen. Durch die ganze Arbeit fällt es mir manchmal schwer, die Zeit hier gebührend zu genießen und zu verstehen, wie viel wir hier schaffen. Und wir haben ein Ziel, das wir natürlich unbedingt erreichen wollen. Aber wenn wir wieder in ein fremdes Land fliegen, fangen wir nicht bei Null an. Wir wissen jetzt, wie wir Leute kennenlernen, uns Chancen erarbeiten uns vorzustellen und unser Budget zu schonen. Auch wenn der ganz große Wurf noch nicht dabei war, es läuft gut hier für uns. Ehrlich!

Außerdem hat es heute endlich aufgehört zu regnen. Dennoch bibbern wir hier immer noch bei ca. 11°C. Ja, macht Euch ruhig lustig. Die Kalifornier frieren, während in Berlin Frühlingsanfang zelebriert wird. Dafür tragen die Amis und Mexikaner hier auch bei Regen Shorts! Und wir waren heute zusammen mit Seven schwimmen, im beheizten Freibad. Willkommen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. 

Gestern waren wir bei Nils und Daniela zum Grillen eingeladen. Ich fand es extrem spannend, in die Suburbs von Cupertino einzutauchen. Die beiden haben ein hübsches Häuschen in einer Straße, die glatt einem Hollywood-Film entnommen sein könnte. Viel grüner Rasen vor den Häusern, Basketballkörbe in den Einfahrten und überall Asiaten – das sind die wahren Herren über Cupertino. Es gab leckere Burger, Bratwürste, Nudelsalat und echten deutschen Senf. Offenbar hat jeder Exildeutsche hier etwas, auf das er nicht verzichten kann. Was wärt Ihr bereit für uns zu schmuggeln?

Abends war es dann endlich soweit: Seven ist da! Schon komisch, dass wir nach vier Jahren  wieder vereint sind, in Watsonville. So war also das ein oder andere Bier fällig und Phil spendierte noch eine Flasche hausgemachten, kalifornischen Eiswein. Wahrscheinlich wird Seven mir das nie verzeihen, aber ich bilde mir ein, sein Englisch klingt nicht nur etwas eingerostet, sondern hat einen latent Indisch klingenden Unterton. Und das lag definitiv nicht am Alkohol. C ist es nämlich auf aufgefallen. Yes, yes, yes, yes, Mr. Seven, das muss besser werden!

Den heutigen Tag haben wir dann wirklich ganz ruhig angehen lassen. Er begann spät mit französischen pain au chocolat von Trader Joe’s, die wir im Ofen fertig gebacken haben. Lecker! Katy war allerdings schon wenig später der Meinung, dass ihre Erkältung von einem richtigen Burger profitieren würde, weshalb wir um 12 Uhr bereits in ein Lokal um die Ecke einkehrten. C und ich haben uns übrigens ein Thunfisch-Sandwich geteilt, von dem auch jeweils ein Viertel gereicht hätte. Danach habe ich noch an meinen Entwürfen für Visitenkarten gefeilt, die nächste Woche in den Druck gehen können. Apropos nächste Woche: die wird super spannend für uns. Ich habe letzten Freitag einen sehr coolen Typen kennengelernt, der schon unheimlich viele Projekte gemacht und zuletzt bei Netflix Video on demand salonfähig gemacht hat. Darauf angesprochen, dass es auch außerhalb der Bay Area talentierte Entwickler gibt, meinte er nur, “ja, die gibt es definitiv, aber wenn du nicht hier warst, hast du auch nicht mit den großen Jungs gespielt”. Die großen Jungs sind mir langsam egal. Ich lebe derzeit jeden Tag so wie ich das will. Und es macht mir Spaß!