5 – Biolärm

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Vor Sonnenaufgang ist plötzlich Krieg im Papageienkäfig. Gestern Abend hatten die schönen Aras alle brav den Kopf unter die Flügel geklemmt und lediglich eine vorlaute Gans quakte hin und wieder. Aber jetzt klingt es nach Papageienmassaker. Schlichten gehen? Nein, lieber Ohrstöpsel rein und weiterschlafen.

Wir stehen trotzdem um kurz vor 8 Uhr bereit zum Frühstück. Es ist wolkig in der Vulkanlagune und sogar ein paar Tropfen fallen. Frühstück ist ok, ein Kännchen Milch zum (dünnen) Kaffee kostet extra – aber ich handele den Preis bei der netten Paola noch ein bisschen runter. Wir brechen auf und laufen den Weg hoch zur Straße. Unser Taxi ist pünktlich wie ein schweizer Uhrwerk. Es soll uns nur aus dem Krater hoch zur Landstraße bringen, aber ich habe noch nie in einem Auto gesessen, das so im Arsch ist! Mühsam kämpfen wir uns den Berg hoch und kurz vor dem Ziel bietet der Fahrer uns dann an, uns bis nach Granada zu fahren. Warum nicht? In Nicaragua muss man seine Pläne auch mal ändern können! Wir schlagen ein, er montiert kurzerhand das Taxi-Schild vom Dach (gäbe Ärger mit der Polizei, da er nur für Masaya zugelassen ist) und im Nu sind wir vor unserem Hotel. Was für eine kurze Reise. Unser ist Zimmer ist vor 10 Uhr noch nicht bezugsfertig, also machen wir einen Stadtrundgang. Heute ist Kinder-Kirchenfest mit Gesang und Prozession. D macht Fotos von den adrett in Schuluniform gekleideten Jungs und Mädels und kitschigen Madonnen Statuen. Ich versuche mir die Straßenverkäufer vom Leib zu halten. Irgendwie fällt mir das heute nicht leicht. Wir trinken Kaffee und haben uns irgendwie an der Lagune den Magen verdorben – wurde ja auch langsam Zeit.

Gegen Mittag geht’s mit Chips und Cola ins Hotel, gemütlich hier, mit Innenhof und Pool. Die Klimaanlage geht auch – Zeit für Siesta! Nachmittags schauen wir noch ein paar Kirchen an, kaufen beim Aussteiger-Bäcker ein Foccaccia und Küchlein ein und laufen hinunter zum Seeufer. Hier ist außer Müll, Fliegen und einer brüchigen Seebrücke nichts zu holen. Der See ist allerdings riesig! Beim Fähranleger hängt ein Plan, der allerdings die lokalen Baseballspiele anzeigt und nicht, wie erhofft, den Bootsfahrzeiten. Wir sind nicht angetan von diesem Ort, der eigentlich so schön sein könnte, und laufen nach unserem Snack zurück in die Innenstadt. Im Hotel machen wir uns frisch und hängen das Moskitonetz auf. Ohne geht’s nicht mehr! Beim Heraussuchen einer Unterkunft für die nächste Etappe zur Isla de Ometepe werden wir von einem plötzlichen Stromausfall überrascht. Die ganze Stadt ist dunkel. Die ganze? Nein, vom Hotelausguck sieht man: im Baseballstadion ist Festtagsbeleuchtung. Mit Kopflampe und Handys bewaffnet gehen wir zum Italiener, denn heute soll es Pizza geben – die beste der ganzen Stadt, hat D recherchiert. Das Licht geht wieder an bevor wir sitzen. Die Pizza ist ganz gut, alles voller Touristen hier. Uns ist klar: Granada führt ein Doppelleben – eins für Touristen und eins für Nicas.

–– C