4th of July

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Gestern haben C und ich unseren ersten Feiertag in Kalifornien genossen. Der 4. Juli ist hier eine große Sache, schließlich wird die Unabhängigkeit der USA von den Inselaffen im Jahre 1776 gefeiert. Wir sind bereits am Dienstagabend nach Watsonville zu Katy und Phil gefahren, bei denen wir uns zu einer zünftigen 4th of July Party eingeladen hatten. Welch ein Schock bei der Ankunft: Katy hatte das gesamte Haus auf Vordermann gebracht und war noch dabei zu saugen als wir ankamen. Außerdem hatte sie ein “Beer Chicken” im Ofen, dessen Zubereitung sie ungefähr so beschrieb: “You shove a beer can up the chicken’s butt and put it into the oven”. Lecker wars, auch wenn das Huhn nicht besonders nach Bier geschmeckt hat. Nach dem Essen wurden wir eingeladen Katy’s Geburtstagsgeschenk auszuprobieren: ihren nagelneuen, riesigen Hot-Tub (Whirlpool). Phil hatte das ca. 5qm große Becken bereits vorgewärmt, so dass das Wasser gute 104º Fahrenheit (40º C) warm war, als wir zu viert, jeweils mit einer Margherita oder einem Bier bewaffnet, den Tag bei Mondschein ausklingen ließen.

Am 4th of July waren dann erstmal Vorbereitungen angesagt. Terrasse fegen, Stühle und Tische abwischen, Essen machen und dekorieren, usw. Gegen 12 Uhr mittags kam dann auch schon der erste Gast: Steve, ein netter Typ um die 60, der vor ein paar Jahren mit einer großen Chipfirma sehr viel Geld gemacht hatte. Typisch für Amerika stellte er sich sofort freundlich mit seinem Vornamen vor und ließ sämtliche Starallüren vermissen. Ganz normal eben. Steve meinte er habe sich gefragt, was man denn mitbringen könne, zu einer 4th of July Party, und sei dann zu der Erkenntnis gekommen, Bier und Knarren seien die beste Kombination. Schließlich sei das hier immer noch Amerika. Tatsächlich hatte er einen Haufen Smith & Wesson Revolver und einen Karabiner dabei, die wir dann auch gleich alle (ohne Bier) hinter dem Haus ausprobieren mussten. Ich hatte mich den ganzen Morgen über gefragt, wo Phil geblieben war. Jetzt war alles klar. Er war vorab informiert und hatte eine Schießanlage hinter dem Haus gebaut. Seit meiner Bundeswehrzeit mache ich mir nicht mehr viel aus Waffen. Ja, die Revolver ließen sich gut schießen, aber einfach mal mit einer scharfen 9mm Waffe in der Gegend rumzuballern ist doch einfach komisch und unnötig. Zu mal die Geschosse natürlich die Sperrholzschießscheiben locker durchschlugen und dann noch weiter in der Botanik unterwegs waren. Deswegen war der Spuk auch schnell vorbei, denn das konnte niemand verantworten. C konnte natürlich mit der ganzen Aktion überhaupt nichts anfangen. Ich stellte immerhin erleichtert fest, dass ich zwar vom Schießen keine Ahnung mehr habe, mir aber die Sicherheitsrichtlinien der Bundeswehr mir noch sehr gut im Gedächtnis waren.

Ansonsten wurde einfach nur gegessen. Chips, Nachos, Spinatdip, Guacamole, Ribs, die extrazart vom Knochen fielen, Hamburger, Hotdogs, original bayrische Käsewürstchen (ohne Kartoffelsalat), uvm. So voll war ich schon lange nicht mehr. Es wurde auf unsere Rückkehr in die USA angestoßen, Pläne geschmiedet, über Beziehungskisten geredet und einfach in der Sonne rumgehangen. Katy’s Zwillingsschwester machte uns dann das größte Kompliment, indem sie sagte, das Katy und Phil viel mehr Party’s schmeißen und Leute einladen, seit wir um Januar bei ihnen gewohnt haben. Ganz klar unser Verdienst.

Und Steve? Der amüsierte sich prächtig, musste aber frühzeitig zu einem Charity-Event, als Barkeeper Bier zapfen. Vorher versuchte er aber noch, mir den Porsche 911 seines Sohnes anzudrehen, den dieser einfach nicht los werde. Grund genug, ihm mal meine Karte zu geben.